VEREINE Vorsitzende Gabriele Böhling wirft hin – Mitglieder kritisieren „zunehmende Politisierung“
VOR ZWEI WOCHEN ERST TRAT IN ALFRED AMMAN DER LANGJÄHRIGE MOTOR DES VEREINS AUS, NUN FOLGT DIE AMTIERENDE VORSITZENDE. EIN ERKLÄRUNGSVERSUCH.
VON OLIVER BRAUN
Schortens – Vor wenigen Wochen noch schien alles im Lot im Heimatverein Schortens: Deutlich steigende Mitgliederzahlen machten Schlagzeilen, der Vorstand hatte sich erheblich verjüngt und steckte voller Elan, viele neue Projekte wurden in Angriff genommen. Hinter all dem steht nun ein Fragezeichen: Offenbar gibt es im Heimatverein Schortens tiefgreifende Zerwürfnisse.
Vor 14 Tagen erst trat völlig überraschend in Person Alfred Ammans der langjährige Vorsitzende und Motor des Heimatvereins aus. Hinter vorgehaltener Hand war von einem Krach mit der amtierenden Vorsitzenden Gabriele Böhling die Rede. Was genau dahinter steckte – darüber schwiegen sich beide trotz Nachfrage bislang aus.
Nun hat auch Gabriele Böhling die Brocken hingeworfen (die NWZ berichtete): Am Montagabend verließ sie wortlos die Vorstandssitzung, nachdem Ehrenratsmitglied Gerhard Hayen als Schlichter erfolglos versucht hatte, zwischen Amman und Böhling zu vermitteln. Gabriele Böhling gab nicht nur ihr Amt als Vorsitzende ab, sondern trat auch aus dem Heimatverein aus. Mit ihr kehrte auch Kassenwartin Heike Heiber dem Verein den Rücken.
Das Licht, in dem der Heimatverein Schortens nun dasteht, ist ein sehr diffuses. Von den Akteuren wie auch von den verbliebenen Vorstandsmitgliedern fühlt sich keiner berufen, Genaueres zu sagen – vermutlich, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
Offenbar gab es Konflikte über die künftige Ausrichtung und die Führung des Vereins. Auch mehrt sich Kritik am enormen Mitgliederzuwachs im Heimatverein, für den in erster Linie die bisherige Vorsitzende gesorgt hat: Der Heimatverein, so klagt manches Mitglied, entwickele sich immer mehr zu einem zweiten Bürgerverein. Statt Heimatgeschichte stehe immer mehr die aktuelle Politik im Vordergrund. Statt nach Schlesien ging es auf Einladung eines Neumitglieds kürzlich nach Berlin in den Bundestag.
Gabriele Böhling möchte zu all den Dingen nichts sagen: „Ich habe mit dem Kapitel abgeschlossen, mich betrifft das nicht mehr.“
Den Vorstand leitet nun kommissarisch Michael Kunz: „Ich war von dieser Entwicklung sehr überrascht“, sagt Kunz. Die geplanten Vorhaben und auch die Synergien von Jung und Alt sollen fortgeführt werden.