Der Gasthof „Ostiemer Hof“ mit großer Vergangenheit

Das wohl älteste Gebäude in Groß-Ostiem war die Gaststätte Ostiem. Hier wurde gleichzeitig die Post- und Wegezollstelle betrieben. Es lag und liegt heute noch an der Oldenburger Straße, der späteren Bundesstraße 210. Mit dem Ausbau dieser Straße in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts vergrößerte sich das Verkehrsaufkommen, und die Reisenden mit Pferdekutschen hatten die willkommende Möglichkeit zur Einkehr. In diesem Zusammenhang ist folgende Anzeige aus dem Jeverschen Wochenblatt interessant:

Obrigkeitliche Bekanntmachungen.

  1. Um die im Districte des Amtes Jever zwischen der Tielbrücke und Großostiem theils

schon gelegte, theils noch ferner zu legende Ziegelstein-Straße in möglichst gutem Stande zu erhalten, wird einstweilen und bis weiter Folgendes angeordnet:

1) auf der Ziegelstein-Straße darf kein Fuhrwerk gefahren werden, an dessen Radfelgen die scharfen eckigen Köpfe der Radnägel, Stifte oder Schrauben nicht eingelassen sind, sondern vorstehen;

2) die Ladung darf

a, bei vierrädigem Fuhrwerk nicht über viertausend Pfund und

b, bei zweirädigem Fuhrwerk nicht über zweitausend Pfund betragen;

3) jeden Straffälligen trifft außer einer Brüche bis zu 10 M Gold die Verpflichtung zum Ersatz aller durch die Uebertretung obiger Vorschriften veranlaßten Kosten der Wiederherstellung oder sonstigen Schäden;

4) von den wirklich eingezogenen Bruchgeldern erhält der Denunciant 1/3, die übrigen 2/3 fließen in die allgemeine Weggeldscasse;

5) über die Contraventionen erkennen die Aemter, mit Vorbehalt des Recurses an die Regierung.

Oldenburg, aus der Regierung, 1839, Novbr. 5.

Mutzenbecher

Im Alter von 38 Jahren wurde am 20.08.1812 der Wirth aus Großostiem Itzte Dudden Klostermann begraben. Damit ist dem Kirchenbuch der Evangelischen Kirchengemeinde Schortens zufolge aktenkundig festgestellt, dass er der erste Gastwirt des später genannten „Ostiemer Hofs“ war. Der nachfolgende Wirt war Rolf Engelbarth Rohls, dies geht ebenfalls aus dem Kirchenbuch hervor, denn seine Heirat mit Gesche Schröder fand 1814 statt. Die ersten Grundbucheintragungen und Wirteverzeichnisse weisen in der Reihenfolge diese Betreiber aus: Johann August Evers Witwe (1855); Nanne Nannen (1856); Anton August Otten (1888), der eine neue Kegelbahn einbauen ließ; Eduard Köhn (1904); Heinrich Sander (1905); Fritz Haschen (1905); Halsbenning (1910); K Jacobs (1911); Oldig Buscher (1919). Am 15. August 1909 brannte der Ostiemer Hof völlig ab. Der Werkführer Eduard Köhn erhielt für die Rettung eines Menschenlebens beim Brandunglück vom Großherzog von Oldenburg eine Verdienstmedaille.

In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts war es Heinrich Jacobs, der die Gaststätte durch die Wirren der Inflationszeit und danach führte. Ihm folgte Reent Janßen (1937). Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Robert Kipp, der die Gaststätte betreute. Er war seiner angestammten Heimat ferngeblieben und hier ansässig geworden. Im weiteren Verlauf führten Wilhelm Strangmann und Aike Bruns den Ostiemer Hof. Unvergesslich sind die Maifeiern, Reiter-, Handwerker- und Schützenbälle. Das Gaststättensterben war auch hier nicht aufzuhalten. Heute dient das Haus nur noch zu Wohnzwecken.

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Bild: Archiv Heimatverein Schortens/Rudi Rabe

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