Botanische Neubürger auf den ostfriesischen Inseln

Der Heimatverein Schortens hatte Dr. Holger Freund von der Universität Oldenburg zu einem Vortrag über botanische Neubürger auf den ostfriesischen Inseln eingeladen.

Er definierte zuerst , wie der Artbestand einer Region eingeteilt ist: Unter Fauna und Flora werden alle Tier-, Pflanzen- und Pilzarten eines bestimmten Gebietes zusammengefasst .Man unterscheidet einheimische Arten ,also alle von Natur aus vorkommenden oder ohne Mitwirkung des Menschen nach der letzten Kaltzeit eingewanderte Arten oder aus einheimischen Arten evolutionär entstandene Arten sowie gebietsfremde Arten. Dies sind alle durch menschlichen Einfluss beabsichtigt oder unbeabsichtigt eingebrachte Arten oder unter Beteiligung gebietsfremder Arten evolutionär entstandene Arten. Es folgt dann noch eine Unterteilung in Archäobiota, alle vor 1492 n.Chr. eingebrachte und seitdem etablierte Arten und in Neobiota, nach 1492 n.Chr. eingebrachte Arten.

Dr. Freund ging dann auf die Neophyten ein, Pflanzenarten die von Natur aus nicht in Deutschland vorkommen, sondern erst durch den Einfluss des Menschen zu uns gekommen sind. Er beschränkte sich auf die Neophyten, die eine Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna sowie die bestehenden Ökosysteme und Lebensräume darstellen und als invasiv bezeichnet werden. Die EU-Verordnung 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver Arten wurde erlassen und der §40a des Bundesnaturschutzgesetzes legt fest, dass die zuständigen Behörden nach pflichtgemäßem Ermessen die im Einzelfall erforderlichen  und verhältnismäßigen Maßnahmen zur Einhaltung der EU-Verordnung treffen und die Einbringung oder Ausbreitung invasiver Arten verhindern oder minimieren.

Erstmals wurde die Neophyten-Flora auf den Ostfriesischen Inseln (ohne Lütje Hörn, Memmert, Minsener Oog und Mellum) in einer Dissertation von Dirk Hahn im Jahre 2006 erfasst und 62 von in Deutschland vorkommenden 433 Arten gefunden. Problemarten davon sind das Nadelkraut, das Kaktusmoos, die spätblühende Traubenkirsche, der japanische Staudenknöterich, die Kartoffelrose und das schmalblättrige Greiskraut. Die einzelnen Neophyten wurden besprochen und anschaulich die explosionsartige Verbreitung gezeigt. Als Fazit konnte festgehalten werden, dass nicht alle Neophyten schlecht sind, aber das Nadelkraut auf Wangerooge schnellstmöglich vernichtet werden sollte. Das Kaktusmoos ist eventuell gar nicht so schlimm, das schmalblättrige Greiskraut muss weiter beobachtet werden und die spätblühende Kirsche wird in Zukunft Probleme bereiten. Dieses Jahr soll auf Mellum, eine unbewohnte Insel, eine Bestandsaufnahme gemacht werden.

Brigitte Höth und Johannes Peters danken Dr. Freund für seinen eindrucksvollen Vortrag
(Bild: Jürgen Niemann)

Tagesfahrt Erzbergwerk Porta-Damme

Der Gästeführer Heinrich Meyer-Nordhofe begrüßt den Heimatverein in seiner originalgetreuen Uniform vor dem Eingang des Ausstellungsraumes und erklärt anschließend das ehemalige Bergwerkwerk mittels Film und großformatigen historischen Fotos.

28 Jahre, von 1939 bis 1967 wurden fast 10 Millionen Tonnen Roherz gefördert. Mit über 1000 Mitarbeitern war das Bergwerk um 1960 der größte Arbeitgeber der Region.

Das Bild zeigt eine Arbeitsgruppe, die gemeinsam im Akkord das Erz abgebaut hat, vor dem zugemauerten Schachteinstieg am Ende des unterirdischen Mannschaftsganges. Am Anfang des Schachteinstieges wurden gemeinsam 2 Strophen des Steigerliedes gesungen.

Nach dem Aufstieg von 60 Stufen findet man im Förderturm von Schacht II noch Reste der Maschinenfundamente und der Schaltschränke und hat einen guten Überblick über die ehemalige Anlage.

Alle Bilder stammen von Jürgen Niemann. Vielen Dank für die zahlreichen Schnappschüsse!

Was ist anderswo anders

Ich war eine Woche auf der Ostsee unterwegs und habe dabei jeweils einen Tag eine geführte Besichtigung einer Stadt mitgemacht. Einige Unterschiede zu Deutschland sind mir dabei aufgefallen. Eine Ausflugsfahrt von Estlands Hauptstadt Tallinn (Eine Abkürzung von „Taani linn“ = dänische Stadt) führte 60km über die autobahnähnliche Europastraße E20 in den Lahemaa-Nationalpark. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 110 km/h wurde von allen Fahrzeugen eingehalten, obwohl wegen des geringen Verkehrs ein wesentlich schnelleres Fahren möglich gewesen wäre. Keiner beschwert sich über diese Geschwindigkeitsbeschränkung und wir haben entspannt unser Ziel erreicht. Auf dem Stadtspaziergang in Tallinn sagte die Reiseführerin plötzlich: Der rechte Mann der beiden Herren, die mitten auf der Straße auf dem Domberg liefen, ist unser Regierungschef mit einem seiner Minister auf dem mehrere hundert Meter langen Weg vom Parlamentsgebäude zum Regierungssitz. Keine gepanzerte Limousine, keine Bodyguards. Die Esten schätzen diese Bürgernähe ihrer führenden Politiker. Sankt Petersburg, eine 5 Millionen Stadt, hat sehr viel Autoverkehr. Die Ampeln haben eine zusätzliche Sekundenanzeige, die angibt, wann sie wieder umschalten. Dies ist vor allem für Fußgänger bei der Überquerung breiter Straßen hilfreich, wenn sie sehen können, wie lange die Ampel noch grün ist. In Helsinki fällt die zweisprachige Beschilderung auf, oben finnisch und unterhalb schwedisch für die dort lebende Minderheit der Schweden. Die Reiseführerin in Stockholm erzählte viel vom Leben der Schweden. Gleich zu Anfang sahen wir eine junge Frau mit mehreren angeleinten Hunden durch einen Park joggen. Da Hunde nur eine Stunde allein in der Wohnung sein dürfen, gibt es jetzt die Berufe „Hundesitter“ und „Hundejogger“. Das Handy diktiert das Leben. Mangels Banken müssen Bankgeschäfte mit dem Handy von allen erledigt werden. Vor einigen Jahren wurde im Altersheim eine Hundertjährige angelernt. Sie fand dies so toll, dass sie jetzt mit 106 Jahren mit hunderttausend Menschen in Kontakt ist. Kinder haben einen hohen Stellenwert, es gibt für alle Kindergeld und für Studenten finanzielle Unterstützung auch mit zinslosen Darlehen bis hin zum Studienabschluss. Beide Elternteile müssen Elternzeit nehmen und bei Bedarf die Kinder nach Anruf aus dem Kindergarten sofort abholen. Mindestens 3 Stunden an frischer Luft jeden Tag ist vorgeschrieben. Schlechte Nachrichte für Raucher, denn ab 1. Juli darf auch draußen nicht mehr geraucht werden. Ab 2030 soll in Schweden überhaupt nicht mehr geraucht werden. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, bekommt 2% mehr Lohn. Das Steuersystem scheint auch einfacher zu sein.