Elsa Nowak

Lehrerin in Schortens

Elsa Grahlmann wurde am 28. Februar 1915 geboren und wuchs mit ihren älteren Geschwistern Elisabeth und Hans-Wilhelm in Schortens im Schatten der St. Stephanuskirche auf. Ihre Eltern entstammten alt eingesessenen Schortenser Familien und betrieben eine Gastwirtschaft und eine kleine Landwirtschaft am jetzigen Klein­-Ostiemer-Weg. Schon früh zeigte sie ihre Neugierde auf das Leben außerhalb des Heimatdorfes. Nach der Grundschule besuchte sie das Lyzeum in Jever und bestand dann im Oberlyzeum in Wilhelmshaven 1934 die Abiturprüfungen.

Nach dem Arbeitsdienst in Georgsdorf (Grafschaft Bentheim) begann
sie an der Pädagogischen Hochschule Hannover das Lehramtsstudium. Es war in dieser Zeit für junge Frauen nicht normal, ein Studium zu absolvieren. Ihre ersten Jahre als Lehrerin verbrachte sie in der Nähe von Oldenburg.

Als der 2. Weltkrieg ausgebrochen war, wurde sie in den Regierungsbezirk Kattowitz abgeordnet, 1000 km von zu Hause entfernt, um polnische Kinder in Deutsch zu unterrichten. Sie war gespannt auf das, was sie erwartete. Aber es war eine sehr schwierige Zeit, denn im Jahr 1940 als alleinstehende junge Frau in einem gerade von den Deutschen besetzten Land sich behaupten zu müssen, war eine Herausforderung und erforderte sehr viel Mut und Durchsetzungskraft.

Dort in Bistrai lernte sie ihren späteren Ehemann Ernst Nowak kennen. Die beiden schafften es trotz der Kriegswirren, in Schortens zu heiraten. 1943 wurde Sohn Eckhard und 1944 Tochter Anke geboren. Als Elsa Nowak im Januar 1945 mitgeteilt wurde, dass ihr Mann im Dezember 1944 in der Nähe von Budapest gefallen war, entschloss sie sich innerhalb von Stunden, mit den kleinen Kindern (1¾ Jahr und 7 Monate) und einem Kinderwagen zur Flucht in die Heimat. Nach 14 Tagen bei tief winterlichen Verhältnissen und ständigen
Bombenangriffen auf die Züge war sie im Bahnhof Bremen am Ende ihrer Kräfte. Beide Kinder waren durch die Kälte schwer erkrankt und der Kinderwagen war mit nur noch einem Rad nicht mehr zu bewegen. Da tauchte plötzlich auf dem Bahnsteig ihr Schortenser Nachbar, der Schmied Benno Peters, auf. Der kräftige Mann nahm kurzentschlossen den Kinderwagen unter den Arm und brachte so die kleine Familie in das Elternhaus zurück.

Klassenfoto 1954

Als 1948 die Schule in Schortens am jetzigen Klein-Ostiemer-Weg wieder geöffnet wurde, kehrte Elsa Nowak in den Schuldienst zurück. Unter schwierigen äußeren Bedingungen mit bis zu 50 Kindern in einem Klassenraum mit nur wenigen Arbeitsmaterialien wurde der Unterricht gemeistert. 1966 wurde sie zu Konrektorin ernannt und leitete ab 1974 als Rektorin die neue zweizügige Grundschule an der Plaggestraße. Nach ihrer Pensionierung 1979
blieb der Kontakt zu vielen ehemaligen Schülern lange bestehen. An ihren Geburtstagen kamen stets auch schon längst erwachsene Schüler vorbei, um zu gratulieren.

Mit ihrem Bruder Hans-Wilhelm lebte sie weiterhin in ihrem gemeinsamen Elternhaus. Bis ins hohe Alter war Elsa Nowak geistig aktiv und rege, interessierte sich für viele Dinge, reiste in viele Länder, blieb in engem Kontakt zu Freunden, zur Nachbarschaft und vor allem zur Familie, die sich vergrößert hatte und sich vielzählig zu Familienfeiern und zum Weihnachtsfest am Klein-Ostiemer-Weg einfand.

Am 16. August schloss sich der Lebenskreis von Elsa Nowak nach 96 ½ Jahren dort, wo er begonnen hatte, in Schortens.