Von Hille Wermann
Meine Mutter Hilda Arntz, geb. Frerichs, wurde am 21. März 1908 in Schoost geboren. Sie hatte vier ältere Schwestern und zwei Brüder. Ihre Eltern besaßen einen Bauernhof, auf dem die Kinder schon früh mithalfen. Als einzige der Töchter durfte sie das damalige Lyzeum in Jever besuchen, worauf sie zeitlebens sehr stolz war. Deutsch war ihr Lieblingsfach. Sie liebte klassische Literatur, und das Rezitieren von Gedichten war ihre besondere Stärke. Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges gaben ihre Eltern ihr Einverständnis zur Heirat mit ihrer langjährigen Jugendliebe Johann Gerdes. Als Sohn von Kleinbauern war er nicht „standesgemäß“ gewesen, aber als seine Eltern dem jungen Paar ein Einfamilienhaus in Schortens finanzierten und Johann Gerdes Kirchenrechnungsführer wurde, war der Schwiegersohn „genehm“. Die Ehe währte leider nicht sehr lange. Johann Gerdes wurde zur Wehrmacht eingezogen, kam aber gleich in ein Lazarett, da bei ihm Tuberkulose festgestellt wurde. Es gab keine Heilung, und er verstarb sehr bald.
Ihr Wunsch war, nach ihrem Schulabschluss die Schauspielkunst zu studieren. Ihr Vater riet ihr davon ab, Theaterspielen sei brotlose Kunst. Später war sie stolz darauf, bei dem im Jahr 1936 anlässlich der „Tausend-Jahr-Feier“ in Jever stattgefundenen Fräulein-Marien-Schauspiel teilgenommen zu haben. Dem Heimatverein Schortens trat meine Mutter schon 1934 bei, und sie hat viele Veranstaltugen mit ihren plattdeutschen, meist humorvollen Beiträgen bereichert.
Gegen Ende des Krieges lernte meine Mutter meinen Vater Dr. Friedrich Arntz kennen. Er war gebürtig aus Wuppertal, und infolge des Krieges nach Schortens gekommen. Sie heirateten 1947, und ich wurde geboren. Nach einigen Aushilfsarbeiten bekam mein Vater wieder eine Anstellung als Studienrat am „Max-Planck-Gymnasium“ in Wilhelmshaven.
Wegen ihres freundlichen Wesens war sie allseits beliebt.
1999 starb sie im Alter von 91 Jahren.