Historische Maschine lässt Feldarbeit wie früher erleben


Landwirtschaft Der Heimatverein Schortens von 1929 e.V. erhielt eine Dippelmaschine geschenkt

Schortens- /Der Heimatverein Schortens von 1929 e.V. kann sich über ein weiteres Exponat freuen, dass hervorragend in die Sammlung passt, wie Vorsitzender Johannes Peters meint. Es handelt sich um eine Dippelmaschine. Sie verteilt Saatgut in den Furchen eines Feldes. Gebaut wurde sie von Gerhard Knaak um 1960 herum, schätzen dessen Schwiegersohn Ralf Mannott und Enkel Manuel Mannott. Da Gerhard Knaak 1928 in Zirchow in Hinterpommern
geboren wurde, wird auch eine Verbindung zur Ostdeutschen Kultur- und Heimatstiftung geschaffen. Zirchow heißt heute Sierakowo Sławieński und liegt rund 30 Kilometer von der damaligen wie heutigen Kreisstadt Slawno (Schlawe) entfernt.

Aus seinem Lebenslauf, den der 2003 verstorbene Gerhard Knaak 1950 als Schmiedelehrling in Jeringhave verfasste, geht hervor, dass er nach achtjährigem Schulbesuch 1943 die landwirtschaftliche Berufsschule im benachbarten Ratteick (heute Ratajki) besuchte, denn er sollte den elterlichen Hof erben. Im Januar 1945 wurde der 16-Jährige zum Reichsarbeitsdienst und acht Wochen später zur Wehrmacht eingezogen. Sein kriegsversehrter Oberfeldwebel in Norwegen hielt ihn aus Kämpfen heraus, erinnert sich sein
Schwiegersohn. Gerhard Knaak geriet in Kriegsgefangenschaft und ließ sich im Juni 1945 nach Jeringhave entlassen. Seine Eltern waren in Schortens gelandet.

Nach vier Jahren in der Landwirtschaft begann Gerhard Knaak seine Lehre. Diese musste er nach dem Tod seines Meisters Otto Eilers 1952 bei einem anderen Schmied beenden. Von 1954 bis 1979 arbeitete Gerhard Knaak als Schlosser bei den Olympia-Werken, wohin er anfangs von Varel mit dem Rad fuhr. Zahlreiche Verbesserungsvorschläge brachte er ein, so Ralf Mannott. Nach der Heirat 1954 baute Gerhard Knaak 1955 am Papenmoorlandsweg in
Schortens das Haus für seine vierköpfige Familie. Auf 30 Quadratmetern Fläche hob er den Keller mit Spaten selbst aus. Beruflich ging es für ihn zweimal in die Sowjetunion. Dort sollte ein Schreibmaschinenwerk gebaut werden. Nach seinem zweiten Aufenthalt dort bekam der 56-Jährige einen Schlaganfall und wurde nicht wieder voll erwerbsfähig. Seinen Geburtsort besuchte Gerhard Knaak nie wieder, wohl aber seine Schwester. Der elterliche Hof ist weg,
nur die Kirche steht noch.

Inklusive zugepachteter Fläche für Roggen, die ein Landwirt mit Gerhard Knaaks Hilfe mähte, bewirtschafteten Knaaks rund 4000 Quadratmeter Grund. Zur Selbstversorgung wurden Hühner, Tauben, Fasane, Enten, Kaninchen und zwei Schweine gehalten, von denen, wie der Roggen, stets eines als Abtrag für das Haus verkauft wurde. „Geht nicht, gibt’s nicht“ sei das Motto seines Großvaters gewesen, sagt Manuel Mannott, der dessen Gesellenstück,
eine Axt, aufbewahrt. Er lernt Metallbau und Maschinenbau und besitzt eine Feldesse der 1940er Jahre. Gerhard Knaak baute sich die Dippelmaschine, um Samen von Erbsen und Bohnen, auf die das Gerät eingestellt wurde, besser legen zu können. Im Innern sieht man das Rad mit Schweineborsten, das die Samen verteilte. Die Antriebskette könnte Gerhard Knaak von seinem Motorrad genommen haben, dass nie ansprang, mutmaßt Ralf Mannott. Einen PKW-Führerschein besaß sein Schwiegervater nicht. Manuel Mannott entdeckte die
Dippelmaschine auf dem Dachboden. Er konservierte ihre Patina mit Klarlack. Später wurde sie im früheren Schweinestall gelagert. Sie gehöre zu Schortens und solle unbedingt hier erhalten bleiben, finden Ralf und Manuel Mannott.

Veranstaltungen künftig kleiner gefeiert

Jahreshauptversammlung: Mitglieder des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. trafen sich

Schortens-/ Ein frohes Wiedersehen gab es auf der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. Schließlich gab es seit der vorigen
Jahreshauptversammlung im März 2020, bis auf einen Vortrag Dr. Holger Freunds über den Klimawandel, kein Treffen. Dieses Jahr, so hofft Vorsitzender Johannes Peters, kann man noch das Güstkinnelbeer feiern, wenn die Inzidenz im Herbst es zulässt. Das Traditionsfest soll mit dem plattdeutschen Abend am 23. September zusammengelegt werden. Allerdings änderten sich Gewohnheiten, Leute seien weniger trinkfest und mehr an ihrem Führerschein
interessiert. Daher solle es nicht mehr für alle Gäste Branntweinrosinen geben.

Johannes Peters berichtete vom Beiern im Turm der St. Stephanus-Kirche, wobei die anschließende Feier mit Partnerinnen entfallen musste. Ein Student der Jade Hochschule schrieb nach einem Praktikum bei der Stadt seine Bachelorarbeit über „Nachhaltige Stadtentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Straßennamen der Stadt Schortens“, die im Frühjahr fertig war und eine 1,3 erhielt. Exemplare haben der Heimatverein und die
Stadtbücherei. Anregung zum Thema sei ein Besuch in Visbek gewesen, so der Vorsitzende. Er teilte auch mit, dass eine Gruppe Heimatvertriebener aus Wittmund am 17. September die Ostdeutsche Sammlung besuchen möchte. Für diese Ausstellung sei ein moderneres Haus zu wünschen, sagte der Vorsitzende. Dort könne man ebenso Fundstücke von der Ausgrabung am Diekenkamp zeigen. Dafür sei ein Leihvertrag mit dem Land Niedersachsen nötig.

Für die Leitung des Olympia-Museums, dessen Mietvertrag um ein weiteres Jahr verlängert wurde, sei eine Nachfolgerin aus Jever gefunden, für das Stadtarchiv leider niemand. Dort soll Bürgermeister Gerhard Böhling eine Nachfolge benennen. Heimatverein, Chronikkreis Sillenstede und Stadt haben einen Vertrag mit der Stadt, deren Archiv zu betreuen. Johannes Peters wünschte, das „Heiligtum“ am Klosterpark wiederherzustellen und durch einen Hinweis zu ergänzen.

Da es keine Treffen gab, wurden die Anwesenden der Jahreshauptversammlung zum Frühstück im Dorfkrug eingeladen. Da keine Werbung, etwa bei „Wiehnachten bi de Kark“, gemacht werden konnte, gab es keine Beitritte. Es starben sieben Mitglieder, darunter Ehrenratsmitglied Dieter Mögling, guter Ratgeber in Zeiten der Kooperation mit der Accumer Mühle, und Familienforscherin und ehemaliges Vorstandsmitglied Käthe Willms. Der
Heimatverein hat nun 194 Mitglieder.

Den Anwesenden wurde der Kalender für 2022 mit historischen Bildern präsentiert, die Finanzwart Rudi Rabe zusammenstellte. Er ist für 17 Euro erhältlich. Zum plattdeutschen Abend ist Johannes Carls aus Reepsholt, zur Adventsfeier Eckhard Nowak aus Hannover eingeladen.

Der Vorstand des Heimatvereins präsentiert den historischen Kalender 2022

Alter Grenzpfahl in Wildkamp im Forst Upjever

Unser Heimatvereinsmitglied Ronald Becker hat auf seinen
Erkundungsfahrten in Wildkamp im Forst Upjever einen etwas in
Vergessenheit geratenen alten Grenzpfahl entdeckt. Ich habe ihn mit
Peter Homfeldt, dem der Standort bekannt war, besucht und dabei
haben wir durch den in der Nähe wohnenden Landwirt Frank
Cornelssen einen vom 15. Januar 1936 datierten Bericht des
„Wilhelmshavener Kurier“ erhalten, den ich nachfolgend wegen der
besseren Lesbarkeit wörtlich abgeschrieben habe:

Grenzpfahl unter Denkmalsschutz
Bekanntlich sind auf Erlaß einer Anordnung des Reichsinnenministers
Dr. Frick alle Grenzpfähle der deutschen Lande gefallen und zum Teil in
feierlicher Form beseitigt worden. Daß man nunmehr aber, ebenfalls in
feierlicher Weise, einen Grenzpfahl wieder aufstellt, dürfte nicht alle
Tage vorkommen. In der Gemeinde Oestringen geschah diese Tat am
letzten Sonntag und das kam so:
Bürgermeister Koch hatte die Anordnung des Innenministers seinen
Bezirksvertretern bekanntgegeben und diese beauftragt, die in ihrem
Bezirk liegenden Grenzpfähle zu beseitigen. Im sogenannten
„Wildkamp“ aber, in der Nähe der Bauerei des Pg. Buß, steht ein Grenzpfahl, der die Grenze zwischen Oldenburg und Ostfriesland bezeichnete, und auch dieser Pfahl wurde still und heimlich seines Amtes enthoben und zunächst auf den Hof des Bauern Buß geschafft.
Leider war in Vergessenheit geraten, daß man für diesen Grenzpfahl schon vor geraumer Zeit Denkmalschutz beantragt hatte, und da ist es zu verstehen, wenn man nun, wo die Tat verwirklicht werden soll, vergeblich den Pfahl sucht, der in vielen Jahren eindrucksvoll in seiner Wuchtigkeit und Größe hier die Wacht gehalten hatte.
Eine Anfrage beim Bürgermeister Koch klärt rasch alles auf, und um keine Zeit mehr zu verlieren, treffen sich an der Stelle, wo einstmals der riesige Eichenstamm seine Wacht hielt, die Bürgermeister Koch-Schortens, Eckhoff-Dose, Ortsgruppenleiter Koch-Dose sowie verschiedene Gemeinderäte und Volksgenossen aus den beiden Orten Schortens und Dose.
Bauer Buß schafft schnell mit seinen Pferden den Stamm wieder herbei, und mit vereinten Kräften steht der Grenzwächter bald wieder in
majestätischer Größe an seinem alten Platz, dem im Volksmund bekannten „Schmuggelweg“, auf dem vor vielen Jahren Schmuggler ihre Waren bei Nacht und Nebel über die Grenze schafften.
Bürgermeister Eckhoff ergreift das Wort und erklärt in einer plattdeutschen Ansprache den Sinn dieser Tat, der die Nachkommen an die Zeit erinnern soll, wo man noch einen Unterschied machte zwischen ostfriesischen Deutschen und Oldenburger Deutschen. Nicht als das was er früher war soll der Pfahl hier stehen, sondern der Unsinn einer früheren Zeit soll nun dergestalt einen tiefen und bedeutungsvollen Sinn erhalten, daß nunmehr jeden ersten Pfingsttag
morgens um 7 Uhr sich an dieser historischen Stätte die Bürgermeister der hier aneinander stoßenden Gemeinden Oestringen und Dose mit ihren Gemeinderäten treffen werden, um freundschaftlich-nachbarliche
Beziehungen zu pflegen und zu erhalten.
Auch Bürgermeister Koch spricht dann noch in kurzen Worten zu den
Versammelten, unter denen sich auch viele alte Einwohner aus Dose befanden, und dann ging es gemeinsam nach Dose zum „Spiekerkrog“, wo man in kameradschaftlicher Runde noch einige Stunden zusammenblieb.
Am winterlichen Waldweg aber reckt der Grenzpfahl sich zu wuchtiger Größe, fast schaurig wirkt er auf uns im Dämmerschein des Winterabends. Wo einstmals schwer bepackt Schmuggler ihres Weges zogen, zu seinen Füßen auch wohl einmal gerastet haben mögen, treffen sich nun die Volksgenossen und reichen sich über alle Grenzen hinweg die Hände zu gemeinschaftlicher nutzbringender Arbeit.

Grenzpfahl 2021

1983 wurde der Pfahl  von Mitarbeitern des Forstamtes Upjever und dem Landwirt Adolf Cornelssen restauriert. Im oberen Teil des Pfahls sind auf der nach Süden zeigenden Seite die Buchstaben „KP“ für „Königreich Preußen“ und auf der gegenüberliegenden Seite die Buchstaben „HO“ für „Herzogtum Oldenburg“ eingearbeitet.

Der Grenzpfahl ist z. Zt. in einem befriedigenden Zustand.