Gemeinsame heimatkundliche Fahrradtour des ADFC und des Heimatverein Schortens

Am 29. August wurde zu einer Führung mit Christian Finkenstaedt
durch den Barkeler Busch geradelt. Anschließend erklärte Horst Janßen
auf weiteren Stationen den Schwan auf der Sillensteder Kirche und die
Orte Gummelstede und Bösselhausen. Die Tour endete mit einem
gemütlichen Beisammensein in einem Heidmühler Eiscafe.


Barkeler Busch
Der 40ha große Barkeler Busch gehört Christian Finkenstaedt, der
unsere Gruppe mit seiner Frau begrüßte. Wir trafen uns vor dem
Elternhaus von Herrn Finkenstaedt, dem ehemaligen Gutshaus der
Vorbesitzerfamilie Plagge, von der 1922 der Vater den Besitz erwarb.
Von Ostiem aus führt zuerst der Theilenweg, benannt nach einer hier
ehemals wohnenden Familie Theilen in den Busch. Die Ländereien der
Familie Theilen wurden von der Gemeinde Schortens erworben und das
dortige Moorland nach dem Ausbaggern von 6 Tümpeln der Natur als
Ausgleichsfläche überlassen. Vor dem Elternhaus wurden 1870 zwei
Douglasien gepflanzt, liebevoll „Adam“ und „Eva“ genannt, die sich
prächtig entwickelt haben. Beim Bauernhof der ehemaligen Familie
Eilers gab es einen Schlagbaum, bei dem einige Groschen Wegegeld
für die Wegeinstandhaltung bezahlt werden mussten. Gegenüber vom
Hof der Familie Meiners stand eine Kapelle, die St-Annen-Klus des
Klosters Oestringfelde, der Endpunkt des Kreuzigungsweges, von dem
mit dem Kreuzweg heute noch ein Teilstück besteht. Auf den Flächen
um die Klus wurden Lebensmittel für das Kloster erwirtschaftet.
Während des langen Krieges Wangerland gegen Oestringen wurde
Heinrich der Löwe von den Wangerländern zur Unterstützung geholt
und schlug hier mit seinen Soldaten seine Zelte auf. Er konnte jedoch in
eine Falle gelockt und von den Oestringern besiegt werden, was zum
Versprechen führte, in Schortens die St-Stephanus-Kirche zu bauen. Es
gab auch einen Kirchenpad von Schortens nach Sillenstede, der durch
Barkel führte. Vor Familie Meiners hatte der Baustoffhändler Theile
Mehnen, der auf dem Gelände des jetzigen Combi-Markts an der
Bahnhofstraße einen Baustoffhandel hatte, hier Baustoffe gelagert.
1769 begann Johann Eilert Plagge mit dem Ausbau der Allee, die
heute durch den Busch bis zum Kaffeehaus Barkel führt und mit dem
Anpflanzen des Barkeler Busches. Barkel ist das plattdeutsche Wort für
Birke. Bis vor 100 Jahren gab es noch das Barkeler Meer, in dem der
Sage nach der Bischof Willehad aus Bremen im Jahre 788 neu
bekehrte Friesen taufte. Im Barkeler Meer wurde Lehm abgebaut und
von den Bauern als Stampflehm zum Füllen der Scheunendielen
verwendet. Auf der Allee einige hundert Meter vor dem Kaffeehaus
Barkel steht eine Eiche in Stück in den Weg hinein. Es war der
Grenzbaum zwischen den damaligen Gemeinden Schortens und
Sillenstede. Die Seen auf dem ehemaligen Sillensteder Gebiet waren Kieskuhlen, die um 1930 angefangen wurden.

Der Schwan auf der Sillensteder Kirche
Der Schwan ist ein Symbol für den Reformator Martin Luther (1483-
1546). Einer seiner Vorgänger, der tschechische Reformator Johannes
Hus(zu deutsch Johannes Gans) wurde 1415 von der katholischen
Kirche wegen Ketzerei zum Tode verurteilt. Auf dem Wege zum
Scheiterhaufen soll er gesagt haben: „Heut in des argen Feuers Glut
eine arme Gans ihr braten tut, nach hundert Jahren kommt ein Schwan,
den sollt ihr ungebraten erleiden.“ Und fast 100 Jahre später schlug
Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu
Wittenberg und läutete so die Reformation ein. Seitdem wurde die
Prophezeiung von Hus auf Luther bezogen. Seit frühester Zeit wurde
Luther auf Bildern mit einem Schwan dargestellt. Der Schwan auf der
Kirche zeigt, dass es sich um eine lutherische Kirche handelt.

Gummelstede
„Gummel“ war ein friesischer Personenname und „stede“ kommt von
Stätte, Wohnort, Besitztum. Es war seit 1522 eine dörfliche Siedlung
des Geschlechtes Gummel, denn entweder hieß der Älteste der
Sippschaft so oder es war das Dorf, das dem Gummel gehörte- mit
ehemals dem ausgedehnten „Hammark“ als Gemeindeland. Im
Nordostendes Ortes war die Gummelsteder Gast und im Südwesten die
„Langeackers“ mit den Parzellen „Dobbstück“, „Almshamm“ und
„Dobbe“.

Bösselhausen
Das plattdeutsche Wort Bössel bezeichnet eine Bürste und daher weist
der Name der zwei kleineren Landstellen auf einen Bürstenmacher hin,
denn der Begründer des Platzes Edo Meenen Dirks könnte im
Nebenberuf Bürsten hergestellt haben. Er starb 1805 im Alter von nur
40 Jahren an Schwindsucht und vieler Arbeit bei der Urbarmachung
seines anmoorigen Landes.

Die Teilnehmer der Radtour vor dem Bürgerhaus Schortens (Foto von Henning Karrasch)

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