Gitta Franken zu Gast im Bürgerhaus Schortens

Beitrag zum „Plattdüütsch Maant“ des Heimatvereins

„Swiegen is Bleei“ – Schweigen ist Blei, mit dieser Erzählung stellte sich Gitta Franken in plattdeutscher Sprache dem zahlreich erschienenen Publikum im Bürgerhaus Schortens vor. Unter den Gästen konnte der Vorsitzende des Heimatvereins Michael Kunz den Plattdeutschbeauftragten Hermann Wilken begrüßen. Im Rahmen des „Plattdüütsch Maants“ erzählte die in Südbrookmerland wohnhafte Autorin Gitta Franken ihre überwiegend authentische Geschichte „Swiegen is Bleei“, mit der sie das lange Schweigen ihrer Familie bricht.

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Gitta Franken freut sich über den Applaus und die Blumen (Bild Rudi Rabe)

Es beginnt mit dem beabsichtigten Verkauf des Elternhauses, nachdem beide Elternteile verstorben sind. Der Wunsch, das Haus noch einmal zu betreten und Erinnerungen wach werden zu lassen, bringt Gitta dazu, den Schlüssel vom bereits beauftragten Makler auszuleihen. Sie betritt das Haus mit wachen Augen und stellt sich vor, wie es früher einmal war. Auf dem Spitzboden findet sie eine kleine kunstvoll geschnitzte Holzkiste. Vorsichtig öffnet sie diese und erblickt zu allererst ein Foto mit einer freundlich dreinblickenden Frau, vielleicht die Oma? Unter dem Foto liegt eine von der Gemeinde im Jahre 1963 ausgestellte Urkunde zur goldenen Hochzeit der Großeltern. Dann noch ein Foto der Großeltern. Beim Vergleich beider Aufnahmen ist zweifellos zu erkennen, dass die Frau ihre Oma ist. Die Hochzeit hat demnach noch vor dem Ersten Weltkrieg stattgefunden, und der Name der Großmutter lässt unschwer erkennen, dass sie jüdischer Abstammung war. Wie konnte die Familie die Nazi- und Kriegszeit überleben? Recherchen innerhalb der Familie stellen sich als schwer heraus, viele oder fast alle Personen mit Kriegserlebnissen sind schon verstorben. Es ist da noch der Vetter, der aber weiterführende Fragen nicht mehr beantwortet. Es bleiben nur noch die sperrlich verbliebenen Nachbarn. Sie versucht es bei dem Haus, wo sie in Kindertagen jeden zweiten Tag Milch abgeholt hat. Die Alten sind schon lange tot, aber die Tochter, die vielleicht zwanzig Jahre älter ist als sie, könnte sich sicher an einige Erlebnisse erinnern.

Nach anfänglichem Zögern erzählt die ältere Dame die Lebensgeschichte Gittas Großeltern und ihrer Mutter. Bei der Heirat im Jahre 1913 wurde die Großmutter aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen. Dies erklärt auch wohl, dass sie durch den Naziterror relativ unbehelligt blieb. Erst 1941 verschwand sie zusammen mit ihren Kindern von der Bildfläche und kam in der Nähe unter, darunter auch Gittas Mutter. Der Großvater erklärte gegenüber den Behörden, sie seien ausgewandert. In welche Zwangslagen der Großvater hätte kommen können, wenn jemand ernstlich krank geworden oder verstorben wäre? Und das über lang andauernde vier Jahre! Mit dieser Erzählung erhielt Gitta Franken 2013 den Johann-Friedrich-Dirks-Literaturpreis. Die bisweilen tief ins Herz gehenden Ausführungen wurden musikalisch umrahmt von der Musikgruppe Dreebladd.

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