Flurnamen können Spannendes erzählen

Geschichte Der Heimatverein Schortens von 1929 e.V. hat historische Flurkarten im Angebot

Schortens- /Georg Schwitters, Ehrenvorsitzender des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V., hat zu Hause einen Schatz, den er veräußern möchte. Es handelt sich um Flurkarten der damaligen Gemeinden Schortens und Sillenstede im Maßstab 1:10.000. Sie wurden von den Kartografen des Großherzogtums Oldenburg 1836 aufgenommen. Gedruckt wurden sie 1841, 1847 erschien dazu ein Register.

Zur Sammlung der alten Flurnamen rief 1928 der Oldenburger Landesverein für Heimatkunde und Heimatschutz auf. Georg Janßen, Heimatforscher in Sillenstede, und Hauptlehrer Johann Eden aus Schortens zählten zu den Freunden des Altertums der Gemeinde Schortens, die 1929 den Heimatverein gründeten und sich gegenseitig ihre Forschungen präsentierten.

Georg Janßen veröffentlichte 1925 sein Buch „Was uns Orts- und Flurnamen erzählen“. „Sein Buch könnte den Anstoß zur landesweiten Flurnamenforschung gewesen sein“, mutmaßt Georg Schwitters. Johann Eden hatte seine Flurnamensammlung 1930 vollständig. „Die Flurkarten und die Flurnamensammlung Johann Edens wurden 1992 in Jever reproduziert, das Buch von Georg Janßen 1997 neu aufgelegt“, erklärt Georg Schwitters, Heimatvereinsvorsitzender von 1987 bis 2004. Das Buch ist mittlerweile vergriffen. Doch von den Flurkarten, deren Originale in Archiven in Oldenburg und Jever verwahrt werden, sind noch Exemplare zu haben. Georg Schwitters, der ein großer Buchliebhaber ist, wird nach dem Bau weiterer Bücherborte keinen Platz mehr für die Flurkarten haben. Er möchte sie daher gerne heimatkundlich Interessierten zukommen lassen. Über den Heimatverein Schortens von 1929 e.V. kann der Preis erfragt werden.

Georg Schwitters freut sich, wenn die Stadt Schortens Straßennamen mit Bezug zu Flurnamen vergibt. „Der Feldhuuser Karkpadd wurde sogar bei der Planung des Straßennetzes auf den alten Kirchweg von Feldhausen zur St. Stephanus-Kirche, dem Bezugspunkt in Schortens, gelegt“, freut sich der pensionierte Lehrer. Besonders im Ammerland mit großen Kirchspielen sei das Kirchwegenetz ausgeprägt. Vom Heimatverein stammen auch Texte auf
Zusatzschildern, die Straßennamen erklären, wie zum Beispiel Brumidik. „Der Name bezieht sich wahrscheinlich auf Bram, den Ginster auf Plattdeutsch, der auf dem Heideland dort wuchs“, erläutert Georg Schwitters, der gerade zu den über 65 Kattrepel, die es in Deutschland gibt, forscht.

Bild: Henning Karasch

Besuch ließ Erinnerungen wach werden


Senioren Gruppe vom Pflege Butler Schortens besuchte das Heimathaus Schortens
Heidmühle- /Erstmals war jetzt eine Gruppe vom Pflege Butler in Schortens zu Gast im Heimathaus des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. Die Idee dazu hatte Betreuungskraft Daniela Schölzel, seit Mitte Dezember 2021 in dem Seniorenheim tätig. „Aus Versicherungsgründen darf ich leider den Bulli des Seniorenheims nicht fahren“, sagte sie. So gab es einen Sonntagsspaziergang und erklärende Worte des Vorsitzenden des Heimatvereins, Johannes Peters. Die Gäste erkannten einige Exponate der „Bauernstube“, so etwa die
Schnippelbohnenmaschine. Sie fanden sich auf Fotos im Kalender des Heimatvereins mit historischen Aufnahmen, von dem der Vorsitzende den Gästen ein Exemplar überreichte.

Die Gäste erzählten aus ihren Erinnerungen, angeregt durch die Exponate der Ostdeutschen Kultur- und Heimatstiftung im Heimathaus. Eine 89-jährige Besucherin war nach Beschlagnahme des Familienbesitzes aus dem Eulen-gebirge nach Schortens vertrieben worden, mit Mutter, Großeltern mütterlich-erseits und der kleinen Schwester, einem „Andenken“ des letzten Fronturlaubs des gefallenen Vaters. Eine andere Teilnehmerin erinnerte sich an die Schöfel, die ein sowjetischer Kriegsgefangener ihr in Sande herstellte. Als ihr Vater später in Sibirien in Gefangenschaft kam, sei dieser ehemalige Kriegsgefangene
dort Aufseher gewesen. Ihre Platznachbarin berichtete vom Kriegsgefangenen-lager Sande und den Kartoffeln aus dem Offiziersheim, die den Gefangenen gebracht wurden, obwohl bei Wiederholung mit Erschießen gedroht wurde. Einige der Gäste erinnerten sich an Sirenen, Nächte, in denen sie angekleidet ins Bett und später in den Bunker gingen, Brandbomben und das Aufräumen nach dem Angriff. „Wir haben in Sande einiges abgekriegt, was wohl für
Wilhelmshaven bestimmt war, sagte eine Seniorin. Einige Gäste äußerten Furcht vor einem dritten Weltkrieg. Aber auch schöne Erinnerungen gab es, etwa an Gastwirtschaften und Geschäfte.

Johannes Peters, selbst Autor im Historien-Kalender, sprach über sein Vorhaben, diesen in Regie des Heimatvereins fortzuführen.

Gemeindebürger Ostiem übergeben Vereinsfahne

Geschichte Verein der Gemeindebürger Ostiem übergibt seine Vereinsfahne
Schortens- /Seit dem ersten Weltkrieg, genauer seit seiner Gründung am 17. Dezember 1916, wirkte der Verein der Gemeindebürger Ostiem zum Wohle der Gemeinde und heutigen Stadt Schortens. Damals trafen sich 26 Männer in Grahlmanns Wirtshaus, wie in der Vereinschronik steht. Doch damit ist nun Schluss, sagt Vorsitzender Richard Janßen bedauernd. „Am 9.März 2020 fand die letzte Mitgliederversammlung mit 27 Teilnehmern von gut 180 Mitgliedern im Bürgerhaus Schortens statt. Die Coronapandemie brachte das
Vereinsgeschehen seither komplett zum Erliegen“, fährt er fort. In der
Jahreshauptversammlung hätten Vorstandswahlen angestanden. In den letzten Jahren sei die Vorstandsarbeit, also Vorsitz, Schriftführer ohne Vertretung und Mitgliederverwaltung, allein bei ihm verblieben, begründet Richard Janßen den Entschluss, nicht erneut zu kandidieren. Zudem plagen den Vorsitzenden, seit 2015 im Amt, ebenso wie Gerold Rickerts, Kassenwart seit 1978, gesundheitliche Probleme. Aufrufe an die Mitglieder zur Beteiligung an
Vorstandsarbeit blieben seit Ende 2019 fruchtlos. So schlug der erweiterte Vorstand mit den sechs Mitgliederbetreuern die Auflösung vor und forderte die zuletzt 151 Mitglieder schriftlich auf, darüber abzustimmen. 141 Mitglieder stimmten der Auflösung zu. „Das war ein eindeutiges Votum. Mit der abschließenden Kassenprüfung wurde das letzte Bankguthaben festgestellt und danach an die Mitglieder ausgekehrt“, so Richard Janßen.

Die kunstvoll gestickte Vereinsfahne samt Stocknadeln und Fahnenbändern, Königskette und -orden vom Schützenfest beim Ostiemer Hof sowie zwei siegelähnliche Stempel überreichte er an Johannes Peters, Vorsitzender des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. Die Fahne befand sich viele Jahre beim langjährigen Vorsitzenden der Gemeindebürger Ostiem, Uwe Schneider, der sich, so Richard Janßen, um den Verein unheimlich verdient machte. Sie sei zu
schade, um in der Versenkung zu verschwinden, bekräftigte Johannes Peters, sollte aber wenig Sonnenlicht abbekommen. Beim Chronikkreis gebe es einen Fahnenschrank, Fahnen befinden sich ebenfalls im Stadtarchiv, darunter jene des gemischten Chores Schortens. Protokollbücher und Unterlagen der Gemeindebürger Ostiem seien bereits im Stadtarchiv, sagte Richard Janßen. Wer sich weiterhin einbringen möchte, könne dies im Heimatverein oder im
Bürgerverein Schortens tun, empfahl er.