Die Kirschen aus dem Branntwein hatten es in sich

Im Rahmen der Veranstaltungserie „Plattdeutsch hat Zukunft“ konnte der Vorsitzende Michael Kunz vom Heimatverein Schortens eine große Zuhörerzahl und die Referenten Horst Janßen und Werner Menke im Bürgerhaus Schortens begrüßen. Menke stellte das neue Buch „Ut mine Jungenstid“ von Albrecht Drost vor, das erstmals im 19. Jahrhundert erschien und die Kindheitsgeschichte des Johann Albrecht Drost aus Jever beschreibt. In mühevoller Detektivarbeit konnte Menke die anonym gehaltenen Namensangaben den Personen zuordnen. Die Erzählungen aus dem Alltagsleben von vor 180 Jahren regten die Zuhörer zum Vergleichen mit der Neuzeit an.

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Horst Janßen stellte Albrecht und Diedrich vor, zwei unzertrennliche Freunde. Sie teilten sich Freud und Leid. Wenn einer einen Apfel bekam und der andere hatte keinen, ging er von Hand zu Hand. Es wurde so lange daran gebissen bis vom ganzen Apfel nichts mehr übrig war. Oder ein Stück geschenkter Kandis ging von Mund zu Mund, beißen ausgeschlossen. Aus Neugier guckten beide gerne bei Schmidhamer vorbei. Nicht nur wegen seiner besonders schönen Tauben, sondern auch wegen der vielen Getränke, hier besonders der Kirschbranntwein. „Jungens, wenn ji Kirschen eten willt, holt jo een depen Teller un maakt Puderzucker up“. Die vom Branntwein befreiten Kirschen luden zum großen Essen ein. Das Ergebnis: Volltrunkenheit und am nächsten Tag Unfähigkeit in der Schule.

Nachdenklich wirkte die Erzählung von der getöteten „Prükduuv“. Albrecht hatte ein Taubenpärchen erhalten. Während der Brutzeit kehrte das Weibchen nicht mehr zurück. Nachforschungen ergaben, dass die Taube von der Katze des Doktors Wolf getötet und schon halb gefressen wurde. Albrecht und Diedrich ersannen einen Rachefeldzug. Alle Katzen im Umkreis sollten mit ihrem Leben büßen. An Hagedornhecken wurden Schlingen aufgestellt, und insgesamt sieben Katzen wurden in der Herrgottsfrühe von den beiden Jungen eingesammelt und begraben.

Das Buch ist im Handel oder beim Verlag Hermann Lüers, Jever, unter ISBN 978-3-981 3621-6-9 erhältlich.

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