Hermann Onnen sen.

Der Tischlermeister und der letzte Lader von Schortens

von Johannes Peters, nach Unterlagen von Gisela Weinbecker

Ehepaar Onnen

Hermann Onnen wurde am 22.12.1886 in Eggelingen geboren, zog 1912 nach Schortens und baute an der Schooster Straße ein Haus. Nach dem 1. Weltkrieg eröffnete er dort als Tischlermeister eine Tischlerei, die er bis April 1966 leitete.
Das Amt des Laders übernahm er 1959, nachdem er es schon vorher zeitweise vertretungsweise ausübte.
Der Lader war in früheren Jahrhunderten die „lebende Zeitung“, denn er hatte u. a. die Aufgabe zu Beerdigungen, Kindstaufen und Hochzeiten, im Auftrag der betroffenen Familien, einzuladen. Er erledigte alle im Zusammenhang mit solchen Ereignissen notwendigen Formalitäten, war also in gewisser Weise auch der Protokollchef. Er kam überall herum und war einer der bekanntesten Leute im Ort. Bei Beerdigungen trug er einen Trauerflor am Zylinder, bei freudigen Ereignissen war dieser mit bunten Bändern geschmückt. Nach dem 2. Weltkrieg schrumpfte der Arbeitsbereich des Laders. Die inzwischen gegründeten Beerdigungsinstitute übernahmen die Aufgaben der Bestattung und die Beerdigungen ab Trauerhaus fielen nach dem Bau der Friedhofskapelle auf dem neuen Friedhof weg. Deshalb wurde 1962 der Leichenwagen in Schortens abgeschafft. Zuletzt machte er nur noch Handreichungen bei den Trauerfeiern in der Kirche oder Kapelle und schritt dann dem Pastor voran an der Spitze des Trauerzuges bis zum Grab, so wie er früher an der Spitze der Leichenzüge durch die Gemeinde ging.
Nach seinem 80. Geburtstag am 22.12.1966 gab er dieses Amt aus Altersgründen ab und der Gemeindekirchenrat beschloss, dieses Amt nicht wieder zu besetzen. Pastor Meyer und Kirchenrat Grahlmann dankten ihm für seine treuen Dienste bei rund 1000 Beerdigungen.