Schortens: Freigelegte Gebeine geben viele Rätsel auf
Archäologie Ganze Begräbnisstätte unter Wurzelstock entdeckt – Vielleicht Pestfriedhof aus dem 14. Jahrhundert
Wer waren sie? Wann haben sie gelebt? Die Gebeine im Klosterpark geben weiter Rätsel auf. Eines ist sicher: um normale Bestattungen handelt es sich nicht.
BILD: Heino ALBERS
Das genaue Alter der Skelette ist noch ungewiss. Es handelt sich um lauter Erwachsene – das zeigen die ausgebildeten Weisheitszähne.
Schortens – Die archäologischen Grabungen im Schortenser Klosterpark haben weitere Überraschungen zu Tage gefördert: Waren es zunächst nur einzelne Knochenreste, die nach dem Sturm vor 14 Tagen aus dem Wurzelwerk der umgestürzten Erle an der Klosterruine ragten, haben Grabungstechniker Gerhard Stahn und Heino Albers, Archäologiebeauftragter des Landkreises, inzwischen fünf, möglicherweise sogar sechs Skelette entdeckt, die nun freigelegt und geborgen werden.
Wer die Toten waren und wann sie gestorben sind, bleibt weiter geheimnisvoll. Das genaue Alter kann erst im Labor bestimmt werden. Vieles, was die beiden Ausgräber zu Tage förderten, ist und bleibt vorerst sehr ungewöhnlich. „Mit einiger Sicherheit kann man sagen, dass es sich um christliche Begräbnisse handelt, weil alle Körper in Ost-West Lage bestattet wurden“, erläutert Heino Albers. Weiterhin handelt es sich bei allen Funden um Skelette von Erwachsenen. Das ist an den ausgebildeten Weisheitszähnen an allen Skeletten zu erkennen.
Allerdings geben den Archäologen die Gebisse Rätsel auf: Sie sind bei allen Funden in außergewöhnlich gutem Zustand, „was auf eine gute Ernährung der Verstorbenen schließen lässt“, so Albers. Gleichzeitig könne man aus der Lage der Skelette schließen, dass es sich nicht um „geordnete Sargbestattung“ handelte. Die Skelette liegen eng beieinander, die Körperhaltung, etwa der angewinkelte Arm eines Skeletts, macht es unwahrscheinlich, dass die Toten in einem Sarg bestattet worden sind. Überreste von Särgen sind bei der Grabung auch nicht gefunden worden.
„Vielleicht haben wir ja einen kleinen Teil des Pestfriedhofs aus dem 14. Jahrhunderts gefunden?“ vermutet Heino Albers. In der Mitte des 14. Jahrhunderts fiel der Pest in Europa mehr als die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer. Ganze Ortschaften wurden damals ausgerottet.
Die Umstände des Fundes lassen sicher solch einen Schluss zu, müssen aber durch genauere Altersuntersuchungen erst bestätigt werden. Spannend wird die Frage nach der Geschichte dieser Funde noch eine Weile bleiben.
Quelle: Schortens: Freigelegte Gebeine geben viele Rätsel auf – NWZonline.de.