Tagesfahrt des Heimatvereins Schortens entlang der Deichlinie des III. Oldenburgischen Deichbandes am 18. Juni

Unter der fachkundigen Führung von Hans-Heinrich Schrievers vom III. Oldenburgischen Deichband ging es vom Bahnhof Heidmühle aus nach Ellenserdamm zum höchsten Deich Frieslands. Schon bei der Vorbeifahrt an der Schortenser St.-Stephanus-Kirche waren wir mitten im Thema, denn diese Kirche wurde auf einer hohen Warft gebaut, weil die Bewohner sich und ihre für den Lebensunterhalt wichtigen Tiere wegen fehlender Deiche vor Sturmfluten in Sicherheit bringen mussten. Auf der Weiterfahrt zum mit 9,8m höchsten Deich Frieslands zwischen Cäciliengroden und Ellenserdammersiel fuhren
wir auf der alten B69 auf dem ehemaligen Ellenserdamm, der nach dem Tode von Frl. Maria im Jahre 1575, als Jever an die Grafen von Oldenburg fiel, gebaut wurde. Wegen des tief ins Land hineinragenden Schwarzen Bracks musste der Graf über Ostriesland unter Zahlung von Wegezoll nach Jever, was ihm missfiel. Unter Graf Anton Günther wurde der Damm 1615 mit dem Deichbaumeister
Albert Brahms fertiggestellt. Als Folge verlagert sich der Handelsverkehr von Neustadtgödens nach Ellenserdammersiel. Der Deich ist an dieser Stelle so hoch, weil sich herausgestellt hat, dass bei Sturmflut mehr Wasser in den Jadebusen gedrückt wird und nicht vollständig wieder abfließen kann und somit bei der nächsten Flut bis zu 2m noch höher aufläuft. Der Deichbau hat sich geändert, weil die steileren Deiche mit Schrägen vom 1 zu 2,5 bei Überspülungen von innen her brachen. Heute haben wir überströmbare Deiche mit einem Deichfuß von 100m und Schrägen von 1 zu 4. Dangast hat keinen Deich, weitere Schutzmaßnahmen werden dort überlegt. Das Schöpfwerk Petershörn entwässert auch Schortens, Speicherpolder dienen zur Zwischenspeicherung, wenn nicht entwässert werden kann. Wir fahren an Cäciliengroden vorbei, die Häuser wurden für die Werftarbeiter gebaut und zwischen 1938 und 1940 bezogen. Der dann sichtbare Flugplatz Mariensiel liegt höher, weil Sand vom U-Boot-Hafen hier aufgefahren wurde. Wieder muss eine Schranke aufgeschlossen werden. Für die über 200 Tore entlang der Deichlinie
gibt es ein einheitliches Schließsystem. Wir erreichen das Fischerdorf beim Banter See. Früher wohnten hier Berufsfischer , heute gibt es keinen berufsmäßigen Fischfang mehr und nach Erhöhung des Deiches 1972 gab es eine Vereinbarung, dass 28 Hütten in der Zeit vom 15. April bis 15. September dort stehen dürfen solange die Besitzer leben, aber die Zahl wird nicht geringer, weil der Platz vererbt wird. Es ist einer der teuersten Campingplätze an der
Nordsee. Wir erreichen den Südstrand und hören vom Reiseführer, dass die Hotels dort dem Deichband gehören und die Stadt Wilhelmshaven diese nach dem Erbbaurecht bewirtschaftet. Immer wieder fahren wir, wie auf der Neuengrodener Straße auf alten Deichen, denn Straßen wurden wegen deren Höhe gerne dort gebaut. Beim Ölhafen besichtigten wir eine aktuelle Deichbaustelle und die dortige Erinnerungssstätte Seefrieden. An diesen
Deichstellen ohne Deichvorland muss der Deichfuß mit besonders schweren Steinen aus Norwegen gesichert werden und solche Maßnahme kostet dem Deichband für 400 Meter ca. 4 Millionen Euro. Die Deichbaukosten werden zu 70% vom Bund und zu 30% vom Land bezahlt, Deichbaumaßnahmen dürfen nur in der Zeit vom 15. April bis 15. September durchgeführt werden. Für die Deichsicherung im anschließenden Marinestützpunkt ist der Bund zuständig, dort besteht noch Handlungsbedarf. Auf der Weiterfahrt durch den Jade-Weser-Port sehen wir ein riesiges Steinlager des Deichbandes mit Deckwerkssteinen eines bestimmten spezifischen Gewichtes aus Norwegen. In Höhe der Eisenbahnlinie des Jade-Weser-Ports ist ein 500ha großes Gelände, das man hat verbuschen lassen und das nun nur zur dringenden Industrieansiedlung abgeholzt werden darf, wenn eine 7fache Ausgleichsfläche, also 3500ha, gefunden wird. Für die Löschbrücken mussten zur Durchleitung der Rohrleitungen durch den Deich Ausnahmegenehmigungen erteilt werden und weil Leitungen für Öl und Chemikalien nicht dicht zusammenliegen dürfen, mussten für die damalige Raffinerie und für ICI zwei getrennte Löschbrücken gebaut werden. Die Ansiedlungsfläche für die Flüssiggasanlieferung vor Hooksiel ist glücklicherweise nicht verbuscht und kann genutzt werden. Der Hafen von Hooksiel verschlickt und muss für die künftige Nutzung als Standort der Schlepper für die Flüssiggastanker ausgebaggert werden. 1km des Deiches vor dem Badestrand wird nächstes Jahr um 1m erhöht. Der dafür notwendige Klei ist schon aus Baugebieten vor Hooksiel und Jever gesammelt worden. Nach einer Stärkung beim Mittagessen in Hooksiel geht es weiter Richtung Küstenschutz-Camp Elisabethgrodendeich. Auf den Deichen viele Schafe zur Deichpflege, aber auch einmal Kühe, denn aufgrund alter Verträge ist dies noch erlaubt wie auch das Mähen im Deichvorland. Das als Deichvorland bezeichnete Gebiet zwischen Deich und Wattenmeer mindert bei Sturmflut die auflaufende Wellenkraft und sollte mindestens 200 bis 400m breit sein. Lahnungen, zwei mit Buschwerk und Schüttsteinen verfüllte Pfahlreihen, schützen das Vorland und Ablagerungen von Schwebstoffen fördern seine Neubildung. Eine zweite Deichlinie zwischen Hooksiel und Horumersiel hat das Ziel, zwischen beiden Deichlinien einen Speicherpolder zu haben. Das Schöpfwerk Wangerland ist für die Entwässerung dieser Gegend zuständig. Auf unserer Fahrt haben wir auch noch dritte und ältere Deichlinien gesehen, die früher abgetragen wurden, aber heute als Bodendenkmäler bleiben müssen. Eine sehr wichtige Aufgabe des Deichbandes ist die Sauberhaltung des Deiches, damit die Grasnarbe nicht beschädigt wird. Besonders nach Sturmfluten gibt es große Mengen an Teek (abgestorbene Pflanzenreste aus dem Deichvorland) und anderem Treibgut, leider auch viele Kunststoffabfälle. All dies wird auf einem Platz zusammengefahren und dann von Hand durchsortiert. Die reinen Pflanzenreste werden gehächselt und dann ins Vorland zurückgeblasen. Das Küstenschutz-Camp Elisabethgrodendeich ist eine Informationseinrichtung zum Küstenschutz mit einem 10m hohen Aussichtshügel, der höchste Erhebung des Wangerlandes und der einen weiten Blick über den Elisabethgroden und das Wattenmeer bis hin zur Insel Wangerooge ermöglicht. Auf dem Hügel steht die Betonskulptur „Woge retour“ der Künstlerin Uta Grams aus Bassens, die den Sinn des Küstenschützes symbolisiert: Die Deiche an der Küste sollen die Wellen der Nordsee zurückwerfen. Nach einer Pause bei Kaffee, Tee und Torte wurde noch das Wangermeer angefahren, aus dem 1 Million Kubikmeter Klei für den Elisabethgrodendeich gewonnen wurden. Klei als mindestens 1,5m dicke Deckschicht über dem Sandkern des Deiches ist unentbehrlich. Untersuchungen haben ergeben, dass der größte Deichschädling, der Maulwurf, maximal sich 1,05m tief eingräbt und dann bei dieser Kleidicke den Sandkern nicht erreicht. Mit sehr vielen Eindrücken kehrten wir pünktlich von einer sehr schönen und dank Herrn Schrievers sehr informativen Fahrt zurück.

In der Galerie befinden sich einige Impressionen, die uns Jürgen Niemann zur Verfügung gestellt hat.

Tagesfahrt des Heimatvereins Schortens

Der Heimatverein plant für Mitglieder und Gäste eine Fahrt entlang der Deichlinie des dritten oldenburgischen Deichbandes am 18. Juni. Abfahrt ist 09:00 Uhr ab Bahnhof Heidmühle mit Ehlers -Reisen nach Dangast zum höchsten Deich Frieslands und dann über Cäciliengroden, Mariensiel, Wilhelmshaven Südstrand zum Ölhafen zu einer aktuellen Deichbaustelle. Von dort geht es weiter über den Jade-Weser-Port nach Hooksiel zum Mittagessen. Weiterfahrt über das Wangermeer und Schillig zum Ausstellungscamp des
Deichbandes am Elisabethgrodendeich mit einer Aussichtsplattform und Informationen über den Küstenschutz sowie Stärkung mit kalten und warmen Getränken. Rückkehr ist gegen 17 Uhr geplant. Die Kosten für die Fahrt und das Mittagessen ohne Getränke betragen 49 Euro. Anmeldungen werden bis zum 10. Juni bei Helga Meyer Tel. 04423 6321 erbeten.

Jahresbericht des Vorsitzenden Johannes Peters auf der
Mitgliederversammlung 23.04.2022

Corona schränkte die Aktivitäten des Heimatvereins stark ein.
Nur am 29. August konnte die gemeinsame Fahrradtour mit dem ADFC durch den Barkeler Busch, Sillenstede, Gummelstede und Bösselhausen durchgeführt werden sowie am Heiligabend und Silvester das Beiern im Glockenturm der St.-Stephanus-Kirche.
Die ausgefallenen Veranstaltungen sollen nun 2022 nachgeholt werden:
– 19.05. Vortrag „Libellenentdeckung mit der Kamera“
– 18.06. Fahrt hinter der Deichlinie des Deichbandes
– 25.06. Erdbeerfest
– 28.08. Fahrradtour mit dem ADFC
– 22.09. Plattdeutscher Abend
– 29.10. Güstkinnelbeer
– 26.11. Adventsfeier
– Heiligabend, Silvester Beiern
Der „Wiehnachtsmarkt di de Kark“ soll nicht mehr stattfinden, weil die Gefahr einer Absage wegen Corona den Planern Petra und Jens Hinrichs zu groß ist. Stattdessen ist eine Ersatzfeier im Sommer in der Überlegung. Aber entschieden ist es noch nicht. Wichtig für alle Veranstaltungen ist eine rege Beteiligung unserer Mitglieder.
Dem Verein werden vermehrt Schenkungen angeboten, wie die Bauernstube des vor über 20 Jahren verstorbenen Herrn Friedrichsen aus Grafschaft. Wir wollen auf jeden Fall die alten Werkzeuge wie Torfspaten, Dreschflegel usw ausstellen, aber im Heimathaus fehlt der Platz. Auch eine Dippelmaschine eines Heimat-vertriebenen und eine hundert Jahre alte Wäschemangel gehören zu den Geschenken, alles Dinge, die wenn wir sie ablehnen würden, wir wahrscheinlich nie wieder bekommen würden.
Nach dem vom Bürgermeister versprochenen Ersatz des bisherigen Heimat-hauses zu fragen erübrigt sich bei der gegenwärtigen Finanzlage der Stadt. Der letzte Stand war ein Stadthaus, in dem die ostdeutsche Sammlung aus dem jetzigen Heimathaus, das Olympiamuseum und ein noch einzurichtendes Stadtmuseum untergebracht werden. Die Tourist-Info müsste das Stadthaus
während ihrer Öffnungszeiten für Besucher, die sich über Audioguide
informieren könnten, öffnen. Damit wäre eine lange Öffnung ohne zusätzliche Personalkosten möglich.
Da die TCN-Marketing zum Jahresende aufgelöst wird, könnte es für das Olympiamuseum zu Problemen kommen, denn von dort wurde die Miete für unsere Räume bezahlt. Der Noch -Geschäftsführer Herr Schnieder will mit dem Vermieter, dem Landkreis und der Stadt Gespräche wegen der Bezahlung der Miete führen. Die letzte Aussage von Bürgermeister Böhling vor gut einem Jahr war, dass wir uns keine Sorgen wegen des Museums zu machen brauchten solange er Bürgermeister sei.
Ein anderes Problem ist das Naturdenkmal „Heiligtum“ beim Klosterpark- sportplatz. Dieses Frühjahr ist nun endlich ein Baumpflegeschnitt erfolgt und es sollte noch eine bisher nicht erfolgte Begehung mit den zuständigen Mitarbeitern des Landkreises und der Stadt erfolgen, wie weiter vorgegangen werden soll, denn es fehlt noch eine Linde und der Ringwall sowie das Umfeld müssen gepflegt werden. Da in unmittelbarer Nähe beim HFC gebaut werden
soll, müssen wir mit Nachdruck auf dieses Naturdenkmal aufmerksam machen.
Besonders beindruckend war der Besuch einer Gruppe Heimatvertriebener aus Wittmund im September im Heimathaus zur Besichtigung der ostdeutschen Sammlung. Einige haben der anwesenden Wochenblattreporterin ihre Fluchterlebnisse erzählt.
Aber es gibt auch Erfreuliches. So hat Frau Regina Rüdebusch, die mit Alfred Amman das Olympiamuseum aufgebaut hat, darum gebeten, ihre Doktorarbeit „Frauenarbeit in der Industrie in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders (1948-1966) am Beispiel der Olympia-Werke“ bei uns im Museum vorzustellen. Im Rahmen einer kleinen gemütlichen Runde bei Kaffee und Kuchen hat Frau Rüdebusch über den jahrelangen Werdegang der Arbeit berichtet und darf nun nach dieser öffentlichen Vorstellung der Doktorarbeit
auch den Titel Doktor Regina Rüdebusch führen.
Mitte 2021 haben wir der Stadt mitgeteilt, dass Peter Homfeldt zum Jahresende 2021 seine Arbeit im Stadtarchiv einstellen will und weil sich in den Reihen des Heimatvereins kein Nachfolger finden ließ, die Stadt gebeten, von ihren Mitarbeitern einen Nachfolger zu benennen, der dann von Herrn Homfeldt eingearbeitet werden würde. Die Stadt ist scheinbar noch auf der Suche, sodass die Arbeit dort zur Zeit ruht.
Der Verein der Gemeindebürger Ostiem löst sich auf. Wir wollen versuchen, deren Mitglieder, die weiterhin an einem Vereinsleben teilnehmen wollen, für den Heimatverein zu gewinnen. Der Heimatverein hat überwiegend ältere Mitglieder. Wir brauchen Ideen, wie wir auch jüngere ansprechen können.