Vorwärtsdenker im Dienst des Erinnerns

Ein unruhiger Realist: Peter Homfeldt betreut als ehemaliger Olympianer das Museum in Roffhausen

Familiengeschichte ist eng mit dem Unternehmen verbunden

Der Schortenser hängt nicht an Erinnerungen.

VON SÜNNE KAYSER ROFFHAUSEN (JeWo vom 24.12.2014) – Museen sind Orte des Erinnerns und des Rückblickens. Für Peter Homfeldt hingegen gibt es nur eine Richtung: vorwärts. Zurückblicken? „Ich finde die Zukunft spannend, nicht die Vergangenheit“, sagt Homfeldt. Er schaue zurück, wenn er daraus lernen könne – sonst nicht. Wie kommt es, dass ein erklärter Vorwärtsdenker an einem Ort arbeitet, der dem Erinnern gewidmet ist – dem Olympia-Museum in Roffhausen?

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BILD: SÜNNE KAYSER

Zum Teil aus dem Pflichtbewusstsein, das Homfeldt als Vorstandsmitglied des Schortenser Heimatvereins spürt. Als ehemaliger Olympia-Mitarbeiter – Olympianer genannt – schien er dem Verein der Richtige für den Job zu sein. Homfeldt bezeichnet sich selbst als „unruhigen Realisten“. Er möge keine Routine und sei daher im Ruhestand noch unruhig – „sonst wär’ ich nicht hier.“ Das bedeutet nicht, dass Homfeldt seiner Arbeit im Museum ohne Engagement nachginge. „Wenn ich was mach, dann mach ich’s ordentlich“, begründet der Rentner sein hartnäckiges Vorgehen beim Antrag auf Fördergelder, den er im vergangenen Jahr beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur einreichte.

Im zweiten Anlauf erhielt er 5000 Euro. Von diesem Geld konnte das Museum, das zunächst nur aus einem Raum bestand, auf zwei vergrößert werden. Mehr Platz für Erinnerung. 36 Jahre verbrachte Peter Homfeldt bei Olympia. 1953 begann er als Lehrling in der Feinmechanik – „eine schlimme Zeit, es gab kaum Lehrstellen“ – und stieg dann im Unternehmen auf. Konstruktionsplanung und -steuerung, Werkanalyse, Marketing. Gekündigt habe er 1989, weil für ihn am Ende ersichtlich gewesen sei, dass Olympia vor dem zeitnahen Aus stand. Angst – ob vor einem Arbeitsplatzwechsel oder anderem – kannte und kenne er nicht:

„Angst ist kein guter Ratgeber“, sagt er. Kämen Olympianer – beispielsweise zu Ehemaligentreffen – ins Museum, „kann man die keine halbe Minute ruhig bekommen, um etwas zu erzählen.“ Das sei „schon lustig“, wie angeregt sich die Ehemaligen über „Früher“ austauschen, während er kein Bedürfnis dazu verspürt. Nicht, dass er Rückwärtsgewandtheit für etwas Schlechtes hielte, „es liegt mir nur einfach nicht.“ Trotzdem beantwortet er bereitwillig Fragen der Besucher nach vergangenen Zeiten.

Den Schortenser verbindet mit Olympia Familiengeschichte. Sein Vater arbeitete im Werk, und Peter Homfeldt lernte noch als Lehrling seine spätere Ehefrau kennen. „Olympia lagen Familien am Herzen“, sagt er über den Betrieb. Es ist ein solcher Moment, in dem die Augen des 76-Jährigen aufleuchten beim Schwelgen in vergangenen Zeiten: als er alte Ausgaben der Mitarbeiterzeitung „Olympia Ring“ durchblättert, in denen wichtige Daten aus dem Leben der einzelnen Mitarbeiter Platz hatten. Homfeldt findet darin seine Hochzeit und die Geburten seiner Kinder verkündet.

„Damit könnte ich sie zu Weihnachten überraschen“, überlegt er, die Seiten zu kopieren. Trotz der Erlebnisse aus Jahrzehnten im Dienst von Olympia würde es ihm leicht fallen, die Arbeit im Museum an jemand anderen zu übergeben. „Ich häng’ nicht dran – weil das ja Vergangenheit ist.“ Peter Homfeldt im Olympia-Museum, in dem Schreibmaschinenmodelle aus jahrzehntelanger Unternehmensgeschichte zu sehen sind.


DAS OLYMPIA-MUSEUM IN ROFFHAUSEN: ZAHLEN UND FAKTEN Seit 2009 gibt es die Ausstellung zur Geschichte der Olympia Werke AG auf dem Gelände des Technologie Centrum Nordwest (TCN) im Gebäude 7 / Eingang 2. Auf zunächst 35 Quadratmetern und seit diesem Jahr auf der doppelten Fläche präsentiert der Schortenser Heimatverein Reliquien aus der Unternehmensgeschichte. Diverse Schreibmaschinentypen, Werkzeuge und Infomaterial wie Werkzeitschriften präsentiert der Heimatverein im Museum und lässt damit Olympia-Geschichte erlebbar werden. Besichtigen können Interessierte die Dauerausstellung nach telefonischer Absprache unter 04461 / 80418.

Quelle: JeWo vom 24.12.2014

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