Gustav Schneider

von Rüdiger Schneider

Eva, Rüdiger, Karin und Gustav Schneider

Gustav Schneider wurde am 07.02.1920 in Girlachsdorf, Kreis Reichenbach/Niederschlesien, als zweitjüngstes Kind geboren. Nach dem Besuch der Volksschule hat er auf dem elterlichen Bauernhof mitgearbeitet und 1937 und 1938 die Landwirtschaftsschule in Reichenbach besucht. Ende 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und 1941 bei seinem einzigen Kriegseinsatz im Russlandfeldzug schon am 5. Tag verwundet und war als Soldat nicht mehr einsetzbar. Im Sommer 1944 erfolgte die endgültige Ausmusterung. Er wurde Hoferbe, wurde jedoch im Frühjahr 1946 mit der gesamten Dorfbevölkerung vertrieben und kam ins Rheiderland, seiner zweiten Heimat, wie er später sagen würde. Dort in Heisfelde arbeitete er als Landarbeiter und lernte Landwirtschaft neu, denn aus seiner Sicht war diese Gegend stark zurückgeblieben. Hier lernte er seine am 27. Mai 1922 in Eichborn, Ostpreußen, geborene Frau Eva Hein kennen. 1951 heirateten sie und 1952 kam Tochter Karin zur Welt. Durch glückliche Umstände wurde ihnen eine neu zu errichtende Hofstelle in Schortens zugewiesen. Am 19. März 1953 kam er mit geliehenem Pferd und Wagen in Schortens an und fand Unterkunft bei seinem neuen Nachbarn Hans Jürgens, mit dem er zu dessen Lebzeiten an diesem Tag immer zusammenkam. Am nächsten Tag begann er mit dem Ausschachten der Fundamente. Im Sommer kamen Frau und Tochter nach und wohnten in einer Baubude auf dem Hof von Jürgens. Im September 1953 zogen sie auf den neuen Hof und begannen ihre Landwirtschaft mit 8 Kühen, 2 Pferden, 5 Hühnern und 23.000 DM Schulden.

Gustav und Eva Schneider mit Tochter Karin (1953)

Mit Arbeit, Glück und Gesundheit ausgestattet, wirtschafteten sie erfolgreich und konnten ihren Betrieb nach und nach ausbauen. 1957 kam ihr Sohn Rüdiger zur Welt. Obwohl in Schortens zu Hause, schmerzte beiden der Verlust ihrer Heimat sehr. Bemerkenswert war, dass ihnen der Hass auf die sie vertreibenden Polen fremd war. Sie wussten, dass diesen Polen das gleiche Schicksal widerfahren war, denn sie waren vorher von den Russen aus der Westukraine vertrieben worden. In den sechziger und siebziger Jahren wurde der Hof weiter ausgebaut. Gustav Schneider wurde Ausschussmitglied im Wasserverband, Aufsichtsratmitglied der Molkerei und Beisitzer beim Landwirtschaftsgericht. 1985 übergab er den Betrieb an seinen Sohn und zog nach Schortens in den Grünen Weg. Er half aber weiter mit Leib und Seele auf dem Betrieb. Er betüderte die – ab der Jahrtausendwende häufiger tätigen – jungen saisonalen polnischen Mitarbeiter des Hofes. Zu ihnen hatte er ein bemerkenswert freundschaftliches Verhältnis. Er verstarb am 27. März 2010.