Tagung der Heimat- und Bürgervereine am 22.09.2018 in Delmenhorst

Der Heimatverein Delmenhorst und die Arbeitsgemeinschaft der Heimat- und Bürgervereine in der Oldenburgischen Landschaft hatten zu dieser Tagung in die Markthalle eingeladen.
Dieser herrliche Rundbau wurde von den Marktbeschickern nicht mehr
benötigt und dann zu einem zentralen Tagungsraum umgestaltet.
Der Heimatvereinsvorsitzende erwähnte in seiner Begrüßungsrede
voller Stolz, dass seit dem 21. September Delmenhorst der 37. Frauenort Niedersachsens geworden sei, in dem bemerkenswerte Frauen ihre Spuren hinterlassen haben. Stellvertretend wurde das Leben und Wirken der Fabrikarbeiterin, Gewerkschafterin und Betriebsrätin Ruth Müller (1922 bis 2008) für über 20 Jahre Tätigkeit bei der Nordwolle Delmenhorst gewürdigt.
Die Historikerin Herta Hoffmann referierte über die Gräfin Sibylla Elisabeth von Oldenburg und Delmenhorst (1576-1630), die auch Herrin von Jever und Kniphausen war. Der Besuch eines Gymnasiums, einer Universität oder Bildungsreisen waren nicht erlaubt. Da aber Bildung erwartet wurde, unterrichtete ein Hofmeister und sie bildete sich lebenslang durch eigenständige Lektüre weiter. Sie heiratete Graf Anton II und gebar 11 Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreichten. 
Nach dem Tode ihres Mannes 1619 führte sie die Regierungsgeschäfte in der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges, immer bemüht möglichst Schaden von Delmenhorst abzuwenden.
Dr. Carsten Jöhnk berichtete über den Aufstieg und Zusammenbruch des international tätigen Konzern „Nordwolle Delmenhorst“. Die „Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei“ wurde 1884 von Martin Leberecht Lahusen gegründet und hatte 1905 schon 4000  Mitarbeiter, zum großen Teil durch Zuwanderung aus Osteuropa. Auf dem Gelände war die damals größte zusammenhängende Fabrikhalle der Welt. Durch den Bau von Arbeiterhäusern, Häuser für Fabrikbeamte, ein Mädchenwohnheim, eine Speiseanstalt, eine Badeanstalt, ein Krankenhaus entstand eine Stadt in der Stadt. Die Mitarbeiter nannten sich stolz „Wollejaner“. Der Betrieb wuchs ständig und produzierte bald in 16 Betrieben ein Viertel der Weltproduktion.
Gustav Carl Lahusen führte den Konzern 1931 mit 180 Millionen Goldmark Schulden in den Konkurs. Erstmalig in Deutschland wurde ein Wirtschaftsprüfer zur Aufklärung eingesetzt. Der Konzern wurde zerschlagen, der Betrieb in Delmenhorst bis 1981 weitergeführt und wegen Konkurenzunfähigkeit geschlossen. Auf dem denkmalgeschützten Fabrikgelände wurde der Wohnungsbau im unbebauten Teil integriert und es entstand ein florierender Stadtteil. Eine Besichtigung der Rathausanlage mit Innenräumen und der Burginsel mit Graftanlagen mit einem kostümierten Nachtwächter und einer Marktfrau rundete die Tagung ab.
Es blieb genügend Zeit sich mit anderen Vereinskollegen auszutauschen und Anregungen mitzunehmen.

(links: Bild von einem Nachtwächter; rechts: Bild einer Marktfrau, die Modell der Burginsel erklärt)

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