Plattdeutscher Abend im Gedenken an Mine Scherf

Der Plattdeutsche Abend im Bürgerhaus war sehr gut besucht.
Eckhard Rother erfreute die Besucher zu Beginn mit seinem Akkordeonspiel. Der Vorsitzender Johannes Peters begrüßte die Gäste (siehe weiter unten), unter denen auch die stellvertretende Bürgermeisterin Anne Bödeker war, die die Grüße von Verwaltung und Rat überbrachte. Der Plattdeutschbeauftragte des Landkreises Hermann Wilken hob noch einmal die Wichtigkeit des Erhaltes der Plattdeutschen Sprache hervor und war erfreut, dass Platt bald ein Unterrichtsfach an Grundschulen sein könnte und an der Uni Oldenburg als Studienfach angeboten werden solle. Besonders begrüßt wurden die 13 Angehörigen von Mine Scherf. Ihre Schwester Gerda war ebenso anwesend wie die aus Australien angereiste Tochter Herta, die wesentlich dazu beigetragen hatte, dass die überall bei Freunden und Verwandten verteilten 54 Gemälde digitalisiert und an diesem Abend auf der großen Bühnenleinwand gezeigt werden konnten. Peter Homfeldt trug den ihren Kindern verfassten Lebenslauf vor. Eindrucksvoll waren auch die Tondokumente mit der Stimme von Mine Scherf. Hans-Jörg Beyer trug humorvoll „Dit un dat van Land un Lüüd“ vor und war natürlich auch wieder in seiner alten Heimat „Mullbarg“. Zwischendurch animierte Eckhard Rother die Gäste mit seinem Akkordeonspiel zum Mitsingen.

Die „platte“ Begrüßung des Vorsitzenden Hannes Peters:

Woher kummt de Naam „Plattdüütsch“?
Von wegen platt is in Hochdüütsch „flach“. De Dialektbeteken „Platt“ kummt nich van dat platte Land van Noorddüütschland. Toon ersten Maal geev dat de Utdruck in een Utgaav van dat Neei Testament, dat 1524 in nedderländischen Delft druckt worden is. Daar heet dat, dat dat Wark „in goede platten duytsche“ verfaat is, wat soveel meent wie „in klarem, verständlichen Deutsch“.
De Begreep „Platt“ meen daamaals nich de geografisch Laag, also dat platte Land sünners de Klaarheid van de Spraak.
Dat Platt in Plattdüütsch stunn vör klar, deutlich und für jeden verständlich
To de Tied van de Hanse in`t Middeloller weer Plattdüütsch in Norden Düütschlands nich bloot de wichtigste spraken Spraak, sünners ok een achtbaar schreven Spraak. In Midden van dat 15. Jahrhunnerd gung dat mit de Hanse bargdaal un dat Plattdüütsche weer nich mehr so wichtig. Na dat Utfinnen van dat Bökerdrucken worden veel mehr hochdüütsche as plattdüütsche Böker druckt. De wat weer un wat harr, de muss nu allens in Hoochdüütsch hebben. Toerst de hochdüütsche Schrift un denn wordt ok in Hochdüütsch snackt. Dat Plattdüütsch weer bloot noch de Minnerspraak.
Daarmit disse moie Spraak nich utstaarvt, maakt de Landkreis de plattdüütsch Week und wi as Heimatvereen freut uns dat wi mit een Plattdüütschen Abend mit ton Bewahren daarto bidragen köönnt.

Tagung der Heimat- und Bürgervereine am 22.09.2018 in Delmenhorst

Der Heimatverein Delmenhorst und die Arbeitsgemeinschaft der Heimat- und Bürgervereine in der Oldenburgischen Landschaft hatten zu dieser Tagung in die Markthalle eingeladen.
Dieser herrliche Rundbau wurde von den Marktbeschickern nicht mehr
benötigt und dann zu einem zentralen Tagungsraum umgestaltet.
Der Heimatvereinsvorsitzende erwähnte in seiner Begrüßungsrede
voller Stolz, dass seit dem 21. September Delmenhorst der 37. Frauenort Niedersachsens geworden sei, in dem bemerkenswerte Frauen ihre Spuren hinterlassen haben. Stellvertretend wurde das Leben und Wirken der Fabrikarbeiterin, Gewerkschafterin und Betriebsrätin Ruth Müller (1922 bis 2008) für über 20 Jahre Tätigkeit bei der Nordwolle Delmenhorst gewürdigt.
Die Historikerin Herta Hoffmann referierte über die Gräfin Sibylla Elisabeth von Oldenburg und Delmenhorst (1576-1630), die auch Herrin von Jever und Kniphausen war. Der Besuch eines Gymnasiums, einer Universität oder Bildungsreisen waren nicht erlaubt. Da aber Bildung erwartet wurde, unterrichtete ein Hofmeister und sie bildete sich lebenslang durch eigenständige Lektüre weiter. Sie heiratete Graf Anton II und gebar 11 Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreichten. 
Nach dem Tode ihres Mannes 1619 führte sie die Regierungsgeschäfte in der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges, immer bemüht möglichst Schaden von Delmenhorst abzuwenden.
Dr. Carsten Jöhnk berichtete über den Aufstieg und Zusammenbruch des international tätigen Konzern „Nordwolle Delmenhorst“. Die „Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei“ wurde 1884 von Martin Leberecht Lahusen gegründet und hatte 1905 schon 4000  Mitarbeiter, zum großen Teil durch Zuwanderung aus Osteuropa. Auf dem Gelände war die damals größte zusammenhängende Fabrikhalle der Welt. Durch den Bau von Arbeiterhäusern, Häuser für Fabrikbeamte, ein Mädchenwohnheim, eine Speiseanstalt, eine Badeanstalt, ein Krankenhaus entstand eine Stadt in der Stadt. Die Mitarbeiter nannten sich stolz „Wollejaner“. Der Betrieb wuchs ständig und produzierte bald in 16 Betrieben ein Viertel der Weltproduktion.
Gustav Carl Lahusen führte den Konzern 1931 mit 180 Millionen Goldmark Schulden in den Konkurs. Erstmalig in Deutschland wurde ein Wirtschaftsprüfer zur Aufklärung eingesetzt. Der Konzern wurde zerschlagen, der Betrieb in Delmenhorst bis 1981 weitergeführt und wegen Konkurenzunfähigkeit geschlossen. Auf dem denkmalgeschützten Fabrikgelände wurde der Wohnungsbau im unbebauten Teil integriert und es entstand ein florierender Stadtteil. Eine Besichtigung der Rathausanlage mit Innenräumen und der Burginsel mit Graftanlagen mit einem kostümierten Nachtwächter und einer Marktfrau rundete die Tagung ab.
Es blieb genügend Zeit sich mit anderen Vereinskollegen auszutauschen und Anregungen mitzunehmen.

(links: Bild von einem Nachtwächter; rechts: Bild einer Marktfrau, die Modell der Burginsel erklärt)

Fahrradtour ADFC-Heimatverein am 26.08.18

Erläuterung zu den einzelnen Stationen:

Gräberfeld Plaggestraße
Die auch als „Friesenfriedhof“ bekannte frühmittelalterliche
Friedhofsanlage stammt nach den gemachten Funden, Grabbeigaben,
Lage der Gräber, Art der Bestattungen aus der Zeit zwischen dem 5. bis
6. und dem 14. Jahrhundert. Über 670 Bestattungen konnten von dem
Archäologen Hartmut Rötting von 1973 bis 1975 ausgegraben werden.
Sie weisen eine auffällige Mischung von heidnisch-sächsischen und
friesischen sowie frühchristlichen Bestattungssitten auf. Die Funde sind
leider in auswärtigen Museen.
Der Mensch des Mittelalters hatte eine andere Beziehung zum Tod als
wir heute. Das Wissen um die Unvermeidlichkeit des Todes führte zu
einer Vorsorge für das persönliche Heil im Jenseits. Für die heidnischen
Friesen war eine materielle Ausstattung im Grab wichtig, die christlichen
Friesen bereiteten sich durch Fürbitte und mildtätige Stiftungen auf
ihren Tod vor .Der Glaube an die Auferstehung und ein Leben nach
dem Tod machte das Seelenheil wichtiger als irdischen Besitz.

Lübbenstein Lübbenweg
Es gibt 2 Versionen über diesen Stein. Eine besagt, dass es Streit gab,
wo die Grenze zwischen Schortens und Ostiem sei und dass dann ein
starker Mann diesen Stein vom Friedhof Richtung Ostiem geworfen
habe und dort wo er liegengeblieben sei, solle die Grenze zwischen
Schortens und Ostiem sein.
Die andere Version, die auch der Heimatverein verfolgt, besagt, dass
sich die Gebrüder Lübben so gestritten haben sollen, dass sie sich
beide erschlagen haben. Als Nachbarn die Leichen holen wollten, war
nur noch dieser Stein dort. Da bei Ausgrabungen im Gräberfeld an der
Plaggestraße auch ein Doppelgrab mit reichlichen Beigaben gefunden
wurde und weil der Lübbenweg nach diesem Stein benannt wurde, war
es folgerichtig, ihn vom Standort vor der Grundschule an den
Lübbenweg zu versetzen.

Peter Grave Stein
Auf Peter Hinrichs, der 1676 in etwa das jetzige Gebiet von Grafschaft
erwarb, das „Graveskop“ genannt wurde, geht der Name Grafschaft
zurück .Den Beinamen „de Grave“ erhielt er wegen seines aufwändigen
Lebenswandels. Als Zeitgenosse von Graf Anton Günther von
Oldenburg, der sein Landesvater war, ahmte er dessen Lebensstil nach
und fuhr vierspännig zur Kirche und zum Markt. Im Kruge gab er einige
Runden, um ins Gerede bei neidischen Kleinbauern und Kätnern
(Häusler, Besitzer einer Kate) zu kommen. Dieses Gerede hat sich
lange gehalten, Peter Hinrichs wurde zum „Grave“, sein Hof zur
„Graveskup“.

Zielenser Straße
Dieser Gedenkstein, der auch Südermarschweg-Stein genannt wird,
liegt am Anfang dieses Weges, der auf dem ersten Deich, der um 1300
um die südliche Marschenflur des Dorfes Sillenstede entstanden ist.
Heute hat der uralte Weg den Namen „Zielenser Straße“ erhalten. Der
über Hohewarf, Wegshörn, Zielens verlaufende Deich führte über
Wulswarfe bis nach Sillenstede. Diese Südermarsch hatte bei der
heutigen Kläranlage einen Siel mit kleinem Hafen.

Siegessäule
1888 wurde der Sillensteder Kriegerverein gegründet, der das
Kriegerdenkmal, die Siegessäule, im Gedenken an die Gefallenen des
Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 in der Ortsmitte 1893
aufstellen ließ. Wegen neuer Straßenführung musste es 1968 abgebaut
werden und wurde erst 1984 an der jetzigen Stelle wieder aufgebaut.
Nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 erfuhren Vereine und
Organisationen, in denen das Andenken an den Krieg mit Frankreich
wachgehalten sollte, große Popularität. Die etwa 29000 örtlichen
Kriegervereine pflegten eine intensive Kameradschaft und kümmerten
sich um die Kriegsversehrten.
Zur Erinnerung: Wegen eines Streites zwischen Frankreich und
Preußen über die spanische Thronnachfolge eines Hohenzollernprinzen
erklärte Kaiser Napoleon III nach einer Provokation durch Bismarcks
„Emser Depesche“ Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg. Die
französische Armee war schnell unterlegen und Kaiser Napoleon III
wurde am 2.September 1870 gefangengenommen und Frankreich zur
Republik. Weil Deutschland die Abtretung des Elsass forderte, setzte
Frankreich den Krieg fort und wurde wieder besiegt. Im Frieden von
Frankfurt vom 10.Mai 1871 wurde festgelegt, dass das Elsass und Teile
von Lothringen abzutreten und 5 Millionen Francs
Reparationsleistungen zu zahlen sind.

Dankstee Dankesstätte an der Dicktonnenstraße
Aufschrift:
Danke
Diese Dankesstätte mit Blick auf Relinghausen , der Wirkungsstätte von
Anton Reling, wurde errichtet, um allen Bürgerinnen und Bürgern, die
sich um unser Dorf und der gesamten Region verdient gemacht haben,
einmal Dank zu sagen.
Die Dorfgemeinschaft Sillenstede 2003
Carl Anton Reling 1830-1895
Bauer und Gemeindevorsteher der damaligen Gemeinde Sillenstede.
Setzte sich für die Verbesserung und Förderung des Straßenbaus ein.
Maßgebenden Einfluss hatte er beim Bau der Straße Jever nach
Sengwarden. Er war Gründer des Jeverländischen Herdbuchvereins
und Mitbegründer der Vereinigung der „Getreuen von Jever“.

Mühlenstein
Dieser Mahlstein und ein im Heimathaus befindlicher Strebebalken mit
der Aufschrift „Ostiem“ sind vor Ort die einzigen Reste der Heidemühle.
1556 Die Klostermühle, eine Bockwindmühle, steht auf dem braunen
Berge beim Papentun in Östringfelde
1561 Verlegung der Mühle in die Heide auf den Festungswall der alten Schanze gegen die Ostfriesen auf Veranlassung der Amtsleute von
Fräulein Maria. Auf dem damals umfangreichen Heidfeld zwischen
Schortens, Addernhausen und Sillenstede kreuzten sich wichtige
Verkehrswege. Die Heide wurde für die Landwirtschaft nutzbar gemacht
und der Getreideanbau erforderte eine Weiterverarbeitung durch eine
Mühle.
Im sogenannten „Mühlenbann“ wurde den Bauern der Orte Schortens,
Ostiem, Sandel, Cleverns und Teile von Sillenstede ihre zuständige
Mühle von der Herrschaft verordnet und sie wurden verpflichtet, für
diese Mühle notwendige Hilfsdienste zu leisten. 1845 wurde die alten Bockwindmühle abgebrochen und ein Erdholländer neu errichtet. 1913 wurde die Mühle nach Aperberg verkauft und wiederaufgebaut. Die Mühle war dort bis nach dem 2.Weltkrieg im Einsatz. Eine Rückholung der Reste und ein Wiederaufbau scheiterte, der Stadt wurde von der Bundeswehr ein Modell geschenkt.