Hans-Wilhelm Grahlmann

Mit der Heimat eng verbunden
von Anke und Otto Wolf

Hans-Wilhelm Grahlmann wurde am 16.09.1912 in Schortens geboren und wuchs mit zwei Schwestern im Schatten der Schortenser Kirche auf, wo seine Eltern eine kleine Landwirtschaft und eine Gastwirtschaft betrieben. Er war Nachfahre alteingesessener Bauernfamilien aus Groß-Ostiem, Schortens und Ostfriesland. Bis in die Jahre 1693 und 1593 konnte er deren Stammbäume zurückverfolgen. In seinem Elternhaus wurde der Grundstein für all sein Wissen gelegt, denn hier lebten mehrere Generationen unter einem Dach, hier versammelten sich am Sonntagmorgen vor oder nach dem Kirchgang Verwandte und Freunde zu einer Tasse Tee. Deren Erzählungen hörte er als Kind gerne zu und verinnerlichte sie auch dank seines enormen Gedächtnisses.

Zu seinem 16. Geburtstag bekam Hans-Wilhelm Grahlmann das damals neu erschienene Buch von Georg Sello „Östringen und Rüstringen“ geschenkt, durch das sein schon bestehendes Interesse an der Heimatforschung entscheidend verstärkt wurde. Bereits 1931, mit 18 Jahren, wirkte er im Heimatverein Schortens mit – erstmals bei der Errichtung des Wolfsgalgens in Oestringfelde. Drei alte Herren, alle älter als 70 Jahre, nahmen ihn als 18- Jährigen in ihren Sonnabendnachmittagskreis der „Freunde des Altertums von Schortens“ auf. Es waren der Hauptlehrer Eden, Heidmühle, Karl Bock, Heidmühle, und Georg Janßen, Sillenstede. „Von ihnen habe ich viel gelernt und sie förderten meine Interessen schon in meiner Jugend stark. Sie waren meine Lehrmeister über lange Zeit“, sagte H.-W. Grahlmann in seiner Rede anlässlich seines Geburtstagsempfanges zum 90. Geburtstag im Schloss Jever.

1941 wurde Hans-Wilhelm Grahlmann zum Kriegsdienst eingezogen und kam nach Stationen in Russland, Süd-und Nordfrankreich in englische Kriegsgefangenschaft. Als er 1947 nach Schortens zurückkehrte, waren zu seinem großen Bedauern alle drei alten Herren bereits verstorben. Nach dem Schulbesuch und der landwirtschaftlichen Lehre arbeitete er bis 1968 als Landwirt.

Schon 1947 wirkte er im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein in Jever mit und wurde 1948 in dessen Vorstand berufen. 1968 gab er die Landwirtschaft auf, denn ihm wurden der weitere Ausbau und die Leitung des Schlossmuseums in Jever übertragen. „Die 18 Jahre, die ich im Schloss tätig war, waren einfach die Erfüllung meiner Wunschträume. Dinge, mit denen ich mich ein ganzes Leben beschäftigt hatte, konnte ich hier vor Ort erfahren, in Taten umsetzen und nach meinen Vorstellungen prägen“ (Auszug aus seiner Rede zum 90. Geb.).

Neben vielen anderen Ehrungen und Auszeichnungen durch seine Mitarbeit bei der Ostfriesischen Landschaft, bei der Oldenburgischen Landschaft, im Friesenrat, im Marschenrat und in der Arbeitsgemeinschaft Familienkunde und Heraldik wurde Hans-Wilhelm Grahlmann in Anerkennung seiner Verdienste in der Heimatforschung, für seine großen fachlichen und organisatorischen Leistungen um das Schlossmuseum in Jever 1973 das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen.

Die unmittelbare Nachbarschaft zur Schortenser Kirche weckte in ihm schon sehr früh das Interesse für die Geschichte der St. Stephanus-Kirche in Schortens und dessen Kirchengemeinde. Über 44 Jahre hat er als Mitglied des Gemeindekirchenrates, davon 4 Jahre als Vorsitzender, die Entwicklung mitgeleitet und -gestaltet.

Schon als kleiner Junge, mit 10 Jahren, begann er, den Altar der Kirche zu schmücken und hat diesen Dienst über 80 Jahre lang mit viel Liebe ausgeübt, ausschließlich mit Blumen aus dem eigenen Garten und ab und zu auch aus den Gärten der Nachbarschaft. Die Erforschung des alten Kirchengebäudes lag ihm besonders am Herzen. „In diesem Gotteshaus gibt es wohl keinen Stein, keinen Nagel, von dem er nicht hätte sagen können, woher er kommt, wer ihn eingeschlagen hat, keinen Stuhl, von dem er nicht wusste, wer dort über Jahrhunderte gesessen hat. Wenn nach vielen Jahren verloren gegangene Traditionen wieder auflebten, wie z. B. das Beiern zu Heiligabend und zum Jahreswechsel, dann war das ebenfalls sein Verdienst“ (nach Pastor Kullik, in seiner Trauerrede am 30.06.2006). Am 25.06.2006 verstarb Hans-Wilhelm Grahlmann im hohen Alter von 93 Jahren.

Besonders gefreut hätte sich Hans-Wilhelm Grahlmann sicherlich darüber, dass auf Initiative des Bürgervereins Schortens und des Vereins der Gemeindebürger Ostiem die neue Straße durch die Burfenne seinen Namen trägt. Führt sie doch über seine ehemaligen Ländereien und mündet sie in die Eilkstraße, die nach seinem und von ihm so verehrten Urgroßvater Dudde Ammen Eilks genannt wurde, dem ersten Gemeindevorsteher, Standesbeamten und Landtagsabgeordneten von Schortens.

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