Jahresbericht des Vorsitzenden Johannes Peters auf der
Mitgliederversammlung 23.04.2022

Corona schränkte die Aktivitäten des Heimatvereins stark ein.
Nur am 29. August konnte die gemeinsame Fahrradtour mit dem ADFC durch den Barkeler Busch, Sillenstede, Gummelstede und Bösselhausen durchgeführt werden sowie am Heiligabend und Silvester das Beiern im Glockenturm der St.-Stephanus-Kirche.
Die ausgefallenen Veranstaltungen sollen nun 2022 nachgeholt werden:
– 19.05. Vortrag „Libellenentdeckung mit der Kamera“
– 18.06. Fahrt hinter der Deichlinie des Deichbandes
– 25.06. Erdbeerfest
– 28.08. Fahrradtour mit dem ADFC
– 22.09. Plattdeutscher Abend
– 29.10. Güstkinnelbeer
– 26.11. Adventsfeier
– Heiligabend, Silvester Beiern
Der „Wiehnachtsmarkt di de Kark“ soll nicht mehr stattfinden, weil die Gefahr einer Absage wegen Corona den Planern Petra und Jens Hinrichs zu groß ist. Stattdessen ist eine Ersatzfeier im Sommer in der Überlegung. Aber entschieden ist es noch nicht. Wichtig für alle Veranstaltungen ist eine rege Beteiligung unserer Mitglieder.
Dem Verein werden vermehrt Schenkungen angeboten, wie die Bauernstube des vor über 20 Jahren verstorbenen Herrn Friedrichsen aus Grafschaft. Wir wollen auf jeden Fall die alten Werkzeuge wie Torfspaten, Dreschflegel usw ausstellen, aber im Heimathaus fehlt der Platz. Auch eine Dippelmaschine eines Heimat-vertriebenen und eine hundert Jahre alte Wäschemangel gehören zu den Geschenken, alles Dinge, die wenn wir sie ablehnen würden, wir wahrscheinlich nie wieder bekommen würden.
Nach dem vom Bürgermeister versprochenen Ersatz des bisherigen Heimat-hauses zu fragen erübrigt sich bei der gegenwärtigen Finanzlage der Stadt. Der letzte Stand war ein Stadthaus, in dem die ostdeutsche Sammlung aus dem jetzigen Heimathaus, das Olympiamuseum und ein noch einzurichtendes Stadtmuseum untergebracht werden. Die Tourist-Info müsste das Stadthaus
während ihrer Öffnungszeiten für Besucher, die sich über Audioguide
informieren könnten, öffnen. Damit wäre eine lange Öffnung ohne zusätzliche Personalkosten möglich.
Da die TCN-Marketing zum Jahresende aufgelöst wird, könnte es für das Olympiamuseum zu Problemen kommen, denn von dort wurde die Miete für unsere Räume bezahlt. Der Noch -Geschäftsführer Herr Schnieder will mit dem Vermieter, dem Landkreis und der Stadt Gespräche wegen der Bezahlung der Miete führen. Die letzte Aussage von Bürgermeister Böhling vor gut einem Jahr war, dass wir uns keine Sorgen wegen des Museums zu machen brauchten solange er Bürgermeister sei.
Ein anderes Problem ist das Naturdenkmal „Heiligtum“ beim Klosterpark- sportplatz. Dieses Frühjahr ist nun endlich ein Baumpflegeschnitt erfolgt und es sollte noch eine bisher nicht erfolgte Begehung mit den zuständigen Mitarbeitern des Landkreises und der Stadt erfolgen, wie weiter vorgegangen werden soll, denn es fehlt noch eine Linde und der Ringwall sowie das Umfeld müssen gepflegt werden. Da in unmittelbarer Nähe beim HFC gebaut werden
soll, müssen wir mit Nachdruck auf dieses Naturdenkmal aufmerksam machen.
Besonders beindruckend war der Besuch einer Gruppe Heimatvertriebener aus Wittmund im September im Heimathaus zur Besichtigung der ostdeutschen Sammlung. Einige haben der anwesenden Wochenblattreporterin ihre Fluchterlebnisse erzählt.
Aber es gibt auch Erfreuliches. So hat Frau Regina Rüdebusch, die mit Alfred Amman das Olympiamuseum aufgebaut hat, darum gebeten, ihre Doktorarbeit „Frauenarbeit in der Industrie in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders (1948-1966) am Beispiel der Olympia-Werke“ bei uns im Museum vorzustellen. Im Rahmen einer kleinen gemütlichen Runde bei Kaffee und Kuchen hat Frau Rüdebusch über den jahrelangen Werdegang der Arbeit berichtet und darf nun nach dieser öffentlichen Vorstellung der Doktorarbeit
auch den Titel Doktor Regina Rüdebusch führen.
Mitte 2021 haben wir der Stadt mitgeteilt, dass Peter Homfeldt zum Jahresende 2021 seine Arbeit im Stadtarchiv einstellen will und weil sich in den Reihen des Heimatvereins kein Nachfolger finden ließ, die Stadt gebeten, von ihren Mitarbeitern einen Nachfolger zu benennen, der dann von Herrn Homfeldt eingearbeitet werden würde. Die Stadt ist scheinbar noch auf der Suche, sodass die Arbeit dort zur Zeit ruht.
Der Verein der Gemeindebürger Ostiem löst sich auf. Wir wollen versuchen, deren Mitglieder, die weiterhin an einem Vereinsleben teilnehmen wollen, für den Heimatverein zu gewinnen. Der Heimatverein hat überwiegend ältere Mitglieder. Wir brauchen Ideen, wie wir auch jüngere ansprechen können.

Beitrag Olympiamuseum bei golem.de

Golem.de ist ein deutschsprachiges Onlinemagazin für Themen aus Informationstechnik, Wissenschaft, Technik und Elektrofahrzeugen.

In dem Artikel hier geht es um die Entwicklung von Mikroprozessoren in Deutschland. Hier war die Firma Olympia – temporär – Marktführer.
Peter Homfeld wurde in diesem Zusammenhang vom Aufstieg und zum Niedergang der Firma Olympia interviewt.

Regionale Frauenarbeit in den Fokus gerückt

Frauen stellten einen erheblichen Anteil am Aufschwung Nachkriegsdeutschlands und speziell der Olympia-Werke Roffhausen. Dies untersuchte Dr. Regina Rüdebusch aus Varel, die damit an der Universität Hamburg den Doktorgrad der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte erwarb. In den Räumen des Technologie Centrums Nordwest (TCN) auf dem früheren Olympia-Werksgelände stellte die studierte Lehrerin für Geschichte und Mathematik ihre Arbeit mit dem Titel “Frauenarbeit in der Industrie in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders (1948 – 1966) am Beispiel der Olympia-Werke“ (Oldenburger Studien Band 94, Isensee Verlag Oldenburg 2021, gefördert durch die Oldenburgische Landschaft) vor. Mit dabei waren Frank Schnieder (TCN-Geschäftsführer), Ina Wiemers (TCN-Bürokommunikation), Peter Homfeldt (Leiter des Olympia-Museums im gleichen Hause), Johannes Peters (Vorsitzender Heimatverein Schortens von 1929 e.V.) und Verleger Florian Isensee. Johannes Peters hatte für die kleine Runde eigens einen Kuchen gebacken.

Dr. Regina Rüdebusch beschrieb, wie sie zur Geschichte der Olympia-Werke kam. Zwar gebe es in ihrer Familie keine „Olympianer“. Jedoch suchte sie für ihre erste Staatsexamensarbeit an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg 2008 ein regionalhistorisches Thema. „Ich dachte, ich klopfe
mal beim TCN an und stieß gleich auf offene Ohren“, erinnerte sie sich. Ebenso war es beim damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V., Alfred Amman, selbst „Olympianer“. Schnell war auch die Idee eines Olympia-Museums geboren. Auf einen Zeitungsaufruf hin stand bald der halbe Vorraum der TCN-Geschäftsführung voller Schreibmaschinen, von denen Dr.
Regina Rüdebusch selbst eine besitzt. Peter Homfeldt bestätigte, erst am Morgen habe noch jemand telefonisch eine Schreibmaschine angeboten, um sie nicht verschrotten zu müssen.

Dr. Regina Rüdebusch fiel bei der Beschäftigung mit dem Thema der hohe Frauenanteil in den Olympia-Werken der 1950er und 1960er auf. Er lag in jener Zeit, als Frauenarbeit in der Industrie wenig akzeptiert war, bei gut 60 Prozent. Die Doktorandin untersuchte die Wechselwirkungen der Frauen zum Unternehmen. Teile ihrer Quellen lagen im Deutschen Technikmuseum Berlin. „Die Werksschließung ging holterdipolter, daher lässt sich kaum mehr nachvollziehen, wo Akten sind“, so Peter Homfeldt. Im Stadtarchiv Schortens habe er weitere Quellen, unter anderem Listen sämtlicher Olympia-Lehrlinge.

Frauen, die sie befragen konnte, fand die Varelerin schwer. „Männer besuchten Stammtische oder Kegelclubs, Frauen nicht“, nannte sie einen Grund. Frauen mussten die Genehmigung ihres Ehemannes einholen, um arbeiten zu dürfen, fügte Peter Homfeldt an. Nach der Heirat verlor sich mit der Namensänderung ihre Spur. Hier half der Heimatverein. Eine ehemalige „Olympianerin“ kannte
die andere. Doch manche meinten, da sie nicht zur Vorstandsetage gehörten, hätten sie doch nichts zu erzählen. Aber Dr. Regina Rüdebusch wollte ja gerade Geschichten vom Fließband hören, wo Frauen in der Fertigung und Hilfsfertigung, im Federbau, in der Schriftrichterei, an der Bohrmaschine oder als Werkstattschreiberin tätig waren. Eine Interviewpartnerin war als Vorstandssekretärin ihr ganzes Berufsleben lang bei den Olympia-Werken, eine andere war Leiterin des Werkstoff-Prüflabors. Aus der Unternehmenszeitung „Olympia-Ring“ erfuhr die Historikerin von der Werksschwester. „Mich
interessierte, welche Lebensmodelle es gab“, berichtete Dr. Regina Rüdebusch. Ein Großteil der Frauen ging, wie die Männer, gleich nach der Schule in die Firma. Da viele Frauen nur sechs Wochen am Band angelernt waren, konnten mit ihnen in der Fertigung Lohnkosten eingespart werden. Exemplarisch wertete die Historikerin Lohnzettel, die kaum jemand über Jahrzehnte aufhebt, aus zwei Jahren aus. Viele Mädchen wurden zu Bürogehilfinnen ausgebildet. Sie begannen als Laufmädchen, die zwischen den Büros Verbindungsgänge machten. Drei Jahrgänge wurden im gewerblichen Bereich und der Feinmechanik, eventuell als technische Zeichnerinnen, ausgebildet. Die meisten Frauen blieben bis zur Geburt des ersten Kindes. Geburtsanzeigen im „Olympia-Ring“ mit Abteilungsnummern der Eltern künden davon. In dieser Zeitschrift wurde Frauenerwerbstätigkeit thematisiert. Es gab Tipps, Hausarbeit neben dem Beruf zu erledigen, zu Mode und Schönheit, etwa,
dass das Kleid durch Umnähen des Kragens moderner wirke. Weitere Gründe, weshalb so viele Frauen „Olympianerinnen“ wurden, waren die Vertriebenensiedlung gegenüber, die Kindergärten und die gute Erreichbarkeit mit Bussen.

Die Ausgangslage der Ansiedlung der Olympia-Werke sei von der Strukturschwäche der Region geprägt gewesen, führte Peter Homfeldt, der hier ab 1953 zum Feinmechaniker ausgebildet wurde, aus. Nach dem Ende der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven, dessen Materiallager sich in Roffhausen
befand, war diese Ansiedlung ein Glücksfall. Die Region war dadurch von Arbeitskräften leergefegt.

Nach dem Untersuchungszeitraum seien in den 1970ern Standorte der Olympia-Werke dort eröffnet worden, wo man viele Frauen vermutete, die mit dem Rad zur Arbeit fahren und sich etwas dazuverdienen wollten, ergänzte Peter Homfeldt. Dr. Regina Rüdebusch hat Projektverträge beim Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und arbeitet an der Weiterentwicklung von Media Guides und der Inklusion. „Das Thema passt hervorragend in unser Verlagsprogramm und zeigt eine vernachlässigte Perspektive“, meinte Florian Isensee.

Ina Wiemers berichtete von den Gästeführungen. Sie wurden nach Eröffnung des Olympia-Museums stets mittwochs nachmittags angeboten und kamen gut an. „Bei der Frage, wer „Olympianer“ war, gingen Dreiviertel der Hände hoch. Dabei kamen locker 700 Dienstjahre zusammen“, erinnerte sie sich. Peter Homfeldt ergänzte, heute fragten Enkel nach einem Besuch im Olympia-Museum für den Großvater zu dessen 80. Geburtstag oder Goldhochzeit. Statt fester Öffnungszeiten werden derzeit Gruppen nach Vereinbarung geführt. Ihnen werden einzelne Interessierte gern zugeordnet.

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