Vortrag Hans-Jürgen Heise erzählte vor dem Heimatverein Schortens von Kniphausen
Schortens- /Nachdem Hans-Jürgen Heise 2024 Mitgliedern des Heimatvereins Schortens von 1929 e.V. die Fedderwarder St. Stephanuskirche sehr anschaulich erklärte, lud ihn Vorsitzender Johannes Peters ein, über die Herrlichkeit Kniphausen zu berichten. Diese Einladung nahm der ehemalige Marineoffizier, der Kniphausen wie kein anderer kennt, gern an. „Meine Füße sind durch die Fedderwarder Wurt gewachsen. Der Ort ist so alt wie Trier, nur statt von den Römern von den Friesen gegründet“, sagte er über das Kirchspiel, das mit
Sengwarden und Accum die Herrlichkeit Kniphausen mit rund 2500 Bewohnern auf etwa 40 Quadratkilometern Fläche bildete.
Kniepsand sei ein Sand, der festhalte, und Kniepens sei als Flurname bei Mennhausen erhalten. Magister und Kirchherr Ulrich (1350 bis 1418) stand in der Liste der 50 friesischen Häuptlinge und vertrat die Herrlichkeit am Upstalsboom. Seine Burg lag im heutigen Mönkeburger Busch, östlich der Burg Kniphausen. Ulrichs Sohn Lubbe Onneken sei nach Schleifung der Siebethsburg nach Kniepens umgesiedelt und habe gut von Seeräuberei und Schmuggel gelebt. Zwischen 1435 und 1854 gab es sechs Häuptlinge und sieben Grafen von
Inn- und Kniphausen, wie die 1495 zusammengeführte Herrschaft hieß.
Kniphausens Fundament sei die genossenschaftliche Selbstverwaltung der drei Kirchspiele. Hofdienste waren bereits 1569 aufgelöst worden. Der illegitime Sohn Anton Günthers von Oldenburg, Anton I. von Aldenburg, übernahm 1623 die Herrschaft. Im 18. Jahrhundert war die Grafschaft verarmt, die niederländischen Grafen Bentinck brachten Geld ins Land. Nachdem das Schloss 1708 abbrannte, lebte man im Obergeschoss des Marstalls, die
Regierung saß im Jägerhaus. 1748 wurde in Kniphausen die vierte Apotheke in der Region gegründet, nach Oldenburg, Jever und Varel. Wilhelm Antoni war bis 1861 Apotheker in Fedderwarden, danach der erste Apotheker des entstehenden Marineetablissements an der Jade.
Die Grafen Bentinck, die auch in Varel ansässig waren, führten den Häuptlingsstaat in die Moderne, mit Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt. In ungeraden Jahren wurden sieben, in geraden Jahren fünf Rekruten nach Oldenburg gesandt. Kniphausen hatte 1848 einen Abgeordneten in der Paulskirchenversammlung und sollte mit Oldenburg für 30 000 Gulden
eine Flotte aufbauen. Im Jadevertrag von 1853 verzichteten die Bentincks gegen 500.000 Reichstaler auf ihre Rechte an Kniphausen. „Die Geburtsurkunde Wilhelmshavens war die Sterbeurkunde Kniphausens“, befand der Historiker. Bis 1858 gab es noch ein Amtsgericht Kniphausen, das dann dem Amt Jever zugeschlagen wurde.
Die fürstliche Familie zu Inn- und Knyphausen lebt heute in Lütetsburg bei Norden. In Eltville im Rheingau gibt es übrigens das Weingut Baron Knyphausen, dessen Riesling Hans-Jürgen Heise sehr empfahl.