Ortskernsanierung Heidmühle

1. Ausgangssituation

von Wolfgang Schmitz

Heidmühle in den 80er Jahren -der Ortskern war funktional gestaltet, aber er war kein Schmuckstück. Laternenmasten wie an Autoschnellstraßen, Bäume und Grün waren nur vereinzelt zu entdecken, Verkehrsanlagen lenkten den Verkehr und die Geschäftsgebäude wirkten nur durch Werbung und ihren Zweck.

Im Bereich des Bahnübergangs an der Menkestraße sah man leerstehende und verfallende Betriebsgebäude, die alte Mühle Pantke stand wirkungsvoll dort, aber ihr Anblick war wenig einladend. Der Straßenraum in Heidmühle war ungestaltet, der Kraftfahrzeugverkehr kam zurecht, aber er fand keine klar gegliederten Verkehrsräume vor. Das musste geändert werden, denn so konnte es in Schortens nicht weitergehen.

Die Gemeinde erteilte 1985 dem Büro Thalen, Neuenburg, den Auftrag, für die Ortsmitte Heidmühle eine detaillierte städtebauliche Untersuchung durchzuführen. Damit war der Auftrag an Fachleute erteilt, Basisdaten für eine zügige und langfristig wirkungsvolle Sanierung im Ortskern zu erarbeiten

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Nachdem der Gemeinderat am 17. Oktober 1985 die grundsätzliche Einleitung eines Sanierungsverfahrens für die Ortsmitte Heidmühle beschlossen hatte, führte das Büro Thalen vorbereitende Untersuchungen nach dem Städtebauförderungsgesetz durch.
Im Rahmen dieser vorbereitenden Untersuchungen wurden die städtebaulichen Missstände festgestellt, die im Rahmen einer Ortskernsanierung mit Förderung von Bund und Land beseitigt werden sollten.
Diese Untersuchungen wurden im November 1985 fertig gestellt und in einer Bürgerversammlung am 17.11.1985 in der Realschule Schortens den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.

Die Fachplaner hatten für den Ortskern folgende Neuordnungsziele erarbeitet:

  • Erhöhung der allgemeinen Einkaufsattraktivität der Oldenburger Straße und der Menkestraße.
  • Entwicklung einer stärker in sich geschlossenen Geschäftszone, U. a. durch ergänzende Einkaufs-und Dienstleistungsangebote, so-wie eine störungsfreiere Verkehrsverbindung zwischen dem nördlich und südlich der Bahnlinie gelegenen Untersuchungsbereich.
  • Verbesserung der Verkehrssituation hinsichtlich des fließenden und ruhenden Verkehrs U. a. durch verkehrsberuhigende Maßnahmen, zusätzliches zentrumsnahes Parkplatzangebot sowie Entschärfung konfliktreicher Kreuzungsbereiche.
  • Schaffung einer räumlich erlebbaren Ortsmitte mit vertikaler Nutzungsverflechtung von Wohnen / Einkaufen I Dienstleistungen.
  • Stärkere Verknüpfung des Geschäftsbereiches mit kulturellen Einrichtungen sowie Spiel-und Freizeiteinrichtungen.

Es bestand die planerische Absicht, die Ortsmitte Heidmühle zu einem attraktiven, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Versorgungsmittelpunkt für die Gemeinde Schortens zu entwickeln. »Die planerische Grundkonzeption schlägt daher vor, die gewerblichen Einrichtungen des Einzelhandels und Laden-und Dienstleistungshandwerks im heutigen Hauptgeschäftsbereich der Gemeinde (Menkestraße / Teilabschnitt der Oldenburger Straße) zu konzentrieren.

Für die Geschäftsleute bringt es den Vorteil der gegenseitigen Fühlungnahme und für den Kunden den Vorteil, bei einem Minimum an Zeitaufwand und Wegen ein Maximum an Waren und Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können«, so die Planer).

Damals waren noch das Dorfgemeinschaftshaus und der Asphaltplatz davor kultureller Treffpunkt: das Bürgerhaus gab es noch nicht. Aber die Entwicklung war bereits eingeleitet, so dass die Planer die markante Lage des Dorfgemeinschaftshauses an einem multifunktional gestalteten Platz als Mittel- punkt und Treffpunkt für alle Gemeindemitglieder in der Perspektive gesehen haben.

Die Überlegungen im Teilbereich Verkehr zielten darauf ab. zur Verkehrsentlastung der Oldenburger Straße eine neue Verbindung von der Menkestraße zur Bahnhofstraße und B 210 über die Ladestraße (damals Bundesbahnareal) zu schaffen.

Die geringe Nutzung der im Bereich der Ladestraße liegenden Anschluss- bzw. Nebengleise führte zu den Überlegungen, die dort noch bestehenden Umschlagmöglichkeiten (Brennmaterialien usw.) ganz aufzugeben. Dann würde sich das Ortsbild hier ganz entscheidend positiv verändern können.

Ebenso wurde das Ortsbild in den vorbereitenden Untersuchungen an- gesprochen. In diesem Punkt waren wesentliche Veränderungen not-wendig. Störende Elemente sollten entfernt werden, gewachsene Baustrukturen waren zu erhalten. Neubauten sollten sich in das Ortsbild einfügen, es aber auch, wenn notwendig, neu prägen. Straßen und Nebenräume sollten gegliedert werden durch Grüngestaltung, in den Einkaufszonen durch Bäume, Buschgruppen, Grasflächen und Rankgewächse.

Das waren alles Wünsche, Forderungen und Träume von Planern und Politikern in der Gemeinde Schortens. Man sah in vielen Bereichen des Landes Niedersachsen sanierte Städte und Gemeinden wachsen und in ihrer Funktion neu erblühen. Dabei hatten es historisch gewachsene

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Orte mit ihren Baudenkmälern und modernisierungsbedürftigen Gebäuden leichter, in das Städtebau- Förderprogramm des Bundes und des Landes zu kommen. Somit musste deutlich gemacht werden, dass Heidmühle in seiner städtebaulichen Wirkung langweilig war und seinen Funktionen für die Einwohner nicht mehr in der Zukunft gerecht werden konnte.

2. Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm

Das Ergebnis der vorbereitenden Untersuchungen war Grundlage für den Antrag der Gemeinde auf Aufnahme in das Förderprogramm nach dem Städtebauförderungsgesetz in Niedersachsen. Dieses Programm wird mit Bundes- und Landesmitteln ausgestattet und fördert die Maßnahmen in den Sanierungsstädten und -gemeinden grundsätzlich mit 213 der anerkannten Kosten.

Es war für die Gemeinde Schortens zu der Zeit nicht einfach, in das Städte- bauförderungsprogramm Niedersachsen aufgenommen zu werden. Viele Städte und Gemeinden erhielten daraus ihre Fördermittel und belegten den finanziellen Rahmen des Programms über viele Jahre.
Erst wenn Städte wie Hameln, Einbeck. Hannoversch Münden und viele andere mit ihrer historischen Bausubstanz Platz für Nachfolger machten. bestanden für andere Gemeinden Chancen.
Nach vergeblichen Anträgen in den Jahren 1985/86 gab Schortens nicht auf. Im Mai 1987 wurde für das Programmjahr 1988 erneut ein Aufnahmeantrag gestellt. Der Sanierungsbedarf wurde mit 11,5 Mio. DM für die nächsten 10 Jahre beziffert.

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Da in Schortens ein umfangreicher Finanzierungsbedarf für Öffentliche Infrastrukturmaßnahmen, also Neugestaltung des öffentlichen Raumes und weniger für private Modernisierungsmaßen bestand, war es immer noch schwierig, in den Kreis der Sanierungsgemeinden aufgenommen zu werden.
Im November 1987 besuchte der Niedersächsische Sozialminister Hermann Schnipkoweit den Landkreis Friesland und seine Gemeinden. Thema seines Besuchs war die  Städtebauförderung des Landes.

Bis auf Varel wollten alle friesländischen Gemeinden mit Bauprojekten in das Förderprogramm aufgenommen werden. Für Schortens sah der Minister bei diesem Besuch wenig Chancen, obwohl ihm deutlich gemacht wurde, dass in Heidmühle die Atmosphäre fehlt und der alte Ortskern eine Fehlentwicklung darstellt.

So machte dieser Ministerbesuch den Schortensern wenig Hoffnung. Schon im März 1988 musste man im Schortenser Rathaus erneut erkennen, dass für die Sanierung des Ortskerns kein Geld aus Hannover zur Verfügung gestellt werden kann. Das Land Niedersachsen konnte zu dem Zeitpunkt seinen Förderungsrahmen nicht aufstocken und benötigte die Mittel des Bundes und des Landes zur Fortführung bereits laufender städtebaulicher Maßnahmen. Damit sah man wieder alle Chancen schwinden.

Wenige Monate nach negativen Mitteilungen und nach einem Besuch des Bundesbauministers Oscar Schneider im August 1988 gab es dann für Schortens die große Überraschung.

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Aus Hannover erreichte uns die Pressemitteilung vom 12. Oktober 1988 -am gleichen Tag war auch der Aufnahmebescheid ausgefertigt:

Der niedesächsische Sozialminister hatte entschieden, 20 Städte und Gemeinden neu in das Städtebauförderungsprogramm 1988 aufzunehmen.

Im Nachtragshaushalt des Landes waren die Mittel für die Stadtsanierung aufgestockt worden. Rat und Verwaltung der Gemeinde Schortens konnten sich freuen. Neben Städten wie Munster, Bodenwerder oder Bad Sachsa war die Gemeinde Schortens in das Förderprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen, und zwar mit einem Förderbetrag von 2 Mio. DM. Das bedeutete für das Jahr 1988 ein Programmvolumen von 3 Mio. DM, und das zum Jahresende.

Nun kam in das Projekt Tempo. Im Oktober die Programmaufnahme, anschließend gleich die Bewilligung der Mittel für 1988. Das Programmjahr 1989 stand vor der Tür und auch dafür waren Mittel zu erwarten. Außerdem hatte die Gemeinde für Baumaßnahmen an Hauptverkehrsstraßen Fördermittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz beantragt. Auch diese Anträge waren aussichtsreich und wurden Anfang 1989 von der Bezirksregierung in Oldenburg positiv entschieden.
Insgesamt gesehen gab es zu diesem Zeitpunkt nur positive Nachrichten. Die Programmaufnahme bedeutete, dass die Gemeinde Schortens ihren Ortskern in Heidmühle neu strukturieren und gestalten konnte, und das nicht nur in diesem einen Jahr, sondern in den nächsten Jahren.

Etwa 10 Jahre hatte man sich in der Programmperspektive dafür vorgenommen. Gleich zu Beginn waren jedoch Mittel in erheblicher Höhe bereitgestellt, die es den Ausschüssen des Gemeinderates und dem Bauamt der Gemeinde nicht einfach machten, die Bauprojekte vorzubereiten und durchzuführen. Schortens hatte eine Schwerpunktaufgabe und packte diese mit vereinten Kräften und Bundes- und Landesmitteln aus dem Förderprogramm zügig an.

3. Ortsrecht und Finanzierungsrahmen

Um die Sanierung ordnungsgemäß nach den Vorschriften des Städtebauförderungsgesetzes, danach des Baugesetzbuches, durchführen zu können, war es zunächst erforderlich, das entsprechende Ortsrecht zu schaffen. In der Ratssitzung am 23. Februar 1989 wurde die Satzung der Gemeinde Schortens über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes im Ortskern Heidmühle beschlossen.

Damit wurde ein etwa 26 ha großes Sanierungsgebiet festgesetzt; dieses Gebiet begann an der B 210 Bahnhofstraße und reichte vom Bahnhof bis zum Rathaus Heidmühle, von der Menkestraße reichte es weiter Richtung Süden bis zum Bürgerhaus. Jedes Grundstück, das im Sanierungsgebiet liegt, ist in der Satzung im Einzelnen aufgeführt. Wegen der besonderen Wirkung der Sanierung wurde in das Grundbuch je Grundstück ein Sanierungsvermerk eingetragen.

Damit war deutlich. auch für etwaige Grundstückskäufer. dass die Grundstücke für einen bestimmten Zeitraum einem besonderen Sanierungsrecht unterliegen.
Die Gemeinde hatte nicht vor, ihre Sanierungsmaßnahmen gegen die Bürgerinnen und Bürger, gegen den Willen der GrundstückseigentümerInnen durchzusetzen. Sie sollte partnerschaftlich und konstruktiv ihre Sanierungsziele umsetzen und war von Beginn an sicher, dass die Bürger und Bürgerinnen Verständnis zeigen und die

Vorteile der Sanierung sehen. Genauso sind die Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden, obwohl besonders in den ersten Jahren die Baumaßnahmen im Ortskern zu Einschränkungen und Unannehmlichkeiten führten, die für manchen nicht einfach zu ertragen waren.
Der Finanzierungsrahmen war schon im Jahr 1987 mit 11,6 Mio. DM gerechnet worden. Man hatte noch keine ganz genaue Übersicht, besonders nicht über die Größenordnung der Modernisierung und Instandsetzung von privaten Gebäuden. Sicher war jedoch, dass die Umgestaltung der Menkestraße, der Oldenburger Straße, ein neuer Dorfplatz am Bürgerhaus sowie die Neugestaltung des Bahnhofbereichs Mittel in einer Größenordnung von 7 Mio. DM erfordern würden.

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Die Gemeinde Schortens selbst erklärte sich bereit, von den Sanierungsmaßnahmen etwa 113, das sind 3,5 Mio. DM, zu tragen.

1 Mio. DM sollte aus Ausgleichsbeträgen finanziert werden. Das bedeutete, dass etwa 7 Mio. DM Fördermittel in den nächsten Jahren in Schortens investiert werden sollten.

Bei allem wussten die Beteiligten und die Fachleute, dass Sanierungsmaßnahmen nicht nur im eigentlichen Investitionsbereich wirken, sondern das Umfeld geht mit. Stadtsanierung oder Ortssanierung bedeutet, dass parallel dazu private Investitionen stattfinden, die die Ziele und Erwartungen der Sanierung zum Anlass nehmen, mit privaten Mitteln selbst zu investieren. Die Sanierung des Ortskerns verspricht oder versprach für Heidmühle Zukunft und das galt dann auch für private Investitionen. Beispiele in Heidmühle zeigen dies.

Um die wichtigen Aufgaben der Ortskernsanierung vom Förderprogramm her und finanztechnisch umsetzen zu können, war die Beauftragung eines Sanierungsträgers notwendig. Im März 1989 wurde nach eingehenden Beratungen im Gemeinderat die Neue Heimat als Sanierungsträger eingesetzt. Die Unternehmensentwicklung führte nachher zu der neuen Bezeichnung Deutsche BauBeCon. Die BauBeCon führt die Sanierung in Schortens mit der Gemeinde gemeinsam als Treuhänderin durch und rechnet alle Maßnahmen gegenüber den Förderstellen im Einzelnen ab.

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4. Maßnahmen

Im Jahr 1989 begannen die wesentlichen Tiefbaumaßnahmen. Am 26.6.1989 fand der erste Spatenstich öffentlich statt, der Neubau der Menkestraße nahm seinen Anfang.
Zuerst wurde der Teilabschnitt vom Neumannsweg bis zum Mühlenweg ausgebaut. Im August schloss sich der Ausbau der Menkestraße im zweiten Bauabschnitt vom Mühlenweg bis zum Bahnübergang an, und die Alte Ladestraße entstand als neue Hauptverkehrsstraße vom Bahnübergang bis zum Bahnhof.
Damit waren einschneidende und wegweisende Baumaßnahmen eingeleitet. Im Ort – das ist im Wesentlichen die Menkestraße als Hauptgeschäftstraße – wurde Granitstein eingebaut, Parkbuchten entstanden, breite Fußwege mit angeschlossenen Radwegen wurden zu beiden Seiten in Naturklinker gebaut.
Die amerikanische Roteiche wurde als prägender Straßenbaum ausgewählt und gepflanzt.

Die Straße mit ihrem Nebenraum erhielt Aufenthaltscharakter, die Fahrbahn erlaubt keine hohen Geschwindigkeiten und die Gehwege bieten eiligen und bummelnden Kunden sowie Gästen viel Platz.

Im ersten Sanierungsjahr 1989 mussten weitere Maßnahmen vorbereitet werden, Gelder für die Zukunft waren absehbar und das Engagement in Rat und Verwaltung so wie beim Gewerbeverein mit seinen UnternehmerInnen war groß.

Also wurden die weiteren Maßnahmen geplant. In 1990 stand noch der alte Kohlenschuppen neben der Ladestraße, das Hillers Eck war bereits in privater Regie gebaut worden. Die Oldenburger Straße sollte daneben nicht vergessen werden.

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Es wurde ein weiterer Abschnitt

der Menkestraße vom Neumannsweg bis zur Elsa-Brändström-Straße in 1992 gebaut. Die Bahnhofstraße von der B 10 bis zur Kreuzung Jeversche Straße erhielt 1993 ein völlig neues Gesicht.
Neben den Maßnahmen für den Individualverkehr wurden die Anlagen um den Bahnhof herum neu geplant.

Ein zentraler Busbahnhof sollte im Ortskern den ÖPNV Straße mit dem ÖPNV Schiene verbinden. So konnte das Gelände von der Bahn erworben werden, und 1993 war der Busbahnhof eine ansprechende grüne Verkehrsfläche. Nur das Bahnhofgebäude machte uns städtebaulich Sorgen. Die Frage war, ob die Gemeinde es kauft und dort investiert oder ob ein privater Investor gefunden werden kann.
Seit 1979 bereits war die Gemeinde Schortens Eigentümerin des Hetzschen Geländes hinter der Oldenburger Straße am Rathaus. Zu Anfang gab es planerische Überlegungen, dort das kulturelle Zentrum für Schortens entstehen zu lassen. Aber das 1987 fertig gestellte Bürgerhaus machte diese Überlegung entbehrlich.
Deswegen ergab sich die folgen- de Entwicklung: Im Sanierungsgebiet soll die Funktion Wohnen gestärkt werden. Neugestaltete öffentliche Anlagen bieten nicht nur Geschäften und Kunden ein attraktives Umfeld.

Gerade ein Ort erhält Leben, wenn Wohnraum in zentraler Lage geschaffen wird. So ist im Grunde Heidmühle generell konzipiert. Aus dem Hausgarten in die Geschäftszone – das ist praktisches Wohnen im Ortskern. Unter diesem Gedanken entstand eine Neuplanung für das Hetzsche Gelände.

Wohnen für Senioren und allgemeines Wohnen in Eigentumsanlagen war Ziel des Bebauungsplanes Oldenburger Straße. Ein privater Investor kaufte die Gemeindeflächen 1994 und stellte ein Jahr später 26 Seniorenwohnen und 27 Eigentumswohnungen fertig.

Die neue Wohnanlage »Grön Winkel« war entstanden mit einem kleinen öffentlichen Park, der das Rathaus mit der Oldenburger Straße verbindet.
Im den Jahren 1989 und 1990 konnte die Gemeinde die Wohnhäuser Jadestraße 8 und 9 erwerben und begann mit der Planung zur Neugestaltung und Erweiterung des sogenannten City-Parkplatzes.

Es entstand der mutige Gedanke, Teile des City-Parkplatzes zur Menkestraße hin mit einem Geschäftshaus zu überbauen, um eine geschlossene Bauzeile zu erhalten. Parkplätze könnten hinter einem Neubau entstehen und im herausgehobenen Untergeschoss. Aufmerksame und kritische Bürger wandten sich 1995 gegen diese Planung und drohten mit einem Bürgerbegehren. Der Gemeinderat nahm die Stimmung in der Bevölkerung auf und ließ von seiner Planung ab.
Zwischenzeitlich waren die Wirkungen der deutschen Einheit seit 1990 spürbar. Der Fluss der Sanierungsmittel nahm merklich ab und die Landesregierung ließ nur noch Sanierungsmaßnahmen zu, die begonnen oder deren Vollendung unbedingt notwendig war.

Straßenbauliche Maßnahmen waren schwieriger durchzusetzen und wurden mit Verzögerungen bewilligt.
Es kam dennoch zu dem Bau einer zusätzlichen Parkplatzanlage an der Jadestraße, deren Schwerpunkt die besondere Grüngestaltung war. Der City-Parkplatz fiel dem Rotstift in Hannover zum Opfer und konnte 1998 in einem kleineren Rahmen verändert und verbessert werden.
Zu einem kulturellen Mittelpunkt und Treffpunkt hatte sich das Bürgerhaus Schortens entwickelt. Es war vor dem Beginn der Sanierung bereits vom Dorfgemeinschaftshaus zum Bürgerhaus erweitert worden. Aber das Umfeld, der Marktplatz, zugleich auch wichtig als attraktiver Parkplatz, stimmte nicht und wirkte sich negativ auf das städtebaulich eindrucksvolle Bürgerhaus) aus.

Schwarzer alter Asphalt aus den 50er Jahren wirkte wenig einladend. Ziel der Gemeinde war es, im Rahmen der Sanierung vom Bürgerhaus bis zum Rathaus eine städtebauliche Attraktivität und eine Verbindung im gleichen Standard herzustellen. Schon
1990 konnte nach einem Plankonzept der örtlichen Architekten Rodieck und Seelkopf der Bürgerhausplatz im ersten Bauabschnitt, anschließend gegenüber die Stellplatzanlage »unter den Linden« fertig gestellt werden.

Der rote Bockhorner Klinker, die Lampenkugeln und der intensiv diskutierte Brunnen geben diesem Ortsbereich am Bürgerhaus seit 1992 ein völlig neues Gesicht. Entgegen ersten Planungen blieb das Wohngrundstück Ecke Menkestraße / Rheinstraße als solches erhalten. Eine Teilfläche dahinter wurde zu einem Parkplatz mit 25 Rosensorten umgestaltet.
Nach dem Neubau der Alten Ladestraße war der städtebauliche Mangel, das war der Kohlen- und Lagerschuppen, dort noch nicht beseitigt.

Nach erfolgreichen Grundstücksverhandlungen übernahm die Gemeinde Ende 1992 dieses Grund- stück. Nach einer ersten Überlegung, diesen Schuppen zu erhalten und für multikulturelle Zwecke zu nutzen, entschied der Gemeinderat sich jedoch für eine 0ffnung als Grün- und Parkplatzanlage, die in 1994 fertig gestellt wurde.

Damit sollte eine Öffnung für die Geschäfte der Oldenburger Straße zur Alten Ladestraße hin erreicht werden. Die Oldenburger Straße selbst hatte jedoch in den 90er Jahren trotz Umgestaltung ihre wirtschaftlichen Probleme im Einzelhandel.

Erst der Umbau von dominierenden Einzelhandelsgeschäften sowie die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes an der Bahnhofstraße mit einem größeren Parkplatz brachten neues Leben in diese Oldenburger Straße.
Mit dem Umbau der Menkestraße bis zur Rheinstrasse in 2001 war in den vergangenen 10 Jahren von der

B 210 bis zum Bürgerhaus ein neu- es und atmosphärisches Straßenbild entstanden. Zu den letzten Baumaßnahmen im öffentlichen Bereich gehörte der Neubau der Oldenburger Straße in Höhe des Postweges bis zum Rathaus im Jahr 2003. Eine alte Klinkerstraße wurde durch Granitquadersteine ersetzt. Den alten Linden wurde bei Planung und Bau große Bedeutung zugemessen, denn sie sind ein wesentlicher historischer Bestandteil dieses Straßenbildes am Rathaus.

Der neue Verbrauchermarkt an der Heinrich-Tönjes-Straße / B 210 sollte an den Ortsbereich gestalterisch angebunden werden. Die Umgestaltung dieser ortsnahen Wohnstraße war ursprünglich nicht im Bauprogramm enthalten. Die Maßnahme war jedoch aufgrund des Zustandes und zur Abrundung äußerst wichtig. Auch die Heinrich-Tönjes-Straße zeigt seit 2003 ein neues städtebauliches Gesicht.

Nun lag es am oder im privaten Bereich, parallel zu den umfangreichen öffentlichen Maßnahmen eigene oder auch zu fördernde Investitionen zu entwickeln, denn Sanierung im öffentlichen Bereich ist die Vorbereitung wichtiger privater Aktivitäten und Investitionen.

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5. Wirtschaftliche und städtebauliche Ergebnisse

Gleich zu Beginn der Ortskernsanierung 1988 entstand auf dem Grundstück Hillers zwischen der Menkestraße und der Jadestraße ein vollständig neues Geschäftsgebäude mit großer Parkplatzfläche und anschließendem Verbrauchermarkt. Alte, unansehnliche Gebäude wurden abgerissen, an der Jadestraße wurde das Haus Nr. 7 und zuletzt im Jahr 2003 wurde das Wohngebäude Jadestraße Nr. 9 entfernt und in das Gelände integriert.

Es war gleich zu Beginn der Sanierung ein attraktives Geschäftszentrum im Jahr 1989 entstanden. Und diesem folgten viele private Investitionen, die Menke-
Passage, das Ärztehaus / Geschäftshaus an der Menkestraße / Bahnübergang,
die 3 Banken im Ort veränderten ihre Gebäude oder ihre Standorte positiv.

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Viele örtliche Unternehmen des Einzelhandels verstanden es, ihre Standorte aufzuwerten.

Sie investierten in Erneuerungen und machten damit ihr Angebot weit attraktiver. Dieses war eine Ergänzung der Ortssanierung; aber auch der Druck der Entwicklungen in Wilhelmshaven und Jever machte es notwendig, den Schortensern und ihren Gästen in ihrer Gemeinde ein gutes und interessantes Angebot vorzuhalten.

Die Sanierungsförderung eines Ortes umfasst auch private Modernisierungsmaßnahmen, jedoch nicht den Neubau von Gebäuden. So
konnte die Gemeinde in einigen Fällen Dachausbauten, die das Ortsbild
positiv veränderten, ergänzend mitfinanzieren.

Ansprechende Gebäude entstanden dadurch U. a. an der
Menkestraße / Einmündung Rhein-Straße und an der Kreuzung Mühlenweg.
Ein typischer und besonderer Fall der privaten Modernisierung war die Sanierung des Bahnhofs.

Dieses mehr als 100 Jahre alte Gebäude konnte rentabel nur instandgesetzt
und modernisiert werden, wenn Sanierungsmittel maßgeblich eingesetzt wurden. Mit Hilfe dieser Mittel hat ein privater Investor vom Erwerb des Gebäudes in 2001 bis zum Jahr 2003 durch seinen Einsatz einen wichtigen Akzent in der Sanierung gesetzt. In strahlendem Gelb begrüßt dieses Geschäftshaus jeden Gast und Besucherin Heidmühle, und die Farbe setzt sich aufmunternd in der Oldenburger Straße fort.

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Nachdem dann die Deutsche Bahn den Bereich der Bahngleise parallel dazu saniert hat (2003/2004) und die Gemeinde zusätzliche Parkplätze für Kfz und
Stellplätze für Fahrräder errichtete, kann der Bahnhof Heidmühle als erfolgreiches Sanierungsobjekt angesehen werden, zu dem Private, das StBF (Städtebauförderung) – Programm und das GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz)  – Programm mit der Gemeinde
ihren gemeinsamen Beitrag geleistet haben.

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Nicht zuletzt haben dann die Einzelhandelsmärkte in Heidmühle ihre
Versorgungsposition überdacht und es gab in den Jahren 2002 – 2004
ganz wesentliche Veränderungen.

Nach dem GMA8) – Gutachten aus dem Jahr 1999 gab es einen enormen
Kaufkraftabfluss (Kaufkraftkoeffizient mit 92,6% unterdurchschnittlich).
Die öffentlichen Sanierungsinvestitionen sollten die Attraktivität aber auch Zentralität des Ortskerns stärken. Infolge dessen haben 4 Einzelhandelsmärkte
ihre Standorte im Ortskern verändert und haben im Wesentlichen neu gebaut, ein weiterer Markt hat in Heidmühle einen freien Standort neu besetzt.

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Damit kommt Schortens auf eine Verkaufsfläche von 33 qm je 100 Einwohner und hat einen Rückstand im kommunalen Vergleich aufgeholt. In dem Zusammenhang ist das Angebot an Parkflächen in Heidmühle zu sehen. Mehr als 700 Stellplätze finden die Besucher im engeren Ortskern Heidmühle vom Eingangsbereich Bahnhofstraße bis zum Bürgerhaus im Ort.

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Das führt dazu, dass die Schortenser und viele Besucher gerne kommen, denn für sie sind in vielfältiger Hinsicht die besten Voraussetzungen geschaffen worden -von der Kultur über kleine Kunstwerke im Öffentlichen Raum -die Kröten, die Figurengruppe »Gemeinsam ins nächste Jahrtausend«, »Begegnung«, »Beugung«, die Kompassrose, die Stettiner Waage, die Achse aus Meiningen -geht es zur Dienstleistung und zum Handel.

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6. Schlussbetrachtung

Eine Vielzahl öffentlicher und privater Maßnahmen hat zu wesentlichen Veränderungen des Ortskerns geführt. Mehr als 7 Mio. Euro wurden in die Sanierungsaufgaben investiert.

Davon hat die Gemeinde Schortens 2,41 Mio. Euro geleistet, die übrigen 2/3 sind Bundes- und Landesmittel, die hier investiert wurden. Erkennt man das Bild von 1988 und vorher wieder?
In Teilen sind ursprüngliche alte Baustrukturen erkennbar -aber: wir wollten etwas verändern und das ist wesentlich gelungen. Die städtebaulichen Missstände aus der Voruntersuchung »Thalen« sind beseitigt.

In der Menkestraße strahlt im Sommer das Grün der Bäume, der öffentliche Raum wirkt farbenfroh, die Geschäfte wirken einladend.

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– Und der Betrieb im Ort mit seinen Menschen, den Fahrrädern und Fahrzeugen bedeutet Leben und Geschäftigkeit – mit einem fröhlichen »Moin« begegnen sich die Menschen im sanierten Ortskern Heidmühle, als wenn nichts gewesen wäre.

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Quelle: Festschrift und das Heimatbuch “75 Jahre Heimatverein Schortens 1929 – 2004
Bilder: 09/2009, Michael Kunz

Wie die Fürsten

Taubenhäuser

Quelle: Landwirtschaftsblatt Weser-Ems Nr. 27 vom 2. Juli 2004

Was heutzutage seltsam anmutet, war bis vor ungefähr 50 Jahren in Ostfriesland gang und gäbe: Statt Wellensittichen saßen damals Tauben in kunstvoll verzierten Käfigen. In Schortens gibt es jetzt eine Ausstellung.

Die Taube, genauer, die Lachtaube, auch Turteltaube plattdeutsch Tuddelduv genannt, galt als Glücksbringer.„Sie hatte aber auch praktischen Nutzen“, so Grahlmann, denn Tauben waren wie Wachhunde: Wenn Fremde den Hof oder das Haus betraten, gurrten sie so laut und durchdringend, dass die Besitzer sogar im Stall oder in der Werkstatt aufmerksam wurden.

Bogedan Grahlmann bei der Taubenhausausstellung

„Die Käfige hingen in Küchen, in den Wohnstuben, im Flur, sogar im Kinderzimmer. ”Oft wurde direkt über dem Kinderbett ein Taubenkäfig aufgehängt „, erzählt Bogedan Grahlmann, Leiter des Schortenser Heimathauses.
,,Man glaubte, dass dies Krankheiten von den Kindern fern hielte. „Die Haustauben und ,,tierischen Alarmanlagen“ mussten nicht etwa in schnöden Käfigen ihr Dasein fristen: ,,Viele Lachtauben wurden in wahren Taubenpalasten gehalten“, so Bogedan Grahlmann. Er sammelt seit knapp 30 Jahren Taubenhäuser und zeigt in Schortens zurzeit eine Auswahl eigener und geliehener Stucke aus Friesland und Ostfriesland.

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Heimathaus zeigt "50 Jahre Kramermarkt"- Viele Unikate zu sehen

Modelle beleben die Ausstellung

"Ich möchte mir die höfliche Anfrage erlauben, ob ich zum diesjährigen Heidmühler Markt einen Platz für mein Restaurationszelt bekommen kann." Mit diesen wohl gesetzten Worten bewarb sich im Jahr 1962 der Inhaber des Cafe Keese um die Teilnahme beim Heidmühler Kramermarkt.
Zu sehen sind solche Unikate, sowie alles rund um die traditionelle Veranstaltung jetzt bei einer Ausstellung "50 Jahre Kramermarkt Heidmühle" im Heimathaus an der Jadestraße in Schortens.
"Bitte unterstützen sie mein junges Unternehmen in Form einer Zusage", heißt es da im Bewerbungsschreiben eines ,,Wurstgeschäfts, ambulant",aus dem Jahr 1953.
Damals war der Kramermarkt gerade aus der Taufe gehoben worden. Als erster Marktvogt regelte Eduard Köhn alle Angelegenheiten.
Sauber abgeheftet fanden sich die Bewerbungsschreiben sowie etliche andere Belege in 35 Aktenordnern im Keller des Rathauses in Heidmühle. Zum 50. Geburtstag des Kramermarktes verließen sie die dunkle Behausung,
Heimathuus-Leiter Bogedan Grahlmann hat sie in seine Wohnung geholt und durchforstet. Innerhalb von drei Monaten hat er eine interessante Ausstellung zusammengetragen.

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