Ein Marschlandgut in Schortens

Im früheren reinen Bauerndorf einer der vier großen Höfe

Marschlandgut in Schortens

Das Bild aus dem Jahr 1915 zeigt die Familie Eimen (links),  die beiden Personen rechts sind unbekannt.

In groß angelegten Veräußerungsanzeigen im Jeverschen Wochenblatt des Jahres 1908 wurde der heute beschriebene Bauernhof an der Schooster Straße 19 als „Marschlandgut“ bezeichnet, obwohl das Gebäude auf dem Geestrücken gelegen ist. Ein Großteil der Ländereien liegt allerdings außerhalb der Geest, im guten Marschland. „Der Bauernhof bestand früher aus zwei Stellen, die eine Hälfte gehörte meinem Großvater Popke Oetken († 1850) – (zum beschriebenen Bauernhof gehörig-), die andere Hälfte seiner Frau Rike Margarethe geb.Gerdes († 1846) – (Lage in den vorliegenden Unterlagen nicht feststellbar).“ Diese Aussage machte der Enkel Popke Oetken Gerken bei der Anhörung im Großherzoglichen Amtsgericht zu Jever an 14. Mai 1877. Durch Testament ging der Gesamtbesitz 1851 auf ihn über. Er verstarb 1882 und seine fünf Kinder erbten zu gleichen Teilen. Seine Witwe Anna Margarethe Gerken geb. Bohlken bekam das Nießbrauchrecht. 1892 löste sie die Kinder aus und wurde alleinige Eigentümerin. In diesem Jahr zerstörte eine Feuersbrunst das gesamte Gebäude. Es wurde an gleicher Stelle neu wieder aufgebaut.

Anna M. Gerken verkaufte 1908 den Hof an den Landwirt Lübbo Eimen aus Langewerth.

Im alten Gebälk des Wohnhauses ist noch ein Brandzeichen „L. Eimen, Kaisershof“ zu entdecken. Was wollte Eimen mit diesem Brandzeichen bezwecken? War er ein Getreuer des Kaisers? Oder wollte er durch diese Namensgebung dem Hof eine Wertsteigerung bescheren? Fest steht, dass Lübbo Eimen noch im gleichen Jahr versucht hat, den Hof wieder zu verkaufen und mit der Bezeichnung „Marschlandgut“ großes Interesse erwecken wollte. Es ist ihm nicht gelungen, einen neuen Käufer zu finden. In dem am 16. Dezember 1908 im Bremer Schlüssel zu Jever abgehaltenen dritten Verkaufstermin wurde von dem Proprietär Frühling zu Klosterneuland ein Gebot von 96000 Mark abgegeben, der Zuschlag jedoch nicht erteilt. Lediglich einige Parzellen konnten verpachtet werden. Zwölf Jahre lang musste Eimen warten, bis sich endlich ein Käufer fand.

Zwei Jahre nach dem Niedergang des Deutschen Kaiserreichs und gut zwei Jahre vor dem Einsetzen der Inflation erwarb der Gastwirt Johann Claaßen Bruns im Jahre 1920 die Landstelle. Er, (* 1879 in Strackholt), bewirtschaftete in Bagband die Gaststätte „Rademacher“. Im guten Mannesalter entschloss er sich, sein Leben und das seiner Familie zukünftig anders zu gestalten. In Schortens stand das „Marschlandgut“ zum Verkauf, das war die Chance zum Zugriff. Johann Claaßen Bruns lernte die Tochter des Ortsvorstehers von Reepsholt Gerd Heinrich Rewerts, Marie Engeline (* 1882) kennen. Am 8. Mai 1908 läuteten für beide die Hochzeitsglocken der St.-Mauritius-Kirche in Reepsholt. Marie Engeline war das sechste von 10 Kindern.

In Schortens verbrachten sie gute und auch schlechte Zeiten. Die drei Jungen Albert, Heinrich und Reinhard wurden umsorgt und auf das spätere Leben vorbereitet. Im Jahre 1935 entschlossen sich Johann und Marie Bruns, den Hof auf den ältesten Sohn Albert zu übertragen. Sie selbst gönnten sich ganz in der Nähe an der Schooster Straße ein neues schmuckes Wohnhaus mit einer kleinen Scheune und bezogen es im gleichen Jahr. Johann Claaßen Bruns starb im Jahre 1956, seine Frau Marie folgte ihm 1974.

Bruns Kinder

Aufnahme von 1951: Die fünf Kinder von Albert und Grete Bruns (von links) Hildegard, Elfriede, Jan, Fritz und Marianna und der treue Begleiter Senta

Albert Bruns (* 1909 in Strackholt) heiratete am 20. März 1935 die Tochter des Bäckers Anton Schemering, Anchen Margarethe (* 1911).

Anton Schemering war gleichzeitig Wirt und Kaufmann im damaligen „Dorfkrug“, jetzt die Diskothek „Nachtschicht“. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Der Hof entwickelte sich gut, bis sich dunkle Wolken am Himmel zeigten und der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die Einberufung Alberts zur Wehrmacht stellte Grete, wie sie von allen genannt wurde, vor schwere Aufgaben. Alle Sorgen und Nöte waren schnell vergessen, als Albert Bruns glücklich und gesund heimkehren durfte. Albert Bruns verstarb im Jahre 1984 und seine Frau Grete 1978.

Der jüngste Sohn Friedrich (genant Fritz) übernahm 1969 den Hof. Im gleichen Jahr heiratete er die Tochter des Bauern Helmrich Folkers und Frau Martha, Friedel Folkers. Die Tochter Anja erblickte 1971 das Licht der Welt. Ein zweites Mal wurde das Stallgebäude Opfer eines Brandes. Im Jahre 1996 am frühen Ostersonntagmorgen um 4:00 Uhr wurde die Feuerwehr Schortens alarmiert. Das Stallgebäude erlitt großen Schaden, das angrenzende Wohnhaus konnte gerettet werden. Als Brandursache konnte ein technischer Defekt ausgemacht werden. Es wurde wieder aufgebaut und den neuzeitlichen Entwicklungen angepasst.

Die Eigenbewirtschaftung des Hofes wurde 2004 aufgegeben und verpachtet. Zur Ruhe gesetzt haben sich Fritz und Friedel Bruns noch lange nicht. Während Fritz sich sportlich fit hält und in Vereinen und Verbänden Aufgaben wahrnimmt, ist seine Frau Friedel im kirchlichen Besuchsdienst der Ev.-luth. Kirchengemeinde tätig und unterstützt den Landfrauenverein Schortens nach Kräften.

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