Jenny Voss, jüngstes Mitglied des Heimatvereins Schortens, präsentiert den
neuen Bildkalender „Schortens“ für das Jahr 2023, während der zwei Wochen alte Bo sich nicht abhalten lässt, seinen wohlverdienten Verdauungsschlaf abzuhalten. Rudi Rabe hat aus der umfangreichen Sammlung des Vereins wieder Bilder über das Leben und Treiben aus vergangenen Zeiten zusammengestellt und beschrieben. Die Vergangenheit soll weiterleben und der Zukunft ein gutes Fundament geben. Der Kalender ist bei den bekannten Verkaufsstellen, beim Verlag Hermann Lüers, Jever, und beim Heimatverein Schortens erhältlich.
Kategorie: Aktivitäten
Veranstaltungen vom und mit dem Heimatverein Schortens
Gemeinsame Fahrradtour ADFC und Heimatverein Schortens
Der ADFC und der Heimatverein Schortens haben wieder die jährliche
gemeinsame Fahrradtour zu historischen Plätzen der Stadt Schortens
durchgeführt. Vom Bürgerhaus ging es zuerst zum jüdischen Friedhof
an der Menkestraße. Nachdem alle Männer eine Kopfbedeckung
hatten, erläuterte Ari Eisel die Besonderheiten dieses Friedhofs,
dessen Grundstück 1905 von einem Banter Kaufmann für die
Beisetzung der Wilhelmshavener Juden gekauft wurde. Weiter ging
es mit einem kurzen Blick auf den Wolfsgalgen zum Naturdenkmal
„Heiligtum“ beim Klosterpark. Nächster Halt war der unter
Denkmalschutz im Wildkamp stehende 3m hohe Eichengrenzpfahl
mit seinen Symbolen HO für Herzogtum Oldenburg und KP für
Königreich Preußen, der an die früheren Grenzen erinnerte. Mit einer
Einkehr bei Kaffee, Tee und Kuchen wurde die Fahrt mit vielen neuen
Eindrücken beendet.
Hintergrund zum jüdische Friedhof Schortens Menkestraße:
Männern ist das Betreten nur mit einer Kopfbedeckung erlaubt.
1905 kaufte ein Banter Kaufmann das Grundstück , um für Wilhelmshavener Juden einen Friedhof zu schaffen. Die Gemeindeverwaltung lehnte dieses Vorhaben zuerst ab, aber am 12. April 1905 gab es dann mit Zustimmung des Staatsministeriums die Genehmigung. 1910 war die erste Bestattung , wie alle ohne Kränze und Blumen. Ein Grab bleibt ewig, eine Wiederbelegung ist nicht vorgesehen. Für Besucher eines Grabes ist das Ablegen von Steinchen auf dem Grab erlaubt. Oben auf dem Grabstein sind zwei hebräische Buchstaben zu sehen, die bedeuten: hier ruht. Die Gemeinschaft der Juden kümmert sich um die Toten, wäscht sie, kleidet sie an und legt sie in einen Sarg aus unbehandeltem Kiefernholz, der mit Holzdübeln zusammengehalten wird. Es gibt keine Griffe, der Transport erfolgt mittels Seile. Die Durchführung der Beerdigung ist nicht an ein Amt gebunden, es muss kein Rabbiner, es könnte auch ein Vorbeter oder ein anderes Gemeindemitglied sein. An Sabath und an jüdischen Feiertagen ist der Friedhof geschlossen. 200 niedersächsische Friedhöfe werden vom Landesverband der jüdischen Gemeinden betreut.
Heimatverein sieht Naturdenkmal in Gefahr
Geschichte Der Vorstand des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. sorgt sich um das Heiligtum
Oestringfelde– /“Nördlich des tiefen, ringförmigen Grabens, der die alte Klosterstätte umschließt, befindet sich ein Flurstück, das den Namen Nonnenfriedhof trägt, daran anschließend ein Flurstück, dessen alter Flurnamen Heiligtum lautet. Auf dem Heiligtum stand bis vor 25 Jahren eine uralte Eiche, im Umkreis darum waren zwölf alte Linden gepflanzt“, schrieb Dr. König, praktischer Arzt aus Heidmühle, am 15. November 1934 im Jeverschen Wochenblatt. „Leider ist dieses schöne Naturdenkmal vor 25 Jahren der Axt zum Opfer gefallen. Die Bäume wurden abgeschlagen, und die Stämme versteigert, wobei die alte Eiche für neun Reichsmark verkauft wurde. Das Holz war aber für Tischlerzwecke wertlos, weil die Eiche sich im Laufe ihres Wachstums mehrere Male um ihre Achse gedreht hat“, fuhr er fort. Das Alter der Eiche wurde auf 500 bis 600 Jahre geschätzt. Veränderte Eigentumsverhältnisse im Gut Kloster sollen zur Rodung geführt haben. Nachweise, das Heiligtum sei altheidnische Thingstätte des Gaues Asterga oder mittelalterlicher Versammlungsort gewesen, fehlten laut Dr. König. „Angeregt durch ihre Vorsitzenden, Herrn Bock, haben die Freunde des Altertums der
Gemeinde Schortens beschlossen, das Heiligtum wieder an der selben Stelle wie früher zu bepflanzen (…) Gleichzeitig soll es eine für die neue Gemeinde Oestringen charakteristische Stätte sein, ein Mittelpunkt für die Volksgemeinschaft der Oestringer Gemeindebürger“.
Über die „Feierliche Neueinweihung eines alten germanischen Heiligtums“ schrieb der „Wilhelmshavener Kurier“ am 19. November 1934: „Der Liberalismus mit seiner Profitgier war über sie gekommen, ihr fiel die heilige Stätte zum Opfer“. Jedoch hätten sich „die Freunde des Altertumsder Gemeinde Schortens der großen Aufgabe gewidmet, die alten historischen Stätten wieder zu Ehren zu bringen und die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten“. Der Vorsitzende, Eisenbahninspektor a.D. Karl Bock, habe im Gemeindevorsteher von Oestringen, Ortsgruppenleiter Parteigenosse Koch, einen Förderer für die Wiederherstellung des Heiligtums gefunden. „Zum neuerstandenen Heiligtum marschierten die Verbände mit klingendem Spiel und frohen Marschliedern“ und „unter großer Beteiligung aus dem ganzen Jeverland“. Im Zeitungsartikel, im markigen Tonfall der Zeit, wurde auf die Bedeutung dieses Platzes hingewiesen: „Hier an dieser Stelle wurden noch, wie uns die Alten berichten, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Lehrlinge, Meister und Gesellen in feierlicher Handlung zünftig gesprochen. Bis hierher wurde den auswandernden Gesellen, die auf die Walze gingen, von Jever aus das Geleit gegeben“. Mit drei Schaufeln Erde und Weihesprüchen durch den Vertreter des Amtes Friesland Regierungsassessor Dr. Böckmann, den Kreisleiter des Kreises Friesland der NSDAP, Parteigenosse Hans Flügel, der auch eine Rede hielt, den Leiter des Rüstringer Heimatbundes, Zeichenlehrer Baumann, und Karl Bock „wurde das Heiligtum in die Obhut der Gemeinde Oestringen“ gegeben. Mit kurzen, treffenden Worten bat Karl Bock darum, „dieser Stätte den Denkmalschutz angedeihen zu lassen“. Propagandistisch genutzt, marschierten auf: die von Sturmbannführer Onnen geführten Stürme des SA-Sturmbanns I/33, der NSDFB (Stahlhelm) unter der Führung des Kameraden Martsfeld-Addernhausen sowie die Kriegervereine, die Hitlerjugend, BDM und die Mädeltruppe von Schortens. Im Halbkreis um die Eiche nahmen sie Aufstellung. Unter Leitung von Hauptlehrer Schulz-Oestringfelde sangen Schulkinder aus Jungfernbusch, Oestringfelde und Roffhausen. Im Dezember 1934 feierte die Hitlerjugend aus Oestringfelde, Schortens und Jever am Heiligtum Sonnenwende.
Bereits 1934 hieß es: „Der Sportplatz schließt sich unmittelbar an diese Stätte an, so dass ein ausreichender Platz für große Aufmärsche vorhanden ist“. Diese Nähe zum heutigen Stadion am Klosterpark des Heidmühler Fußball Clubs (HFC) sieht der Vorsitzende des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V., Johannes Peters, als Gefahr für das Heiligtum, das bis 1909 östlich des Klosterwegs lag, wie eine Karte im Heimathaus belegt. „Wenn der HFC sein Sanitärgebäude, wie berichtet, erweitert, gibt es gewaltige Begehrlichkeiten, alles abzuholzen“, fürchtet Johannes Peters. Der Eingang zum Heiligtum liegt eher versteckt am Parkplatz. Nach Baumpflegemaßnahmen im Frühjahr
wirkt die Anlage gepflegt. Allerdings setzen BMX-Sportler dem umlaufenden Wall zu. An den Eingang hätte Johannes Peters gern wieder eine Hinweistafel auf das 1984 ausgewiesene Naturdenkmal, wie es sie vor Jahren gab. Er ist in Kontakt mit der Stadt und verweist auf das Gutachten zur Ausarbeitung eines Lösungsvorschlages zur Wiederherstellung und Erhaltung des Naturdenkmals Heiligtum im Klosterpark von 2011. Schon damals fehlte eine Linde, ein „akuter
Pflegerückstand“ wurde festgestellt.