Beiern – Ein alter Brauch in Schortens

An Heiligabend – vor dem letzten Nachmittagsgottesdienst – und an Silvester vor dem Gottesdienst findet das traditionelle Beiern mit den drei Glocken der St. Stephanus-Kirche statt.
Der Ursprung des Wortes „Beiern“ liegt im Alt-Französischen „baier“, was „bellen“ oder „anschlagen“ bedeutet. Bei feststehender Glocke wird der Klöppel in einem bestimmten Rhythmus erst vorsichtig und dann immer kräftiger gegen die Glocke gezogen, endend mit einem kräftigen Doppelschlag. Mit dem Beiern wird zeitlich versetzt begonnen, damit eine Glocke leicht, die nächste mittelstark und die dritte stark angeschlagen wird, sodass sich ein Glockengesang ergibt. Das Beiern findet im Wechsel mit dem normalen Läuten statt. Da der Klöppel der Südglocke 95 kg schwer ist, freut sich der Beierer, wenn nach ungefähr acht Minuten für ihn durch das Läuten eine Erholungspause entsteht. Das Beiern hat in Schortens eine lange Tradition. Jugendliche übten diesen Brauch aus und sammelten im Dorf ein Traktament, wie mir Hans-Wilhelm Grahlmann erzählte. Auf die Frage, was ein Traktament sei, antwortete er auf seine Art: Wat to freten un wat to supen, also etwas zu essen und was zu trinken. Da die Jugendlichen das Trinken übertrieben haben, beschloss der Kirchenrat 1862, dass dieser Brauch von Kirchenbediensteten und Nachbarn ausgeübt werden sollte. Bis in die achtziger Jahre wurde auch noch am 1. Weihnachtstag von 7.30 bis 8 Uhr für die in der Nachbarschaft im Stall tätigen Bauern gebeiert. Da es aber immer weniger Bauern gab, wurde dies auf Wunsch der Nachbarn eingestellt.

Hannes Dieken, Hans-Wilhelm Grahlmann, Reinhold Förster und Benno Peters waren die ersten Beierleute, nachdem H.-W. Grahlmann den Brauch nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg wiederbelebt hatte
Heinz Asche, Johannes Peters, Paul Lindloge, Gemeindedirektor Meins, Karl Hinrichs, Hans-Wilhelm Grahlmann, Bürgermeister Harms Silvester 1981

Ein schöner Brauch ist, dass zu Silvester Vertreter der politischen Gemeinde den Beierleuten eine Flasche „Glockenschmeer“ bringen. Die Beierleute mit den Ehefrauen treffen sich dann im Laufe des nächsten Jahres zu einem gemütlichen Beisammensein. Nach dem Tode meines Vaters Benno Peters 1973 fragte mich H.-W. Grahlmann, ob ich seine Südglocke mit dem 95 kg schweren Köppel übernehmen würde. Ich sagte zu, musste aber nach dem ersten Beiern feststellen, dass ich nicht so kräftig wie mein Vater war und besorgte mir mit Paul Lindloge einen Partner, mit dem ich mich abwechseln konnte.

Seit vielen Jahren sind dies die aktuellen Beierleute:
Hermann Reck, Manfred Onken (Südglocke), Horst Janßen (Westglocke), Johannes Peters, Hilko Peters (Südglocke)

Hilko Peters ist die 6. Generation der Familie, die beiert.
Durch den krankheitsbedingten Ausfall eines Beierers hat sich letztes Jahr Rolf Busker freundlicherweise bereiterklärt, mitzubeiern und gehört nun auch zum Team.

Vortrag Dr.Freund – Heiße Zeiten-Kalte Zeiten: Natürliche Klimaschwankungen und der moderne Klimawandel

Das Wort „Klima“ stammt aus dem Griechischen und dessen erste
Bedeutung um 500 v.Chr. war die Krümmung / Neigung des
Sonnenstandes.
Heute versteht man unter Klima den mittleren Zustand der Atmosphäre
an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einen
längeren Zeitraum, üblicherweise 30 Jahre. Das Klima wird durch
statistische Eigenschaften der Atmosphäre charakterisiert, wie
Mittelwerte, Häufigkeiten, Ausdauerverhalten und Extremwerte
meteorologischer Größen.
Schon im 17.und 18.Jahrhundertgab es die Idee eines veränderlichen
Klimas und die Erforschung des Erdklimasystems begann. Man fand
heraus, dass bestimmte Gase wie Wasserdampf, Kohlendioxid und
Ozon sich auf das Klima auswirkten. Mögliche Auswirkungen des
menschengemachten Klimawandels wurden Anfang des
20. Jahrhunderts zur Diskussion gestellt und vorhergesagt, dass die
industrielle Freisetzung von Kohlendioxid zwangsläufig zu einem
Temperaturanstieg führen müsse, allerdings glaubte man, dass diese
Erwärmung erst in Jahrhunderten nachweisbar sein werde.
Anhand von Eisbohrkernen z. B. aus den Polargebieten und dem
Himalaya können die Klimaforscher aus den im Laufe von
Jahrtausenden abgelagerten Eisschichten Informationen über die
Klimaentwicklung herausfinden. Es gab schon immer warme und kalte
Zeiten, nur in den letzten Jahrzehnten ist der menschliche Einfluss
unübersehbar.

Gletscher am Matterhorn – erschreckender Rückgang des Eises
In einem Zeitbereich vom Januar 1881 bis April 2020 wurden die mittleren, monatlichen, maximalen Temperaturen der Stationen Wilhelmshaven. Wangerland-Hooksiel und Jever dargestellt. Deutlich
erkennt man den Anstieg der Temperatur
Auf diesem Bild wurde die mittlere Jahrestemperatur im Zeitraum von Januar 1881 bis Juli 2020 aufgezeichnet. Ein dunkelblauer Balken bedeutet eine mittlere Jahrestemperatur von 7°C, ein dunkelroter Balken von 11°C. Deutlich zu sehen befinden sich die wärmsten Jahre zwischen 1990 und 2020

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