Die wohl mit Sicherheit älteste Bäckerei der Stadt Schortens ist die Bäckerei Ulfers in Schortens an der Eilksstrasse/Ecke Klein-Ostiemer-Weg. Nachforschungen haben ergeben, dass bereits im Jahre 1866 eine Bäckerei bestanden hat. Die Einsichtnahme in die Grundakten beim Grundbuchamt haben Erkenntnisse gebracht, die den Beteiligten bis jetzt noch nicht bekannt waren. Der Bäckermeister Anton Warner zu Schortens erhielt am 13. Juli 1877 Post aus Jever. Das Amtsgericht Jever beabsichtigte, für alle verzeichneten Grundstücke Grundbücher anzulegen. So auch für das Grundstück des Anton Warner.
Es waren zwar Mutterrollen für jedes Grundstück angelegt, hieß aber nicht, dass wirklich jede Eintragung stimmen musste. Diese Unsicherheit sollte mittels eines Fragebogens beseitigt werden. Und so lautet eingangs der Fragebogen: „Indem das Amtsgericht Ihnen beifolgend einen Auszug aus der Mutterrolle der Gemeinde Schortens betreffend die unter Artikel Nr. 201 befaßte Grundbesitzung zur Einsicht und Prüfung mittheilt, werden Sie auf den 28ten Juli d.J., vormittags 10 Uhr bei einer Brüche von 3 Mark zum Amtsgericht verabladet, um über folgende Punkte Auskunft zu geben:“ – Es folgen viele Fragen über Lage, Art und Größe, Feuerversicherung und grundheuerliche Gerechtigkeiten.- Die eine Frage ist für uns wichtig: „Wie haben Sie das Grundstück erworben?“
Der Justizrath Graepel und der Protokollist Abrahams entwerfen folgende Urkunde:
„Zu „Protocoll“ wurde gegeben: Nachdem in meinem Besitz befindlichen drei Urkunden, die ich übergebe, verkaufte die Ehefrau des Kaufmanns Johann Friedrich Zimmermann, Sophie Catharine geb. Harms ihr durch Contract vom 21. April 1854 von Peter Graalfs Sidden angekauften Häuslingshaus mit Garten an den Schlächter Jürgen Ammen Zimmermann zu 2/3 und an den Zimmermann Hinrich Jürgens zu 1/3. Hierbei ist bemerkt, daß das Haus abgebrochen werden solle, und jeder Käufer auf seinem Theile ein neues Haus ausführen wolle. Laut Protocoll des Amtsgerichts vom 17. Novbr. 1864 hat sodann Jürgen Ammen Zimmermann das ihm gehörige zu Schortens belegene Haus mit Garten zum Antritt des 1. Mai 1865 an den Lichtzieher Ike Janshen zu Sengwarden verkauft. Laut Contract des Amtsgerichts vom 8. ? 1866 habe ich sodann die Stelle von Iko Janshen zum sofortigen Antritt gekauft. Anton Warner.“
Somit steht fest, dass Anton Warner 1866 der erste Eigentümer des Hauses wurde, der dem Beruf des Bäckermeisters nachging. Anton Warner war verheiratet mit Gesche Margarethe geb. Oltmanns. Er verstarb am 26. Oktober 1900 und hinterließ seinen vier Söhnen das Erbe.
Dies waren der Bäckermeister und spätere Eisenbahnarbeiter Johann Gerhard Warner, Hamburg; der Farmer Heinrich Magnus Warner, Cadarville, Dade County USA, Missouri; der Schneidermeister Johann Warner, Oldenburg; der Hülfswärter August Warner, Heidmühle. Am 11. Juni 1903 ging das Grundstück über auf den Bäckermeister Johann Hinrich Anton Theilen. Bereits drei Jahre später, am 25. Oktober 1906, verkaufte Theilen das Anwesen an den Bäckermeister Heinrich Johann Martin Oetken. Oetken modernisierte die Backöfen, die fortan mit heissem Dampf arbeiteten. Er verstand es, das Bäckereigeschäft über die Jahre des ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise zu führen. Es war nicht immer leicht. Es herrschte oftmals grosser Mangel an Backmitteln. Was vielleicht noch schlimmer war: Das Geld zerrann in der Inflationszeit. 1923 kostete ein Kilogramm Brot 399 Milliarden Mark.
1937 kaufte der Bäckermeister Bernhard Ulfers die gutgehende Bäckerei. Er und seine Frau Gerda geb. Lütken konnten das Geschäft weiter ausbauen. Der Krieg machte alle weiteren Zukunftspläne zunichte. Bernhard Ulfers wurde eingezogen. Er fiel schon kurz darauf im Jahre 1944. Seine Frau und die zwei minderjährigen Kinder Bernd und Dietward blieben allein zurück.
In den Jahren 1944/45 wurden durch Bedienstete der Wehrmacht Backwaren hergestellt, die zum größten Teil in das Lazarett in Sanderbusch geliefert wurden. Gleich nach Ende des Krieges beschlagnahmten polnische und kurz darauf kanadische Besatzungssoldaten die Bäckerei, um die Versorgung ihrer Landsleute sicherzustellen. Es folgten die Dänen, deren Produktion kam zum Verpflegungsamt nach Heidmühle, um ebenfalls der Truppenversorgung zu dienen. Im Jahre 1947 konnte wieder für die heimische Bevölkerung gebacken werden. Die Bäcker Franz Torkewitz, Enno Adden und Hermann Busker versuchten, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln Backwaren herzustellen. Wer kennt nicht das gelbe Brot aus Maismehl? Ein Tempo-Dreirad-Auto stand für Auslieferungen zur Verfügung.
Gerda Ulfers übergab 1964 den Betrieb an ihren ältesten Sohn Bernd. Er hatte seinen Meister gemacht und kannte seinen Betrieb genau. Mit seinem Bruder Dietward und seiner Frau Marie geb. Harms brachten sie weiteren Schwung in den Laden. Es gehörte dazu, frühmorgens mit dem Moped oder Fahrrad Kunden mit frischen Brötchen zu versorgen. Die Kinder Ralf und Anke Ulfers haben inzwischen die Bäckerei übernommen. Neue Filialen in der Jeverschen Straße, in Neustadtgödens und Reepsholt sind entstanden. Gut 20 Mitarbeiter haben „Brot“ und Arbeit. Das Warenangebot wurde erheblich erweitert. Neben den leckeren Backwaren sind Waren des täglichen Bedarfs im Angebot. Die Kunden wissen es zu schätzen, alles in frischer Güte einzukaufen und nebenbei noch ein Schwätzchen halten zu können.