Gaststätte „Zur Treudeutschen Ecke“ mit wechselvoller Geschichte

Columbus agierte als Seelentröster

Auf der ersten amtlichen Flurkarte aus dem Jahre 1841 ist das Gebäude in der Kirchstraße bereits verzeichnet. Seit dem Jahr 1825 wurden hier Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs verkauft. Der damalige Eigentümer hieß Robert Anton Janssen, Sohn des Sillensteder Pastors Janssen. Als er 1865 verstarb, heiratete seine Tochter Anna Rebecca den Kaufmann Carl Maes aus Großenkneten, der das Geschäft weiterführte. Ein Brand im Jahre 1883 vernichtete große Teile des Gebäudes, das Warenlager konnte allerdings gerettet werden. Carl Maes verstarb sehr früh bereits 1890. Sein Sohn Ernst Maes übernahm das Geschäft mit der inzwischen gut frequentierten Gaststätte und führte es bis 1904. Dann wurde das Haus an den Kaufmann Lübbo H. Hinrichs verkauft. Am 14. März 1912 gründete hier „Liek ut“ Schortens seinen Boßelverein. Neben der Gaststätte führte Hinrichs ein gut sortiertes Einzelhandelsgeschäft, das in späteren Jahren im Volksmund wegen seines reichlichen Angebots „Klein-Karstadt“ genannt wurde. Kriegsereignisse und eine gewaltige Explosion des Marinemunitionsdepots in Mariensiel am 17. Dezember 1919 schädigten das Geschäft sehr stark.

Nach der Inflation im Jahr 1927 zog Lübbo H. Hinrichs nach Heidmühle. Er verpachtete den Laden an Carl Been aus Heidmühle und die Wirtschaft, die nun den Namen „Treudeutsche Ecke“ trug, an den Wirt Eilt Ennen. Im Jahr 1937 kündigte Ennen den Pachtvertrag, da er den „Dorfkrug“ erwerben konnte. Von 1937 bis 1938 hieß der Wirt Heinrich Frerichs, danach wurden die Gaststättengeschäfte von den Angestellten der Firma Hinrichs übernommen.

Und was hatte der Name „Columbus“ mit der Gaststätte zu tun? Diese Frage ist ganz einfach zu erklären: Im Geschäftshaus gegenüber wohnte ein beliebter Zeitgenosse namens Cornelius Alts, den die Leute „Columbus“ nannten und der die Gaststätte durch die Kriegsjahre und bis 1951 weiterführte. Jedem Soldaten, der wieder zurück an die Front musste, schenkte er kostenlos einen Schnaps ein und tröstete ihn auf ein gesundes Wiederkommen. Zum Gedenken an diesen ehrwürdigen Mann wurden später einige Vereine benannt, und zwar der Sparclub „Columbus“, der Kegelverein „Columbus“ und der Skatclub „Columbus“, der heute noch besteht und sein Domizil im Bowling-Center hat.

Unter dem inzwischen verstorbenen und gut bekannten Geschäftsführer Johann Rose bestand der Einzelhandel noch bis 1951. Der aus Akelsbarg stammende Hinrich de Wall erwarb im Jahre 1951 das Anwesen und bewirtschaftete das Geschäft bis zu seinem Tode, danach wurde es von seinem Sohn Walter fortgeführt. Im Zuge der neuen Ortsdurchfahrt 1961 erhielt das Gebäude ein neues Aussehen. Die Dachneigung wurde verändert und die Außenmauern erhielten eine neue Klinkerfassade. Nach dem Verkauf veränderte sich die Nutzung. Es zog eine Spielothek ein, die der neuen Zeit ein anderes Gesicht verlieh.

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Bild: Archiv Heimatverein Schortens/Rudi Rabe

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