Geschichten vom „bösen Wolf“ in Ostfriesland

Vortrag Burkhard Schäfer berichtet über die Wölfe auf der ostfriesischen Halbinsel

Wölfe sind in Deutschland längst wieder heimisch geworden. Das ist eine Tatsache. Und sie wandern westwärts und könnten auch eines Tages hier in der Region auftauchen. Das schloss Burkhard Schäfer in seinem Vortrag vor den Mitgliedern des Schortenser Heimatvereins ausdrücklich nicht aus. Warum wir dem durchaus gelassen entgegensehen können, belegen die Resultate seiner Forschungen zur Geschichte der Wölfe.

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Beschrieb noch eine Heimatbeilage einer Zeitung die Situation so, dass es Frauen und Kindern in vergangenen Jahrhunderten nicht angeraten sei, das Haus während der Dunkelheit zu verlassen, weil Wölfe im Sommer einzeln und im Winter in Rudeln die Höfe umschlichen, hat er ganz anderes herausgefunden.

450 Jahre Wolfsjagden auf der ostfriesischen Insel hat er untersucht. Und um es gleich vorweg zu nehmen: 6 erlegte Wölfe und ein ums Leben gekommener Treiber sind das Gesamtergebnis. Schon damit wird seine Hauptaussage „Wolfsjagden – eine Geschichte der Misserfolge“ eindrucksvoll belegt. Und auch die Tatsache, dass hier immer nur einzelne Tiere angetroffen wurden, nie Rudel, zeigt, so Schäfer, dass die waldarme ostfriesische Landschaft als Lebensraum für Wölfe eigentlich nicht geeignet ist.

Amüsant die Geschichten von den Treibjagden. Für die größte im Jahr 1705 mussten die Bürger aus 19 Kirchspielen einen Kessel von über 100 km Durchmesser bilden und die gar nicht vorhandenen Wölfe zusammentreiben. Dass es im Wesentlichen darum ging, den Wild- und Viehbestand der „Obrigkeit“ zu schützen, zeigt an vielen Beispielen das wenig disziplinierte Verhalten der Treiber. So suchte 1705 die gesamte Esenser Bürgerkompanie die nächstgelegen Kneipe auf und blieb da auch. Anschließend konnte nicht ein einziger Name der Verweigerer ermittelt werden.

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Bild Als der Wolf in Ostfriesland heulte:
Über die Geschichte der Wölfe referierte Burkhard Schäfer beim Heimatverein Schortens

Auch die Schortenser „Hunnenhanger“ (Hundehänger) bekamen ihren Teil ab. Michael Kunz trug mitten im Vortrag die Geschichte vom letzten erlegten Wolf und dem Wolfsgalgen vor. Ob Hund oder Wolf wurde anschließend heftig und mit Humor diskutiert, konnte aber wieder nicht abschließend geklärt werden.

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