Heimatverein sieht Naturdenkmal in Gefahr

Geschichte Der Vorstand des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. sorgt sich um das Heiligtum

Oestringfelde– /“Nördlich des tiefen, ringförmigen Grabens, der die alte Klosterstätte umschließt, befindet sich ein Flurstück, das den Namen Nonnenfriedhof trägt, daran anschließend ein Flurstück, dessen alter Flurnamen Heiligtum lautet. Auf dem Heiligtum stand bis vor 25 Jahren eine uralte Eiche, im Umkreis darum waren zwölf alte Linden gepflanzt“, schrieb Dr. König, praktischer Arzt aus Heidmühle, am 15. November 1934 im Jeverschen Wochenblatt. „Leider ist dieses schöne Naturdenkmal vor 25 Jahren der Axt zum Opfer gefallen. Die Bäume wurden abgeschlagen, und die Stämme versteigert, wobei die alte Eiche für neun Reichsmark verkauft wurde. Das Holz war aber für Tischlerzwecke wertlos, weil die Eiche sich im Laufe ihres Wachstums mehrere Male um ihre Achse gedreht hat“, fuhr er fort. Das Alter der Eiche wurde auf 500 bis 600 Jahre geschätzt. Veränderte Eigentumsverhältnisse im Gut Kloster sollen zur Rodung geführt haben. Nachweise, das Heiligtum sei altheidnische Thingstätte des Gaues Asterga oder mittelalterlicher Versammlungsort gewesen, fehlten laut Dr. König. „Angeregt durch ihre Vorsitzenden, Herrn Bock, haben die Freunde des Altertums der
Gemeinde Schortens beschlossen, das Heiligtum wieder an der selben Stelle wie früher zu bepflanzen (…) Gleichzeitig soll es eine für die neue Gemeinde Oestringen charakteristische Stätte sein, ein Mittelpunkt für die Volksgemeinschaft der Oestringer Gemeindebürger“.

Über die „Feierliche Neueinweihung eines alten germanischen Heiligtums“ schrieb der „Wilhelmshavener Kurier“ am 19. November 1934: „Der Liberalismus mit seiner Profitgier war über sie gekommen, ihr fiel die heilige Stätte zum Opfer“. Jedoch hätten sich „die Freunde des Altertumsder Gemeinde Schortens der großen Aufgabe gewidmet, die alten historischen Stätten wieder zu Ehren zu bringen und die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten“. Der Vorsitzende, Eisenbahninspektor a.D. Karl Bock, habe im Gemeindevorsteher von Oestringen, Ortsgruppenleiter Parteigenosse Koch, einen Förderer für die Wiederherstellung des Heiligtums gefunden. „Zum neuerstandenen Heiligtum marschierten die Verbände mit klingendem Spiel und frohen Marschliedern“ und „unter großer Beteiligung aus dem ganzen Jeverland“. Im Zeitungsartikel, im markigen Tonfall der Zeit, wurde auf die Bedeutung dieses Platzes hingewiesen: „Hier an dieser Stelle wurden noch, wie uns die Alten berichten, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Lehrlinge, Meister und Gesellen in feierlicher Handlung zünftig gesprochen. Bis hierher wurde den auswandernden Gesellen, die auf die Walze gingen, von Jever aus das Geleit gegeben“. Mit drei Schaufeln Erde und Weihesprüchen durch den Vertreter des Amtes Friesland Regierungsassessor Dr. Böckmann, den Kreisleiter des Kreises Friesland der NSDAP, Parteigenosse Hans Flügel, der auch eine Rede hielt, den Leiter des Rüstringer Heimatbundes, Zeichenlehrer Baumann, und Karl Bock „wurde das Heiligtum in die Obhut der Gemeinde Oestringen“ gegeben. Mit kurzen, treffenden Worten bat Karl Bock darum, „dieser Stätte den Denkmalschutz angedeihen zu lassen“. Propagandistisch genutzt, marschierten auf: die von Sturmbannführer Onnen geführten Stürme des SA-Sturmbanns I/33, der NSDFB (Stahlhelm) unter der Führung des Kameraden Martsfeld-Addernhausen sowie die Kriegervereine, die Hitlerjugend, BDM und die Mädeltruppe von Schortens. Im Halbkreis um die Eiche nahmen sie Aufstellung. Unter Leitung von Hauptlehrer Schulz-Oestringfelde sangen Schulkinder aus Jungfernbusch, Oestringfelde und Roffhausen. Im Dezember 1934 feierte die Hitlerjugend aus Oestringfelde, Schortens und Jever am Heiligtum Sonnenwende.

Bereits 1934 hieß es: „Der Sportplatz schließt sich unmittelbar an diese Stätte an, so dass ein ausreichender Platz für große Aufmärsche vorhanden ist“. Diese Nähe zum heutigen Stadion am Klosterpark des Heidmühler Fußball Clubs (HFC) sieht der Vorsitzende des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V., Johannes Peters, als Gefahr für das Heiligtum, das bis 1909 östlich des Klosterwegs lag, wie eine Karte im Heimathaus belegt. „Wenn der HFC sein Sanitärgebäude, wie berichtet, erweitert, gibt es gewaltige Begehrlichkeiten, alles abzuholzen“, fürchtet Johannes Peters. Der Eingang zum Heiligtum liegt eher versteckt am Parkplatz. Nach Baumpflegemaßnahmen im Frühjahr
wirkt die Anlage gepflegt. Allerdings setzen BMX-Sportler dem umlaufenden Wall zu. An den Eingang hätte Johannes Peters gern wieder eine Hinweistafel auf das 1984 ausgewiesene Naturdenkmal, wie es sie vor Jahren gab. Er ist in Kontakt mit der Stadt und verweist auf das Gutachten zur Ausarbeitung eines Lösungsvorschlages zur Wiederherstellung und Erhaltung des Naturdenkmals Heiligtum im Klosterpark von 2011. Schon damals fehlte eine Linde, ein „akuter
Pflegerückstand“ wurde festgestellt.

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