Der Vorsitzende Johannes Peters konnte 49 Mitglieder und Gäste zum diesjährigen Grünkohlessen begrüßen: Wir befinden uns jetzt in der fünften Jahreszeit, der Grünkohlzeit. Da viele schon etwas älter sind, verzichtet der Heimatverein auf die bei anderen Vereinen oft vorangehende Kohltour mit Bollerwagen und hochprozentigen Getränken und nehmen gleich gemütlich am gedeckten Tisch Platz. Grünkohl braucht Frost. Das ist allgemein bekannt. Erst Kälte sorgt für das volle Aroma von Grünkohl. Die tiefen Temperaturen bewirken Zweierlei: Zum einen die Umwandlung der in der Pflanze enthaltenen Stärke in Zucker, wodurch der Grünkohl seinen angenehmen würzigen und süßlich-herben Geschmack erhält, zum anderen eine Lockerung des Zellgewebes, was das Gemüse bekömmlicher macht. Da die Winter immer wärmer werden und es immer seltener richtig friert, müssen wir uns aber keine Sorgen wegen unseres Kohls zu machen, denn es gibt schon neuere Sorten, die nicht mehr unbedingt Frost brauchen. So wird auch in Zukunft die Tradition des Kohlessens bestehen bleiben, wie schon seit Jahrhunderten in Oldenburg. Oldenburg ist eine Kohlhochburg. Dreimal Kohl in der Woche war Oldenburger Gewohnheit. Nach einer Ordnung im Jahre 1741 bekamen auch die Bedürftigen im Armenhaus Kohl- sonntags-dienstags und donnerstags. Kohl war aber nicht nur ein Essen für Arme und Normalbürger, denn auch die Honorationen der Stadt fuhren mit dem Schlitten aufs Land und ließen sich von einem reicheren Landmann zu einem Kohlessen einladen. Der Oldenburger Turnerbund soll vor über 100 Jahren der Erfinder der Kohltouren gewesen sein. Die Herren wollten bei einer jährlichen Wanderung wie immer ein Süppchen essen, doch das war alle. Der Wirt konnte nur die Reste eines Grünkohlessens servieren. Das gefiel ihnen so gut, dass von nun an immer Grünkohl gegessen wurde. Das bekannteste Grünkohlessen ist das „Defftig Ollnborger Gröönkohl Äten“ in Berlin. Als 1956 Bundespräsident Theodor Heuss nicht nach Oldenburg zum Grünkohlessen kommen konnte, wurde das Essen kurzerhand nach Berlin verlegt. Dies wurde bis heute beibehalten und alles was Rang und Namen hat, nimmt daran teil. 150 kg Kohl, 500 Pinkelwürste, 400 Kochmettwürste, 20 kg Speck und 70 kg Kassler werden verzehrt. Höhepunkt ist dann die Königsproklamation. Diese fand auch beim Heimatverein statt. Rudi Rabe konnte verkünden, dass nach eingehender Beratung Ortrud Hasselhorn als Kohlkönigin und Manfred Siebert als Kohlkönig proklamiert werden konnten.
Das Essen wurde mit einem kurzen plattdeutschen Gedicht eröffnet:
Gröönkohl
För Grönen Kohl up norddüütsch Aart
daar hebbt wi in`n August al spaart.
Man kummt denn de November ran
fangt dat Gröönkohlarnten an.
Doch beten Fröst, de höört darto,
dat is siet olle Tieden so.
He waard plückt, wuschen, lütt maakt
un in`n groten Pott möör kokt.
Mit Kohlwurst, Kassler, Back van`n Swien
so smeckt dat good, so sall dat sien.
Un nu sett wi uns all an`n Disch
de Kröger bringt de Gröönkohl frisch.
Dat smeckt uns, wi haut rin,
so is`t na uns Krögers Sinn.
Wi freut uns al dat heele Jahr,
verputzt den Kohl mit Huut un Haar.
Goden Appetit