Ostpreußen – so weit und doch so nah

Einen schön bebilderten Vortrag über seine Reise nach Ostpreußen hielt Carsten Streufert vor den Heimatfreunden. Er verglich dabei die Naturräume des Jeverlandes und Ostfrieslands mit den ostpreußischen Landschaften. Es sei nicht nur die Bezeichnung ’ost’, auf die sich Gemeinsamkeiten reduzierten.

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Beide Regionen lägen an der See, hätten eine hochentwickelte Fischerei, Handelsschifffahrt und Werftindustrie besessen. Hier wie dort habe man das Land entwässern müssen, um darauf Hochleistungsrinder und berühmte Pferderassen zu züchten. Seinen Besuch in Trakehnen hatte Streufert auch dokumentiert.

Das “Land der dunklen Wälder sei ursprünglich nicht so waldreich gewesen, wie man annehme sollte. Je weiter man nach Osten komme, desto kräftiger werde das Wild. Auch in Ostfriesland habe es bis ins 19. Jahrhundert Wölfe und viel Rotwild gegeben, auf Geflügel sei die Jagd frei gewesen.

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In Ostpreußen habe sich im Laufe der Jahrhunderte ein buntes Völkergemisch angesiedelt, zu dem Salzburger Protestanten, niederländische Katholiken, Juden und Pfälzer gehörten. Ähnlich sei man in Ostfriesland vorgegangen, um das Land urbar zu machen. Der Referent verwies auf seine “politisch unkorrekte” Karte, auf der Ostpreußen noch als “unter polnischer” und “sowjetischer Verwaltung” stehend bezeichnet wurden. Im polnischen Teil Ostpreußens gebe es seit den 70ern Heimwehtourismus, im russischen Oblast Kaliningrad allerdings weiterhin Sperrgebiete. Von Hunderten von Dörfern sei nicht mehr als ein Steinhaufen übrig geblieben. Carsten Streufert reiste von Marienburg, Königsberg, dem Ostseebad Cranz, dem Elchwaldgebiet und Trakehnen bis in die Rominter Heide, ehemals kaiserliches Jagdrevier.

In Cranz wurde Bernstein gesammelt, der Vortragende steuerte Fotos aus dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg bei.

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Kaliningrad zeige den typischen Plattenbaustil der Breschnew-Ära. Manchen Einwohnern sei der deutsche Name lieber, was Streufert anhand eines Kfz-Kennzeichens darlegte. Michail Iwanowitsch Kalinin habe als formelles Staatsoberhaupt der UdSSR alle Befehle Stalins abgezeichnet. Da Ljudmila Alexandrowna Putina, die Ehefrau Wladimir Putins, aus Kaliningrad stamme, habe sie sich dafür eingesetzt, den 750. Jahrestag der Stadtgründung zu feiern. Da Zar Peter der Große 1716/17 durch Königsberg reiste, wurde von dort aus durch die Russen eine Traditionslinie gezogen. Anstelle der Albertina-Universität befindet sich heute eine russisch-orthodoxe Kathedrale. Der Dom wurde wieder aufgebaut, das Schloss leider in den 70ern auf Befehl Leonid Breschnews gesprengt. Die Kaliningrader kannten kaum Berührungsängste mit den Deutschen, so gebe es dort ein Deutsches Haus mit ausgedehntem Programm. Im Dom komme es vor, dass Chöre ‘Ännchen von Tharau’ und das Ostpreußenlied sängen. Intellektuelle, die sich für die Erhaltung des Domes oder des Kantdenkmales einsetzten, hätten mit bis zu zwölf Jahren Arbeitslager dafür bezahlt.

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Carsten Streufert ging in Ostpreußen auf Entdeckungsreise durch Hochmoore, besuchte eine Schule, in der Deutsch unterrichtet wird, und die er über den Verein ‘Anthropos’, der sich für Sozialwaisen einsetzt, unterstützt. Gemeinsam mit seinem Freund und dessen russischer Frau besuchte Streufert die riesigen Erlenauewälder im Memeldelta, das Waldgebiet der Rominter Heide, das sich von 25 000 Hektar auf 35 000 Hektar ausgedehnt habe, und das kaiserliche Jagdhaus Pait, in dessen Festsaal wieder ein Bild Kaiser Wilhelms II. hänge. Dieser verbat es sich bis zu seinem Tode, dass Hermann Göring sein Jagdrevier nutzte. Göring erklärte die Rominter Heide ab 1936 zum Reichsnaturschutzgebiet und baute sich sein eigenes Anwesen. Luchse und Heckrinder wurden wieder angesiedelt. Auch den Italienblick von Nidden brachte Carsten Streufert seinen Zuhörern mit, ebenso einen Eindruck vom Mittelpunkt Europas in Litauen.

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