„Problemwolf“ begründet Traditionsfest (von Atto Ide)

Brauchtum
Heimatverein trifft sich zum Güstkinnelbeer – Mitglieder geehrt

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Probiert und für gut befunden: Heimatvereins-Vorsitzender Michael Kunz durfte das erste Glas Güstkinnelbeer verkosten. BILD: Atto Ide Bild vergrößern

Schortens – „Kampfwertgesteigert“ kommentierte der Marinesoldat und Vorsitzende des Heimatvereins Schortens Michael Kunz das diesjährige Schortenser „Güstkinnelbeer“, das ihm von Bürgerhauswirt Josy Klein zur Probe serviert wurde. In munterer Runde, zunächst bei Kaffee, Tee und Kuchen feierten die Mitglieder des Heimatvereins die inzwischen alte Tradition des Güstkinnelbeer.

Seit 1931, als der Heimatverein den in Schortens’ Geschichte legendenumrankten Wolfsgalgen am Klosterweg zur Erinnerung an den letzten in Schortens erlegten Wolf wieder aufstellte, ist mit dem Wolfsgalgen auch das Fest des Heimatvereins verbunden. Kinnelbeer ist eigentlich die Tradition, bei der Geburt eines Kindes die Freunde und Nachbarn mit einem Getränk aus in Hochprozentigem eingelegten Rosinen zu erfreuen.
Praktisch wie die Friesen nun einmal sind, bestanden sie auch auf dem Fest, wenn sich kein Nachwuchs einstellte, eben dem Güst-Kinnelbeer.
Für Stimmung sorgten die „Sänger vom Schwarzen Brack“ aus Neustadtgödens mit Liedern, die mehr oder weniger mit dem Meer zu tun hatten. Zumindest Rum – welch ein Zufall – kam in jedem Lied ihrer ersten Staffel vor.
An die Zeit nach dem Krieg in Schortens erinnerte Rudi Rabe, indem er aus dem neuen Buch des Heimatvereins „Das höchste der Gefühle – ein Mädchen aus Heidmühle“ das Kapitel über den Marktvogt Eduard Köhn vorlas.
Für das nächste Jahr wolle man sich etwas ganz besonderes einfallen lassen. Vielleicht könne man im Sommer beim Wolfsgalgen das Fest begehen. Das deutete Michael Kunz an. Genaue Pläne gebe es allerdings noch nicht.
Für 20 Jahre treue Mitgliedschaft ehrte Michael Kunz Hermine Buss, Margot Hillers, Johann Juilfs, Klaus Langer, Irmgard Mynarek, Herbert Schwiering, Annelene Sinske und Otto Wolken. 25 Jahre im Verein sind Mariechen Bockhoff, Martha Eden, Hertha van Hooven, Hans Peters und Gisela Rauska.

Quelle: NWZ-Online vom 09.November 2010

Beitrag von Henning Karrasch für die WZ

Güstkinnelbeer 2011 eventuell am Wolfsgalgen

Tradition Heimatverein Schortens ließ sich Rumrosinen schmecken

Schortens– /Unser Erster Vorsitzender  Michael Kunz hatte zum 79. Güstkinnelbeer den Anwesenden eine ganz besondere Ankündigung vorzutragen. Im Vorstand, wo gerade das Programm für 2011 vorbereitet werde, sei die Idee aufgekommen, das 80. Jubiläum der traditionellen Rumrosinenverkostung am Wolfsgalgen an der Ecke Klosterweg/Ginsterweg abzuhalten. Er erinnerte daran, dass den Wölfen, im 17. und 18. Jahrhundert eine wahre Landplage im Upjeverschen und Hopelser Forst, mit Treibjagden begegnet wurde. Bei Friedeburg soll 1731 ein Wolf geschossen worden sein. Als sich schließlich in der Nacht vom 20. auf den 21. November 1738 der letzte Isegrim erdreistete, sich dem Schafstall der Hofjägerfamilie Richter auf dem Klostergut Oestringfelde zu nähern, schoss ihn der Jägerssohn, Hermann Anton Richter, kurzerhand ab und hängte den Kadaver an einen Eichenpfahl, wo ihn Schaulustige aus dem ganzen Jeverland bestaunten. Ein Bild des Tieres von Meppe Schwitters soll sich im Schlossmuseum Jever befinden, Dietrich Schütte sei durch das Ereignis zu seinem Gedicht ‘Der letzte Galgen’ inspiriert worden. Böse Zungen aus dem Raum Addernhausen bezweifelten allerdings, dass es sich tatsächlich um einen Wolf handele, und verspotteten die Schortenser als ‘Hunhangers’. Viele Informationen verdankte Michael Kunz Georg Schwitters, so etwa dass die Holzpfähle bis 1909 immer wieder ersetzt wurden , bis der Wolfsgalgen in Vergessenheit geriet.

Aber schon auf der 18. Sitzung 1931 erinnerten sich die Mitglieder des Heimatvereins Schortens des Brauches und stellten auf den Tag genau 193 Jahre nach dem ersten Wolfsgalgen einen neuen Pfahl auf der Heide am Klosterweg auf, wo der Weg nach Schoost abzweigt. Vor 79 Jahren wurde dazu erstmals Güstkinnelbeer gereicht. Um es 2011 an Ort und Stelle zu genießen, müsste das Fest allerdings Ende August “in den Kalender eingebaut werden”, was dann zwar nicht zeitlich, dafür aber örtlich passend sei.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Heide Bastrop weilte auch unter uns. Begonnen wurde der Abend mit Tee und leckerem Apfelkuchen. Michael Kunz war sich sicher, dass er sich einiger plattdeutscher Silben nicht  würde enthalten können, und trug Verse zur Gründungszeremonie 1931 vor.

Vor dem Genuss der “kampfwertgesteigerten Boontjesopp”  brachten die ‘Sänger vom Schwarzen Brack unter der Leitung von Axel Götschenberg an der Gitarre einige Lieder zu Gehör. Darunter war ‘Finster war die Nacht’ mit dem abgeänderten Kehrvers “In Neustadt wohnt ein blondes Kind” und flotten Pfiffen und der Schlager ‘Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n’, dessen Rhythmus zum Teil mit Löffeln geklappert wurde. “Ein leichtes Schunkeldefizit auf der Steuerbordseite” wurde beim Lied ‘Es trinken die Matrosen’ ausgemacht. Rum spielte beim Güstkinnelbeer in Texten wie Gläsern eine gleichermaßen große Rolle, da er nun mal das Lieblingsgetränk der Matrosen sein soll. Da Applaus das Brot der Künstler ist, bedankten sich die Sänger abschließend “für die dicke Schnitte”.

Auch Bürgerhauswirt Josi Klein hatte einige Verse zum Umtrunk mitgebracht, bevor Michael Kunz und er sich die Probiergläser von Ilse Behrends und Sandra Schneider füllen ließen. Anschließend gab es für alle Anwesenden ein ordentliches Glas Güstkinnelbeer.

Das “Kernevent”, so Kunz, wurde umrahmt von Beiträgen von Rudi Rabe und Georg Schwitters. Rudi Rabe las aus dem neuen Buch ‘Das höchste der Gefühle’, von dem bereits 50 Prozent verkauft wurden, seine Geschichte über den Schortenser Marktvogt Eduard Köhn vor. Das Buch sei ein solcher Riesenerfolg, dass der Verleger bereits nach einem zweiten Band fragte. Rudi Rabe berichtete außerdem ‘Ut Omas Huusholt’. Eine ebenfalls selbstverständlich plattdeutsche Geschichte über die problematische, humorvolle Herstellung von ‘Brummelbeerwien’ gab Georg Schwitters zum Besten. Für 20-jährige Mitgliedschaft wurden Hermine Buss, Margot Hillers, Johann Juilfs, Klaus Langer, Irmgard Mynarek, Herbert Schwie-ring, Annelene Sinske und Otto Wolken, für 25 Jahre Mariechen Boekhoff, Martha Eden, Herta van Hooven, Hans Peters und Gisela Rauska geehrt.

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