Die ehemalige Kaiserstraße in Schortens

Wohnraumbeschaffung in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts

Auf alten Fotografien sind nur wenige Häuser an der Straße zwischen dem Kirchdorf Schortens und dem Ortsteil Heidmühle zu erkennen. Kühe grasen auf größeren Weideflächen zwischen „Papenmoorland“, „Oyken Flag“ und „Schmerige Hörn“. Größere Gartenflächen gab es im „Pastoren-Dieken.“ Die Kinder spielten ungefährdet auf der Fahrbahn. Die Heidmühler Chaussee, wie sie damals genannt wurde, bildete die Verbindung zwischen diesen beiden Ortsteilen. Eine gewisse Rivalität gab es zwischen den Schortensern und den Bewohnern von Heidmühle, wobei die „Hoheitsgrenze“ der Kreuzweg bildete.

Eine lockere Bebauung begann bereits mit der Inbetriebnahme der Kaiserlichen Marinewerft in Wilhelmshaven. Viele Werftarbeiter suchten in der Nähe günstig gelegene Baugrundstücke, und die Gemeinde Schortens bot sich als Wohnort an. Die Wohnbebauuung setzte dann kräftig ein, als die damaligen Machthaber in Berlin in den Dreißigern ein Wohnungsbauprogramm auflegten, den Angehörigen der Reichsdienststellen günstiges und bezahlbares Wohnen zu bieten. In unserem Raum gehörten bis auf einige Ausnahmen die Marine- und Luftwaffensoldaten und die Arbeiter der Kriegsmarinewerft dazu. Mitte der Dreißigerjahre entstanden die einheitlich anzuschauenden Häuser. Ihr Baustil mit den steilen Dächern und den aufrechten Fensterformaten mit den Sprossenscheiben prägten die Gesamtansicht. Die Häuser hatten nur eine Grundausstattung, kein Bad und keine Zentralheizungsanlage, dafür aber einen Stallanbau für Kleinvieh. Den Bewohnern stand ein Gemüsegarten für die Selbstversorung zur Verfügung.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Straße umbenannt in Menkestraße. Sie wurde benannt nach Conrad Menke, der in der Zeit gleich nach dem Krieg bis März 1946 in der damaligen Gemeinde Oestringen Bürgermeister war. Die in den Dreißigerjahren gebildete Großgemeinde, bestehend aus den Gemeinden Cleverns-Sandel, Sande und Schortens, wurde 1948 aufgelöst. Auf dem Bild ist die heranwachsende Allee zu erkennen, die bis in die Sechzigerjahre zu einem dichten Baldachin heran wuchs. Mit der Erneuerung des Straßenbelags und anderer Baumaßnahmen mussten die ehrwürdigen Bäume weichen. Neue Bäume wurden zwar angepflanzt, sie haben aber noch lange nicht das Bild früherer Zeiten erreicht.

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Bild: Archiv Heimatverein Schortens/Rudi Rabe

©2016/2017 Verlag Hermann Lüers, Ochsenhammsweg 31b, 26441 Jever, Telefon 04461/2792

Autor: Rudi Rabe, Klosterweg 7, 26419 Schortens, Telefon 04461/82182

Gesamtherstellung: BRUNE-METTCKER Druck- und Verlags-GmbH, Jever

Die Beschreibung aller Kalenderbilder findet man unter www.hv-schorten.de. Der Autor gibt ebenfalls Auskunft