Untersuchungen zu Basiswortschatz und Grundgrammatik von Nieder- und Hochdeutschdialekten Mitteldeutschlands

Hier: Beispiele anhand der Plattdeutschen Sprache

Das Sprachwissenschaftliche Seminar der Georg-August-Universität der Universität Göttingen sammelt Dialekte Mittel- und Norddeutschlands und hat den Heimatverein gebeten, vorgegebene Sätze ins Plattdeutsche (Schortenser Mundart) zu übersetzen. Diese Aufgabe hat unser Vorstandsmitglied Rudi Rabe gerne übernommen. Die Ergebnisse sind im folgenden Aufgelistet:

  1. Morgen gehen wir in die Schule. Dort lernen wir, wie man Briefe schreibt.

Morgen gaht wi na’d School. Daar lehrt wi, wu man Breev schrifft.

  1. Ein Mensch auf der Straße ruft dich laut: „Komm her, ich will dir etwas zeigen!‟

Een Minsch up de Straat röppt di luut: „Kumm her, ik will di wat wiesen!“

  1. Das Mädchen gibt ihrem Nachbarn ein Buch. Es ist blau.

De Deern gifft ehr Nahber een Book. Dat sücht blau ut.

  1. Die Frau hat viele Eier in ihren Händen. Willst du eines essen?

De Froo hett veel Eier in Hannen. Wullt du een eten?

  1. Dein Freund fragt dich: „Du bist groß, aber ich bin größer als du. Warum ist das so?‟

Dien Fründ fraagt di: „Du büst groot, aver ik bün grötter as du. Waarüm is dat so?“

  1. Unser Vater sucht uns. Wir Kinder müssen bald schlafen gehen, es ist schon spät.

Uns Vader söcht uns. Wi Kinner moten bald schlopen gahn, dat is al laat.

  1. Ihr habt einen Baum auf dem Rasen gepflanzt. Er wächst schnell. Er wird sicher höher als der andere.

Ji hebbt een Boom up de Rasen plannt. He wasst flink. He word seker hörger as anner. 

  1. Am Mittwoch Abend seid ihr nach Hause gekommen. Eure Füße tun euch weh.

An’n Middeweek-Avend sünd ji na Huus komen. Jo Fööt doot sehr.

  1. Der Wirt kam mit einem Sieb und Löffel aus der Küche heraus. Sein langes Hemd war gelb.

De Weertsmann keem mit een Sieb un Lepel ut de Köken. Sien lang Hemd weer geel.

  1. Heinrich kauft sich einen grauen Korb. Er weiß aber nicht genau, ob etwas darin ist.

Heini köfft sik een grau Körv. He weet aver nich genau, of daar wat binnen is.

  1. Wir haben im Herbst drei Bäume auf einer Wiese gesehen. Daneben stand ein Zaun.

Wi hebbt in Harvst dree Bööm up’d Gras sehn. Daarneven stund een Tuun.

  1. Manchmal wäre es besser, einfach nichts zu sagen und zu warten.

Manchmaal weer dat beter, eenfach nix to seggen un to luren.

  1. Du hast eine kleine Schwester. Sie schläft zu Hause in ihrem Bett, weil sie müde ist. Du magst sie.

Du hest een lüttje Süster. Se schlöppt to Huus in ehr Bett, wiel se mööd is. Du hest se geern.

  1. Auf dem Tisch seht ihr zwei Bücher. Sie gehören meinen Eltern. Die Bücher gefallen ihnen sehr.

Up’d Disch seegt ji twee Böker. Se hört to mien Öllern. De Böker fallt ehr.

  1. Hier habe ich einen süßen Apfel für meinen Onkel. Wenn er kommt, gebe ich ihm den Apfel.

Hier hebb ik een sööt Appel för mien Onkel. Wenn he kummt, geev ik he hüm.

  1. Gleich können die Männer unsere Pferde sehen. Sie laufen bis zu uns vorher durch das ganze Dorf.

Gliek köönt de Mannslüüd uns Peer ankieken. Se loopt bi uns vörher dör dat ganz Dörp.

  1. Draußen ist es heute aber heiß. Die Sonne steht hoch am Himmel. Es regnet nicht!

Buten is dat vandag aver heet. De Sünn steiht hoog an’d Hemel. Dat regend nich.

  1. Minna bringt ihrem Bruder den guten Honig. Er braucht ihn leider nicht. Also läuft Minna wieder zurück.

Minna brengt ehr Bröer den goden Hönnig. He bruukt hüm aver nich. So löppt Minna wedder torügg.  

  1. Oben in der Höhe hängen dicke Würste. Unsere Tochter darf sich eine aussuchen.

Boven in de Höcht hangt dick Wursten. Uns Dochter dröfft sik een utsöken.

  1. Der Bauer sieht ein Feuer auf dem Friedhof. Er geht hin, um es sich anzugucken.

De Buur sücht een Füür up de Karkhoff. He geiht hen, üm sik dat antokieken.

  1. August läßt sich heute einen schwarzen Zahn ziehen. Seine anderen Zähne sind noch weiß.

August lett sik vandag een swart Tehn trecken. S7ien anner Tehnen sünd noch witt.

  1. Ich halte ein leichtes Glas Wasser ins Licht. Ich glaube, es ist nicht sauber.

Ik holl een licht Glas Water in’d Lucht. Ik gööv, dat is  nich rein.

  1. Mein Bauch tut mir sehr weh und ich rieche schlecht. Ich muß die nächsten Tage zum Arzt gehen.

Mien Buuk deit mi düchtig sehr un ik rüük slecht. Ik moot de nächsd Daag na’n Doktor.

  1. Meine Großmutter sagte immer, ich soll neugierig sein in meinem Leben.

Mien Grootmoder seeg immer, ik schull neeisgierig ween in mien Leven.

  1. Wir haben einen neuen Bürgermeister aus der Stadt, den ich gestern sah. Alle mögen ihn.

Wi hebbt een neei Börgmester ut de Stadt, de ik güstern sehn hebb. All möögt hüm.. 

  1. Heute Mittag hat Hans der Gerda ihre Spielsachen weggenommen. Dann hat ihre Mama zu Hans ge- sagt: „Gib ihr jetzt ihre Sachen zurück!‟

Vanmiddag hett Hans Gerda ehr Speeltüüg wegnommen. Denn hett ehr Moder to Huus seggt: „Geev ehr nu de Saken torügg.“

  1. Wir sollen schnell in die Gaststätte/Wirtshaus kommen. Ich lasse die Haustür offen, weil ich mich beeile.

We schullen flink in’d Weertshuus komen. Ik laat de Huusdöör open, wiel ik in Iel bün.

  1. Du sollst den Leuten die Kirschen geben. Sie möchten daraus mit Milch den Kuchen fertig backen.

Du schullst de Lüüd de Karsen geven. Se muchen daarut mit Melk tosomen de Kook fertig backen.

  1. Mein Sohn hatte früher Kühe auf der Weide und dem Hof dort hinter dem Berg. Sie waren braun.

Mien Söhn harr fröher Koih up Weid un de Hoff achter de Barg. De weern bruun.

  1. Ich sage euch, daß ich die Arbeit für euch nicht mache. Ich kann keine schweren Dinge mehr tragen. Ihr tätet auch alles allein wenn ihr könntet.

Ik segg jo, dat ik de Arbeid för jo nich maak. Ik kannn kien swor Saken mehr dragen. Ji doot ok allens alleen wenn ji köönt.

  1. Ich sehe die Kirche in (Ihr eigener Ortsname). Du siehst sie auch. Sollen wir Sonntag zur Taufe gehen?

Ik seeg de Kark van Schörtens. Du süchst se ok. Schullen wi Sönndag na’d Dööp gahn?

  1. Wir wollen diese Hunde aus dem Garten lassen. Könnt ihr uns dabei helfen oder wollt ihr das nicht?

Wi willt disse Hunnen ut de Tuun laten. Köönt ji uns daarbi helpen of willt ji dat nich?

  1. Hier im Schuppen stehen überall viele Schlüssel und Schüsseln aus Holz. Wollt ihr etwas davon kaufen?

Hier in Schuppen steiht överall veel Schlödel un Kummen ut Holt. Wiilt ji daarvan wat kopen?

  1. Ihr fünf Jungen sollt am Tag die Schäfchen in den Stall treiben. Gebt ihnen dann genug Heu zu essen!

Ji fiev jung Keerls schölt an’n Dag de Schaapje in de Stall drieven. Geevt ehr denn genoog Heu to freten.

  1. Mutter sagt: „Kinder, überall laßt ihr eure Kleidung liegen! Ihr kommt jetzt her und hebt sie auf!‟

Moder seggt: „Kinner, överall laat ji jo Kleder liggen. Ji koomt nu her un heevt se up!“

  1. Du läßt diese vier Fässer die Treppe herunter fallen. Konntest du sie nicht mehr fest halten?

Du lettst disse veer Faten de Trepp rünnerfallen. Kunnst du de nich mehr fasthollen?

  1. Ich komme zu dir, weil du nicht zu mir kommst. Du tust mir leid.

Ik koom to di, wiel du nicht o mi kummst. Du deihst mi leed.

  1. Teufel. Du gibst.

    Düwel. Du giffts.

St.-Stephanus – Vortrag von Ingeborg Nöldeke

St.-Stephanus – Kirche im Wandel der Zeiten
Apsis mit fünf Fenstern einmalig auf der Welt

 

 

 

 

 

(Bild: Rudi Rabe)

Im Rahmen der Vortragsreihen präsentierte der Heimatverein Schortens im Bürgerhaus Schortens die „St.-Stephanus-Kirche Schortens.“ Ingeborg Nöldeke mit ihrer über zwanzig jährigen Kirchenerfahrung wusste die Zuhörer mit Erläuterungen zu begeistern. Die ursprünglich katholische Kirche wurde ab dem Jahr 1150 erbaut und dem heiligen Stephanus gewidmet. Das 4,50 Meter hohe und 2,00 Meter breite Fundament erforderte die Aufschüttung einer Warft. Die mit der Eiszeit von Schweden her kommenden Findlinge wurden zu Quadern bearbeitet und zum Bau verwendet. Schwungvoller Handel mit Vieh und Tuchen machte es möglich, im Rheingebiet Tuffsteine zu erwerben, die auf dem Wasserweg nach Schortens gelangten. Der Kalkmörtel zum Mauern und Verputzen wurde aus
Herzmuscheln, dem Schill, hergestellt. Ursprünglich waren auch die Außenwände verputzt und mit Backsteinmehl und Ochsenblut eingefärbt. Zwischen 1150 bis 1200 entstanden zwischen Minden und Bad Zwischenahn insgesamt 32 Granitkirchen. Sie waren so groß, um in Kriegs- oder Sturmflutzeiten die Dorfbevölkerung nebst Vieh aufzunehmen.
1361 ließ der streitbare Keno tom Brook die mit Wall und Graben umgebene Kirche belagern und erobern. Die Apsis und die Nordwand wurden untergraben und zum Einsturz gebracht. Er zündete auch das Reetdach an. Nach Wiederaufbau und Fertigstellung 1439 erhielt die Apsis die gleiche Höhe wie das Kirchenschiff und fünf nach Osten gerichtete Fenster, was einmalig auf der Welt ist. Im Verlauf der Zeit erfolgten viele Umbauten, die im Mauerwerk erkennbar sind. In den eingebauten Sandsteinen sind tiefe eingeritzte Rillen zu erkennen. Eine Theorie geht dahin, dass man Pilgern die Möglichkeit gegeben hat, aus dem heiligen dem Antonius gewidmeten Stein Material zu entnehmen und mit nach Haus zu nehmen. Das war
Tourismusförderung Anno 1361! Wohlhabende Bauern bedachten den Hauptaltar mit Landstiftungen. Die Pachten dienten zum Unterhalt des Pastors und zum Erhalt und Schmuck des Altars. Nebenaltäre befanden sich an den Vorsprüngen der Apsis und unter dem Lettner. Die Vollendung des Lettners (1478), unter dem der Antonius-Altar Platz fand, könnte für eine
Frau aus Silland Anlass gewesen sein, eine großzügige Landstiftung zu leisten.

Als 1973 der Boden des Kirchenschiffs ausgehoben wurde um eine Fußbodenheizung zu verlegen, fand man ein Tongefäß mit drei Goldmünzen, die in der Zeit der Wiederherstellung der Kirche (1439) geprägt und als Dank im Altarraum vergraben wurden. Vermutlich waren
es noch mehr Münzen. Leider gingen wohl viele Münzen wegen fehlendem
Rechtsbewusstsein verloren. Noch im 17. Jahrhundert überragte der Glockenturm mit seiner 27 Meter hohen Spitze das Kirchenschiff. Mehrfache Blitze ließen den Turm mit Glockengerüst in sich
zusammenstürzen, dabei wurden auch das Kirchenschiff mit Orgel stark beschädigt. 1680 endete der Wiederaufbau der Kirche. Die Glocken bekamen zunächst ein Holzgerüst. 1709 begann der Neuaufbau des Glockenturms, und nach Unterbrechungen wurde er 1728 fertiggestellt. Die aus den Trümmern des zusammengestürzten Turms stammenden Steinquader wurden an die Gräfliche Verwaltung in Gödens verkauft und ein Teil dient als Stufen den Treppenaufgängen am Klein-Ostiemer-Weg.

Grünkohlessen war ein voller Erfolg

Wieder einmal zog das traditionelle Grünkohlessen im Forsthaus Upjever viele Mitglieder des Heimatvereins Schortens an. Der stellvertretende Vorsitzende Ronald Brandes war erfreut über den guten Zuspruch und sprach Ingrid Baron seinen Dank für die Organisation aus. Das vom Küchenchef Heiner Lenz zubereitete Essen fand allgemein guten Zuspruch.

Kohlkönigin wurde Carla Eden-Gerdes und den Titel des Kohlkönigs erwarb Herbert Perschke. Elisabeth Holtzmeyer wusste von einem Erlebnis zu berichten, als sie in der „Fremde“ von Kohlpinkeln erzählte.

Ronald Brandes sprach zum Schluss seine Hoffnung aus, dass das Grünkohlessen auch weiterhin Bestand haben werde und wünschte sich für’s nächste Jahr wieder ein volles Haus.

Bild links: Hanna Luks sorgte mit einigen plattdeutschen Döntjes für aufheiternde Aufmerksamkeit.

Bild Mitte und rechts: Kohlkönigin Carla Eden-Gerdes und Kohlkönig Herbert Perschke mit Ronald Brandes und Ingrid Baron
bei der Ordensverleihung.