Fund einer byzantinischen Münze in Schortens

»aktuell« hat es seit dem ersten Erscheinen vor mehr als fünf Jahren als ein besonderes Anliegen betrachtet, interessante und wissenswerte heimatkundliche Beiträge zu veröffentlichen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, Geschehnisse zu erläutern, die der breiten Öffentlichkeit weithin unbekannt sind.

Der Schortenser Heimatverein, vor allem dessen rühriger Vorsitzender Erhard Harms, gab dabei wesentliche Unterstützung. Dies gilt auch für den nachfolgenden Beitrag über den Fund einer byzantinischen Münze in Schortens. Diese befindet sich heute unter Verschluß im Heimatmuseum im Schloß in Jever. Museumsleiter H. W. Grahlmann gab uns Gelegenheit, das seltene Stück zu fotografieren.

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Die zu einer Goldbrosche umgearbeitete Münze hat ein Gewicht von 12 1/2 g, ist 23 mm im Durchmesser groß und 1,5 mm dick. Die Münze wurde am 20. März 1939 bei Feldarbeiten in Schortens, in der Nähe des heutigen Klosterweges, von dem Schüler Wilhelm Helmerichs gefunden und über den damaligen Vertrauensmann für Bodenaltertümer, Inspektor Karl Bock, an das Heimatmuseum in Jever gegeben.

Es wurden verschiedene Gutachten angefertigt, darunter eines vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Danach wurde die Brosche aus einer byzantinischen Goldmünze des Kaisers Argyros Romanos (1028 bis 1034) gefertigt.

Dargestellt ist der Kaiser, dem Maria die rechte Hand aufs Haupt legt, während sie die linke zum Segen erhoben hat. Die anderen Gutachten sind teilweise abweichend, wobei man in der zeitlichen Bestimmung vom 11. bis 12. Jahrhundert geht. Bei der Bestimmung kamen die Gutachter zu der Feststellung, daß die in Schortens gefundene Brosche ursprünglich nicht unbedingt als Münze gedient hat.

Teilweise wurde vermutet, daß es sich »nur« um ein Schaustück handelt, das von Anfang an als Schmuck gedient hat. Als Ursprungsstätte wird Süddeutschland vermutet, denn es sei bekannt, daß in den Werkstätten der Nürnberger und Augsburger Goldschmiede viele Schaumünzen hergestellt wurden, in diesem Falle also nach byzantinischem Vorbild, wozu man anmerken muß, daß byzantinische Münzen zum Beispiel zur Zeit der Kreuzfahrer und durch den venezianischen Handel in großen Mengen in das Abendland kamen. Interessant ist natürlich die Frage, wie diese byzantinische Schaumünze auf den Acker in Schortens kam. Ausgeschlossen wird dabei von Sachverständigen die Anfertigung im eigenen Land durch friesische Goldschmiede, die sich — nach den Erkenntnissen aus allen bisherigen Funden — ausschließlich auf Kunstschöpfungen edelster germanischer Art mit einem unerschöpflichen Formenreichtum erstreckte. Nachahmungen fremder, insbesonders byzantinischer Vorlagen, sind hier bislang nirgendwo nachgewiesen. Dementsprechend wird für den Fund in Schortens eine süddeutsche oder gar mittelmeerische Herkunft als fast sicher angenommen.

Über den »Weg« der Münze nach Schortens können nur Vermutungen angestellt werden. Es besteht die Möglichkeit, daß sie auf kirchlichem Wege hierher gelangte. Die Oestringer Friesen erbauten bekanntlich nach ihrem Sieg über ihre Rüstringer Stammesgenossen im Jahre 1147 zu Ehren der Mutter Gottes eine Kirche In Oestringfelde, die zu einem Kollegiatstift erweitert und 1350 in ein Dominikanerkloster umgewandelt wurde.

Bei den weitreichenden Beziehungen der Kirche könnte die Brosche vielleicht durch einen Romfahrer mitgebracht worden sein. Es ist aber ebensogut möglich, daß sie durch einen Handelsmann auf seinen Reisen nach Flandern, Frankreich oder an den Rhein mitgebracht wurde, denn soweit erstreckte sich nachweislich der Handelsverkehr der Oestringer Friesen im Mittelalter.

Quelle: „aktuell Nr. 26“ Sommer 1977, archiviert von Alfred Amman, 2013 digital aufbereitet von Michael Kunz

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